Münchner Kinos:"Star Wars"-Vorpremiere: Die Macht ist erwacht

Münchner Kinos: Ohne Lichtschwerter ging es nicht an diesem Abend im Kino am Stachus.

Ohne Lichtschwerter ging es nicht an diesem Abend im Kino am Stachus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Popcorn in der einen, Lichtschwert in der anderen Hand: Hunderte Fans sind mitten in der Nacht in die Münchner Kinos geströmt. Vom Film waren aber nicht alle begeistert.

Von Laura Kaufmann

Es deutet nichts darauf hin, dass dies eine besondere Nacht werden könnte im Mathäser Filmpalast. Bis Darth Vader vor dem Glasbau erscheint. Majestätisch schreitet er durch die Tür, alle Blicke auf ihn, ein Luftzug spielt mit seinem Umhang. Dann schluckt der Glasbau die dunkle Seite der Macht.

Darth Vader ist schwer zu verstehen durch seinen Helm, die Maske verzerrt seine Worte. Der Diener des Imperators ist Bankangestellter und muss als solcher morgen früh den Kunden dienen, in einem anderen Aufzug. Er heißt eigentlich Florian Krininger, so viel ist auch noch zu verstehen, und das frühe Aufstehen hält ihn nicht davon ab, "Star Wars - Das Erwachen der Macht" in den Kinos starten zu sehen.

Und der Start ist nun mal ab Mitternacht, um 23.59 Uhr beginnt die erste Vorstellung. "Star Wars, das ist nicht nur ein Film, das ist Kult", sagt Darth Krininger. Der Multiplex am Stachus zelebriert diesen Kult mit einem 24-Stunden-Sonderaufgebot, der Film läuft in allen Kinos, die ganze Nacht und weiter.

Viele Zuschauer sind zu jung, um das Original zu kennen

Wer sich freinehmen konnte, hat sich freigenommen, wie die beiden Leias mit den Schneckenkringeln hinter den Ohren. Sie haben dieses Jahr ihr Abitur gemacht, überhaupt sind sehr viele Leute im Foyer jung. Zu jung, um den ersten Teil der Trilogie im Kino gesehen zu haben, sogar den zweiten, aber "das sind Klassiker", sagt eine Leia.

"Die Filme unserer Kindheit. Also die ersten, die einen nicht mehr loslassen", sagt Korbinian Lutz, ein 24-jähriger Jedi. Und wenn es nicht die Filme sind, sind es Actionfiguren oder Computerspiele, das millionenschwere Marketing, durch das diese Generation in die Welt der Republik geraten ist. In eine fiktive Galaxie voll Ritterorden und Roboterdroiden, die sich in dieser Nacht mit der banalen Realität des Multiplexkinos vermischt. Lichtschwert in der einen, Popcorntüte in der anderen Hand.

Auch eine der Verkäuferinnen, die eine nicht enden wollende Schlange bedient, hat ihr Haar zu Leiaschnecken gezwirbelt, eine hinter Nachos und XXL-Colabechern getarnte Prinzessin. Es könnte jetzt einer der Jedi-Ritter über die Theke springen und sie mit sich ziehen, sie würden auf ein fliegendes Gerät aufspringen wie auf ein Motorrad und durch die zerberstende Glaswand in die Nacht hinaus fliegen. Womöglich müssten dabei noch ein, zwei Stormtrooper dran glauben. Und die Weihnachtsgirlande, die sich adrett über der Theke zwirbelt, auch.

Wie der Film ankam? "So schlecht fand ich ihn gar nicht"

Münchner Kinos: Sternenkrieger und Prinzessinnen am Stachus.

Sternenkrieger und Prinzessinnen am Stachus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das passiert natürlich nicht. Stattdessen bekriegen sich Jedi-Ritter mit ihren Lichtschwertern im Gang, für ein Kamerateam. Einer von ihnen hat nur einen Stock zum Schwert, einen türkisfarben bemalten. "Hey, wir haben gerade darüber geredet, wie wir uns als Kinder Lichtschwerter aus Stöcken gebastelt haben", sagt ein professionellerer Jedi und klopft ihm auf die Schulter, "find' ich cool." Darth Krininger sagte, sein Outfit habe 900 Euro gekostet, "eine Investition fürs Leben".

Der Film startet, aber ein später Start schützt vor Werbung nicht. Als um halb eins der berühmte Vorspann in der Weite der Galaxie verschwindet, klatschen die Leute. Die meisten von ihnen sind dann doch in Zivil gekommen, vielleicht wollen sie sich nicht auf eine der Seiten schlagen im ewigen Krieg der Sterne. Und mancher Fan kann offenbar bis zum nächsten Tag warten, will sich unter der Woche seinen Schlaf nicht rauben lassen. Die erste Reihe bleibt leer.

Als das Licht mehr als zwei Stunden später angeht, bleibt von der Nacht nicht mehr viel, nach einer neuen Runde im Kampf Gut gegen Böse, nach dem Start der neuen Trilogie, nach dem ersten Star-Wars-Film der Post-George-Lucas-Ära.

Aus der offenen Tür tönt die berühmte Fanfare hinaus in den noch geisterhaft leeren Glaskomplex, bis das Gemurmel sich als Grundrauschen darüberlegt, müde Menschen auf den Rolltreppen gähnen. Manche haben jetzt Flyer in den Jackentaschen für eine Party am Freitag, "Nacht der Sternenkrieger" in der Nachtgalerie; eine neue Chance, die Laserschwerter zu zücken. Und das Erwachen der Macht mit Stamperln ab 50 Cent herunterzuspülen.

Nicht alle sind begeistert

"Scheiße", sagt einer zu der Radioreporterin, die wissen will, wie der Film gefallen hat, "so schlecht fand ich ihn gar nicht", wirft sein Kumpel ein. "Ganz gut, aber die Figuren waren ein bisschen flach", sagt ein Zivilist; der Jedi daneben und sein Freund, der Stormtrooper, sind begeistert. "Es waren echt viele witzige Szenen drin und Anspielungen auf die alten Filme", sagt der Jedi, während seinem Freund in der weißen Rüstung ein Fremder um den Hals fällt und "Bruder!" ruft.

Dann schreitet Darth Vader die Treppen herunter, das Böse aus vergangenen Tagen. "Ich fand den Film gut", murmelt er aus der Maske. "Aber jetzt bin ich müde." Der Bankschalter ruft in wenigen Stunden. Die Investition fürs Leben hängt dann wieder ordentlich im Schrank.

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