Süddeutsche Zeitung

Münchner Lach- und Schießgesellschaft:Kabarettist Hans Jürgen Diedrich ist gestorben

Bissig, hintergründig und mit einer dramatischen Ader: Hans Jürgen Diedrich war ein Urgestein der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Kabarettisten wie Dieter Hildebrand war er ein ebenbürtiger Partner. Jetzt ist "der Dietsch" im Alter von 89 Jahren gestorben.

Auch mit so einer Rolle bleibt man in Erinnerung: 1986 spielte Hans Jürgen Diedrich am Münchner Volkstheater den Schuster Voigt in Carl Zuckmayers preußischer Komödie "Hauptmann von Köpenick". "Eigenbrötlerisch-scheu" nannte der Kritiker damals Hans Jürgen Diedrichs Voigt. Zierlich von Gestalt, aber stark im Ausdruck, war der schnellsprechende Schauspieler eine großartige Besetzung.

Freunden der politischen Satire ist Diedrich allerdings eher als bissiger Künstler in Erinnerung, der neben Dieter Hildebrandt, Klaus Havenstein und Ursula Herking die legendäre erste "Lach- und Schießgesellschaft mit begründete.

Die Karriere des am 30. April 1923 in Stralsund geborenen Schauspielers beginnt in Hamburg. Im aufblühenden Nachkriegsdeutschland geht er mit den "Amnestierten" auf Tournee. Sammy Drechsel ist gerade dabei, ein neues Kabarett-Ensemble zusammenzustellen und lockt ihn nach München.

Auf der legendären Bühne in der Ursulastraße macht sich "der Dietsch", wie ihn seine Kollegen liebevoll nennen, nicht nur als ebenbürtiger Partner neben damals schon renommierten Kollegen einen Namen, sondern bis 1970 auch als Textschreiber.

Als die hohe Zeit des Quartetts zu Ende geht, besinnt er sich auf seine dramatische Vergangenheit, übernimmt Rollen in TV-Serien wie "Monaco Franze" und "Der Bastian" - und setzt mit dem Voigt einen späten Glanzpunkt seiner Karriere. Nach Informationen der Lach- und Schießgesellschaft ist Hans Jürgen Diedrich am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben.

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Quelle:
SZ vom 30.08.2012
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