Münchner Klinik:Wo der Chefarzt von der "schönsten Intensivstation Münchens" schwärmt

Krankenhaus Barmherzige Brüder Intensivstation

In der neuen Intensivstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Nymphenburg können Patienten nun unter weißblauem Himmel genesen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder ist in großen Bereichen um- und neugebaut worden.

Von Günther Knoll

Barolo - die kleine Gruppe, die da mit Farbmustern in den Händen die Räume des Neubaus am Schlosspark besichtigt, hat sich für den Ton entschieden, in dem eine Zimmerwand gestrichen werden soll. Es geht nicht etwa um eine Wohnung in Nymphenburg, nein, es geht um die neue Intensivstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Gerade wird dort letzte Hand angelegt, denn am Dienstag ist der Termin für die offizielle Eröffnung der, wie der zuständige Chefarzt Franz Brettner schwärmt, "schönsten Intensivstation Münchens".

Drei Jahre hat es gedauert, seit die Planungsunterlagen eingereicht wurden. Jetzt ist das Krankenhaus in der Nähe des Schlosses in großen Bereichen um- und neugebaut. Patienten, Personal und auch Nachbarn mussten mit den durch den Bau bedingten Beeinträchtigungen leben, mit Lärm, mit immer neuen Umwegen. Doch es hat sich gelohnt. Jetzt präsentiert sich das Haus deutlich größer und auch moderner als früher. Der Neubau mit 2500 Quadratmetern Nutzfläche, in dem auch ein Teil der zentralen Notaufnahme sowie Büros mit 90 Arbeitsplätzen untergebracht sind, wurde an der Stelle der ehemaligen Krankenpflegeschule errichtet. Kernstück aber ist die neue Intensivstation, sie hat nun ausschließlich Einzelzimmer im ersten Stock. Das sei inzwischen der medizinisch erforderliche Standard für Intensivpatienten, sagt Brettner.

Die zehn Zimmer sind geräumig und hell. Wären da nicht die Säulen, in denen alle erforderlichen Anschlüsse und Geräte versteckt angebracht sind, könnte man fast meinen, man befinde sich in einem Hotel. Besonders stolz ist man auf das Lichtkonzept. Dessen Highlight ist ein Himmelspaneel an der Zimmerdecke. Die Beleuchtung, die über einen Tageslichtsensor an der Außenfassade gesteuert wird, soll annähernd natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus schaffen und so den Heilungsverlauf der Patienten unterstützen, wie Brettner sagt. Manche von ihnen seien monatelang im Krankenhaus. Wenn sie ans Bett gebunden seien, bleibe ihnen oft gar nicht anders übrig als an die Decke zu starren und "die Löcher der Lüftungsschächte zu zählen". Jetzt können sie stattdessen in ein Stück weißblauen Himmel blicken.

Den Aufenthalt auf einer Intensivstation bezeichnet der Mediziner als eine "für Patienten und auch für deren Angehörige leicht bedrohliche Ausnahmesituation", ein helles und angenehmes Ambiente könne dem entgegenwirken. "Es ist einfach freundlich", beschreibt Nadine Schmid-Pogarell die Atmosphäre. Die Geschäftsführerin des Krankenhauses sagt, dass man bei der Gestaltung der neuen Station dem Personal viel Mitspracherecht eingeräumt habe, das sei auch richtig gewesen, schließlich müssten die Leute ja dort arbeiten. Brettner kann das bestätigen. Ihm hätten die bauausführenden Firmen "manchmal echt leid getan", weil immer wieder neue Vorschläge und Wünsche auf sie zugekommen seien. Was aber das Wichtigste sei für ein Krankenhaus: "Alles, was medizinisch sinnvoll ist, ist da."

Die Kosten liegen bei rund 28 Millionen Euro

Daran könnte der Laie fast zweifeln, vergleicht er den Neubau mit der jetzigen Intensivstation. Deren Bild dominiert ein riesiger Gangbereich mit allen möglichen medizinischen Apparaturen, mit Betten, dazwischen Ärzte und Pflegepersonal. Die kleinen Zimmer befinden sich am Rand und sind zum Teil noch mit zwei Patienten belegt. Auch diese Station sei aber "wertig", versichert der Chefarzt, was auch die Heilungserfolge bestätigten. Und auch dort arbeite das Personal gern, fügt die Geschäftsführerin hinzu. Im Neubau dagegen sind die Gänge relativ schmal und kahl, die Zimmer dafür umso geräumiger. Apparaturen und die Kabel, insgesamt 123 000 Meter, sind weitgehend unsichtbar. Der Umzug soll am 17. Oktober erfolgen. Auch wenn das alles andere als banal werde, "wir freuen uns schon darauf", versichert Brettner.

Schmid- Pogarell begründet das Projekt in erster Linie damit, dass "die Anzahl an Notfallpatienten, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen, deutlich zugenommen hat". Das liege vor allem am hohen Altersdurchschnitt der Münchner. Das Risiko, so zu erkranken, dass Intensivmedizin nötig sei, steige mit den Lebensjahren. Doch auch das erweiterte Leistungsangebot des Hauses etwa mit der Gefäßchirurgie oder dem Leberkrebszentrum erfordere mehr intensivmedizinische Behandlungen.

Die Kosten liegen bei rund 28 Millionen Euro, 17 Millionen finanzierte der Freistaat, den Rest die Trägergesellschaft des Ordens. Dem sei das Wohlergehen der Patienten und damit der entsprechende medizinische Standard immer ein besonderes Anliegen gewesen, sagt Schmid-Pogarell. Das zeige auch die mehr als hundertjährige Geschichte des Krankenhauses. "Wir werden, wann immer es notwendig ist, unser Haus den Bedürfnissen einer modernen medizinischen Patientenversorgung anpassen", kündigt die Geschäftsführerin an. Als nächstens wird die bisherige Intensivstation modernisiert.

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