Was passiert, wenn man plötzlich stirbt? Wer kommt da zur Beerdigung? Wer vermisst einen, trauert? In Robert Walsers 20-seitigem, in Berner Mundart geschriebenem Kurzdrama stellt sich der junge Fritz diese Frage. Er fühlt sich von seiner Familie, vor allem von seiner Mutter nicht geliebt. Also fingiert er im Moment seiner größten Verzweiflung sein Ertrinken im Teich, um noch einmal ihre Liebe zu spüren. Die französische Theatermacherin Gisèle Vienne hat den Text 2021 in Lausanne als ein klaustrophobisches Spiel mit verfremdeter Körpersprache inszeniert, nun kommt "Der Teich" für drei Abende als Gastspiel an die Kammerspiele. Auf der Bühne - einer kalten White Box - stehen zwei Schauspielerinnen, anfangs drängen dort auch lebensgroße Marionetten herein. Adèle Haenel und Henrietta Wallberg übernehmen die Parts von zehn Personen, kämpfen sich aneinander ab, oft in Slow Motionen, das Setting ist bedrohlich und kalt. Im Verlauf von knapp eineinhalb Stunden legen sie die schmerzlichen Stränge von Beziehung und Machtspielen in der Familie bloß - auf eine ästhetisch anspruchsvolle, ebenso verstörende Weise.
Der Teich, Gastspiel von Gisèle Vienne, französisch mit deutschen Übertiteln, Donnerstag bis Samstag, 9. bis 11. März, 20 Uhr, Therese-Giehse-Halle, Telefon: 089/23 39 66 00