Münchner Gastronom:Charles Schumann: "Wie viele Gäste wir wohl beleidigt haben?"

Charles Schumann in der Bar "Schumann's" in München, 2013

Manche Gäste fasst er zu hart an, sagt Schumann im Interview.

(Foto: Robert Haas)

Er werde hier mal berühmt, hat man Charles Schumann vor 50 Jahren prophezeit - und es ist wahr geworden. Seinen 75. Geburtstag will der Gastronom trotzdem nicht in München verbringen.

Von Christian Mayer

Vor etwa 50 Jahren, so erzählt es Charles Schumann, sei eine "überaus elegante Dame" im Hofgarten auf ihn zugekommen. Sie habe nur einen Satz zu ihm gesagt: "Sie werden hier mal berühmt werden."

Am 15. September wird Charles Schumann 75 Jahre alt, und er ist tatsächlich berühmt geworden: mit seiner Bar, in die es Prominente zieht, Fußballtrainer wie Pep Guardiola, und auch Journalisten. 1982 hat er zunächst das Schumann's in der Maximilianstraße aufgemacht, 2003 zog die Bar an den Hofgarten um. Schumann verrät im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass er seinen Geburtstag nicht in München verbringen werde, wo man ihn sicher groß feiern würde. "Will ich nicht, brauche ich nicht", sagt er. Schumann fliegt lieber nach Japan. "Ich bin nun mal ein Japan-Liebhaber und versuche seit einiger Zeit, die Sprache zu lernen und die Kultur zu verstehen."

Wenn er in München ist, verbringt er die meiste Zeit in seiner Bar, 14 Stunden pro Tag. Dort legt er Wert auf Stil. Niemals dürfe ein Barkeeper einen Hut oder ein verschwitztes Unterhemd tragen; niemals dürfe er zu nahe an den Gästen oder sogar mit ihnen befreundet sein. "Ein guter Barkeeper umarmt nicht jeden Gast, der kommt", sagt Schumann, "Auch dieses Abklatschen geht gar nicht."

Er selbst hält Distanz. Sein Fehler sei eher, manche Gäste zu hart anzufassen, sagt er in dem Interview. "Ich gehöre leider zu denen, die erst austeilen und dann manchmal merken, dass sie etwas Falsches gesagt haben." Früher habe er die Bösartigkeit sogar kultiviert: "Ich habe mit Stefan Gabányi, der ja lange bei mir war und jetzt seine eigene Bar betreibt, oft darüber gerätselt: Wie viele Gäste wir wohl beleidigt haben im Lauf der Jahre?"

Seine mehrmals geäußerte Absicht, die Bar zu übergeben, hat er vorerst aufgegeben. "Vielleicht sollte ich ja mit 77 gehen", sagt er, "aber dann bräuchte ich eine andere Beschäftigung."

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