Münchner Innenstadt:So sollen öffentliche Plätze kreativer gestaltet werden

Münchner Innenstadt: Module am Sattlerplatz: In den Entwürfen wird deutlich, wie sich Stadtplanung von Zwängen befreien könnte.

Module am Sattlerplatz: In den Entwürfen wird deutlich, wie sich Stadtplanung von Zwängen befreien könnte.

(Foto: Patrick Bayer/Christoph Schlapak und Carl Christoph Gressel)
  • Stadtplaner, Architekten, Sozialwissenschaftler, Künstler und Kreative haben sich zu einer neuen Genossenschaft zusammengeschlossen.
  • "Syn City" will sich darum kümmern, dass öffentlich Plätze kreativ bebaut werden - dabei müsse man sich "von Zwängen befreien und Neues wagen".
  • Nicht nur Architekten und Stadtplaner sollten über Projekte entscheiden, meint die Gruppe. Auch die Bürger müssen schon früh involviert werden.

Von Nicole Graner

Nicht quadratisch praktisch, sondern rechteckig mit abgerundeten Kanten und beweglich - so könnten neue Atelierräume am Sattlerplatz aussehen, die sich wie in einem modernen Parkhaus hin- und herschieben lassen. Mit Hilfe eines Krans werden die gemieteten Räume zu transportablen Boxen, das Gebäude zu einer Art "Kunstfabrik". Oder, wie Hajo Bahner von Syn City sagt: "Es sind futuristische Module, die auf Reisen gehen."

Wie gesagt: Die Betonung liegt auf dem Wort "könnte". Denn dieser Entwurf, der wie viele andere in einer Werkschau in den Räumen von Syn City zu sehen ist, ist nur eine Idee, eine Vision von vielen, die 13 junge Architektur-Studenten an der Universität Innsbruck entworfen haben. Aber eine, die deutlich macht, dass nur neue Wege auch neue Freiräume eröffnen. Vor allem an so zentralen Räumen wie dem Sattlerplatz, dem ehemaligen Hirmer-Parkhaus.

München braucht, da ist Hajo Bahner sicher, urbane Gebiete, die vorurteilsfrei, experimentell und gemeinschaftlich geplant werden: "Es ist wichtig, dass nicht nur Städteplaner und Architekten Projekte planen, die Bürger intensiv an neuen Ideen beteiligt werden." Herauszufinden sei vor allem, was die Menschen schön finden. Und noch etwas ist, davon ist Bahner überzeugt, besonders wichtig: "Man muss sich beim Nachdenken über neue urbane Gebiete von Zwängen befreien und Neues wagen."

Damit transportable Ateliers, begrünte und öffentliche Dachterrassen mit Verbindungswegen oder unterirdische Konzertsäle möglich werden, haben sich am Montag Stadtplaner, Architekten, Sozialwissenschaftler, Künstler und Kreative zu einer neuen Genossenschaft zusammengeschlossen. Von Mut ist viel die Rede, wenn Hajo Bahner von Syn City spricht. Auch von "wandelbar" und "lebensfroh".

Und ein Slogan verkürzt die Idee der Genossenschaft auf das Wesentliche: "Aura statt Norm". "Es geht um das Ausprobieren", sagt Bahner, "und um die Loslösung von reglementierten Prozessen". Ideal wäre es, als Stadtentwickler dafür zu sorgen, dass eine reale Kleinteiligkeit entsteht und vor allem eine bürgeroffene Nutzung. Diesen Prozess anzuschieben ist ebenfalls Ziel der Genossenschaft. Zwei zu bebauende Flächen werden in Zukunft Syn City beschäftigen.

Obersendling und die Innenstadt als Testgebiete

Zum einen in Obersendling. Zwischen den U-Bahn-Stationen Obersendling und Machtlfinger Straße ergebe sich, wie Bahner glaubt, ein ideales Testgelände. Genauso wie am Sattlerplatz. Nun wolle man mit der Stadt ins Gespräch kommen und die Sommerzeit nutzen, um weitere Ideen zu sammeln. Im Herbst, so hofft Bahner, könnten vielleicht erste Entwürfe für den Sattlerplatz vorliegen, die dann öffentlich diskutiert werden könnten. Die Ideen der österreichischen Studenten sollen in die Münchner Planungen auf jeden Fall einfließen.

Ein Entwurf zum Beispiel hat es Bahner angetan. Auch dieser hat etwas mit Modulen zu tun. Diverse Modulblöcke, von mehreren Architekten entworfen, von unterschiedlichen Investoren finanziert, ergeben ein großes Ganzes. Zwei Einheiten, die die visionären Planer Patrick Bayer und Christoph Schlapak gleich mitgebaut haben, zeigen das: schiefe Fenster, das eine, schiefe Fassaden, das andere. Das eine hell, das andere dunkel. Bunte Vielseitigkeit von verschiedenen Planern für unterschiedliche Bedürfnisse - das sei ein Konzept, das eine optimale Entfaltung aufzeigen könne. Glaubt Bahner.

Noch ist der Sattlerplatz nicht bebaut. Noch geht es um die Suche nach Ideen, um Gespräche mit der Stadt und - das ist für Bahner das Wichtigste - die Möglichkeit, die Bevölkerung aktiv an allem teilhaben zu lassen. Auch an einer Vision, die Syn City gerade an der U-Bahn-Station Aidenbachstraße plant - einen Marktplatz, nach dem Vorbild der chinesischen Hutongs und frei nach dem Zitat des Wirtschaftsphilosophen Wolf Dieter Enkelmann: "Auch die Seelen der Menschen sind Marktplätze, hier werden Visionen für die Zukunft ausgehandelt und entworfen." Ein Zitat, das zu den Ideen von Syn City passt.

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