Münchner Innenstadt:Organisiertes Betteln soll verboten werden

Bettler in der Münchner Innenstadt, 2005

Immer mehr Bettler in der Münchner Innenstadt gehören offenbar zu organisierten Banden.

(Foto: Robert Haas)

Immer mehr Bettler gibt es in der Müchner Innenstadt. Und immer mehr von ihnen gehören offenbar zu kriminellen Banden. Das will Kreisverwaltungsreferent Blume-Beyerle verbieten - doch das ist nicht so einfach.

Gewerbsmäßiges und organisiertes Betteln in der Münchner Innenstadt könnte bald flächendeckend verboten werden. Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle prüft derzeit, ob eine Allgemeinverfügung mit einem Bettelverbot innerhalb des Altstadtrings oder sogar des Mittleren Rings juristisch möglich ist. "Die Entwicklung der letzten Monate hat einen Grad erreicht, der uns zwingt, intensiver über das Problem nachzudenken", erklärte Blume-Beyerle am Dienstag in der letzten Sitzung des noch amtierenden Kreisverwaltungsausschusses.

Dabei gehe es keineswegs um den klassischen Bettler, der auf sich selbst gestellt um Geld bittet. "Wir wollen nicht, dass das professionell aufgezogen wird", erklärte der Referent mit Blick auf die Hintermänner, die regelmäßig Bettler an lukrativen Stellen der Innenstadt postieren und anschließend mitkassieren. Diese Praxis sei schon "organisierte Kriminalität", es gehe um das Ausnutzen einer Notlage und manchmal sogar um Menschenhandel. Die bisherigen Regelungen, die Fußgängerzonensatzung etwa, reichten offenkundig nicht mehr aus, um des Problems Herr zu werden.

Organisierte Kriminalität

Betteln ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, in München gelten aber bereits jetzt Ausnahmen. So darf in den Fußgängerzonen der Altstadt grundsätzlich nicht gebettelt werden. In jüngster Zeit hat die Zahl derer, die im Tal und in der Gegend um den Hauptbahnhof um Geld bitten, deutlich zugenommen. Das bestätigen sowohl die Streetworker des Evangelischen Hilfswerks, der "Teestube komm", als auch die Münchner Polizei.

Nach übereinstimmenden Schätzungen handelt es sich um 50 bis 60 Bettler innerhalb des Mittleren Rings. Das seien jedoch "deutlich weniger" als in anderen deutschen Großstädten, sagt Franz Herzog, Chef der "Teestube komm". Er will auch nicht von Bettlerbanden sprechen, denn viele der Bettler seien Opfer von vor allem osteuropäischen Hintermännern, die den Bettlern das verdiente Geld abpressen. In jüngster Zeit halten sich in München vermehrt Bettler aus der Slowakei, Rumänien und Bulgarien auf. Aber die wachsende Altersarmut zwingt mittlerweile auch Münchner auf die Straße.

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