Münchner Kandidaten im Netz:Klicks zum Kreuz

Ein Profil auf Facebook oder Videobotschaften auf YouTube: Einige Politiker in München nutzen das Internet für den Wahlkampf. Der Kandidaten-Check.

Lisa Sonnabend

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Münchner Politiker im Netz

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Der Mann sitzt in einem Wintergarten. Im Hintergrund blühen rote Rosen in einem Garten. "Mir geht es darum, Alt und Jung zusammenzubringen", spricht er bedeutsam in die Kamera. "Nur miteinander sind Alt und Jung stark."

Der Mann im Polo-Hemd hat graue Haare und sieht ein wenig blass aus. Er heißt Johannes Singhammer, ist CSU-Direktkandidat im Kreis München Nord für die Bundestagswahl und befindet sich im Wahlkampf. Obama konnte Millionen Menschen über soziale Netzwerke im Internet mobilisieren - Singhammer versucht es nun, dem US-Präsidenten gleich zu tun.

Foto: Rumpf

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Seine Film-Botschaft an die Rentner der Stadt ist auf dem Video-Portal YouTube für jedermann abrufbar. Außerdem nutzt Singhammer die Community-Seiten Facebook, Lokalisten oder StudiVZ für den Wahlkampf - dort kann man ein Netzwerk aus Freunden aufbauen und diesen kurze Mitteilungen schicken.

Der Wähler erfährt auf diesen Seiten beispielsweise, dass Singhammer ein Fan von Horst Seehofer ist, einen Mini und einen VW-Bus fährt und "unmittelbar an der Fröttmaninger Heide" wohnt.

Online-Aktivitäten gehören für Politiker im Wahlkampf inzwischen zur Pflicht. Eine eigene Homepage reicht dabei längst nicht mehr aus. Statt Monolog ist nun Dialog gefragt. Dafür eigenen sich soziale Netzwerke. Denn die Wähler können den Politikern Kommentare schreiben, über Themen diskutieren; die Politiker widerum können selbst Nachrichten online stellen und sind nicht mehr allein auf Presse und Bierzelt angewiesen.

Screenshot: Youtube.com

Münchner Politiker im Netz

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier haben Profile auf Facebook oder StudiVZ und sind auf Videos im Netz zu sehen - und auch die Münchner Bundestagskandidaten sind im Internet aktiv. Die meisten allerdings nicht in so großem Ausmaß wie Singhammer.

Peter Gauweiler (Foto), CSU-Kandidat im Wahlkreis München-Süd, lädt seine Anhänger zum Beispiel über Facebook zu einer Wahlkampfveranstaltung ein. Und Hans-Peter Uhl, CSU-Kandidat im Münchner Westen, stellt auf der Community-Seite stolz ein Bild ein, wie er gerade Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hand schüttelt. Nur Herbert Frankenhauser (CSU, München Ost), vertraut darauf, es ohne Internetaktivitäten in den Bundestag zu schaffen.

Foto: ddp

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Bei der SPD ergibt sich ein ähnliches Bild: Auch Axel Berg (Foto, München Nord) hat ein Facebook-Profil, auf dem er seine Wahlkampfplakate zur Diskussion stellt. Roland Fischer (München West) versucht mit dem Kurznachrichtendienst Twitter Wählerstimmen zu gewinnen. Allerdings hat er es nur auf vier eher belanglose Beiträge geschafft - der letzte stammt vom 4. Mai. Claudia Tausend (Münchner Osten) gibt auf dem Facebook-Profil ihre Telefonnummer an und Christian Vorländer (München Süd) hat immerhin ein Video auf YouTube gestellt, in dem er die Zuschauer duzt und in dem es bedrohlich hallt.

Foto: Rumpf

Münchner Politiker im Netz

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Bei den Grünen, der FDP oder der Linken dagegen ist im Internet noch deutlich weniger zu finden. Hermann Brem, der Kandidat der Grünen im Westen, gibt auf seiner Homepage Kulturtipps und die Leser können ihm Kommentare hinterlassen. FDP-Politiker Rainer Stinner (Foto, Münchner Osten) ist der einzige Münchner Bundestagskandidat, der regelmäßig twittert. Kürzlich ließ er die Wähler über diesen Kanal wissen: "Es muss sich was ändern - das ist mein Motto für den Wahlkampf."

Dieser Satz kann als Sinnbild für die Aktivitäten der Münchner Politiker im Netz gesehen werden. Noch haben die Botschaften wenig Substanz, interessante Neuigkeiten erfährt der User hier nicht. Es scheint so, als würden die Politiker die Wähler nicht ernst nehmen. Ein ernsthafter Dialog mit den Internetnutzern findet nirgends statt.

Foto: Haas

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Außerdem ist die Zahl der Münchner, die die Online-Angebote der Kandidaten nutzen, noch verschwindend gering.

Gerade einmal 93 Menschen verfolgen, was Stinner auf Twitter zu sagen hat. Axel Berg bringt es bei Facebook auf rund 520 Freunde. Zum Vergleich: Merkel hat dort rund 13.300 Befürworter und Steinmeier immerhin 5200. Barack Obama bringt es auf 66 Millionen Anhänger bei Facebook und fast zwei Millionen auf Twitter.

Die Video-Botschaft von Singhammer an die Rentner der Stadt haben 173 Leute angesehen. Aber wer weiß. Manchmal kommt es auf jede Stimme an.

Foto: dpa

(sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend/pfau)

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