"Münchner G'schichten":Schwarz-Weiß-Malerei

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Die CSU feiert ihren traditionellen Faschingsball, und einmal mehr übernimmt Markus Söder das Kommando. Er findet München ja viel schöner als Berlin

Von Franz Kotteder

München ist Söderland, so viel ist schon mal klar. Der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder ist Schirmherr des Faschingsballs der Münchner CSU, und er bekommt schon bei der Begrüßung einen kräftigen Applaus. Dann gibt er erst einmal den Charmeur: "Meine Herren, schlechte Nachricht für Euch: Die Highlights dieses Abends sind natürlich die Damen!"

Dann gibt Söder einen Einblick in sein Gefühlsleben. Wer als Mann vor dem Ball mit dem Gedanken liebäugelte, doch lieber daheim zu blieben, komme spätestens, wenn die Gemahlin in vollem Ball-Ornat erscheine, zu dem Schluss: "Dich kann ich auf keinen Fall allein hingehen lassen!" Ein wenig politisch wird er dann auch noch. "In welcher Millionenstadt gibt es Sicherheit und einen Flughafen, der funktioniert?", fragt er von der Bühne herab in den Saal. Die Frage kommt teilweise etwas zur Unzeit, denn die Münchner CSU glaubt ja momentan gerade, ein größeres Sicherheitsproblem in der Stadt entdeckt zu haben und will ein Wahlkampfthema daraus machen, wie sie vergangene Woche ankündigte. Das ist wohl an Söder vorbeigegangen. Festzuhalten bleibt jedoch, dass ihm Berlin lange nicht so gut gefällt wie München, "das nicht arm, aber sexy, dafür aber wohlhabend und attraktiv ist".

"Münchner G'schichten" heißt der Ball des CSU-Bezirksverbands im Löwenbräukeller, und am Samstag fand er nun schon zum zehnten Mal dort statt, mit jährlich wachsenden Teilnehmerzahlen. Das freut nicht nur CSU-Schatzmeister Hans Hammer, der den Ball seinerzeit ins Leben rief, sondern auch Löwenbräukellerwirt Christian Schottenhamel: "Anfangs hatten wir nicht einmal 400 Ballgäste", erzählt er, "heute sind es fast 1400." Der große Saal des Bierkellers ist mitsamt der Galerie wieder mittels raffiniertem Lichteinsatz, großen, mehrarmigen Kerzenständern und viel weißer Tischwäsche in einen noblen Festsaal verwandelt worden, der seinesgleichen sucht. Und selten werden die Grundanforderungen an einen Schwarz-Weiß-Ball so konsequent übererfüllt wie bei den "Münchner G'schichten": Schließlich sitzen an den weißen Tischen ganz bestimmt nur lauter Schwarze.

Allen voran sind das neben Söder Kultusminister und Bezirksvorsitzender Ludwig Spaenle, der Zweite Bürgermeister Josef Schmid, der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber, angekündigt als "ausdauerndster Tänzer der vergangenen Jahre" (Hammer), der frühere Finanzminister Kurt Falthauser sowie Thomas Kreuzer, Fraktionsvorsitzender im Landtag. Und es gibt Stargäste, etwa Adrian Runhof und Johnny Talbot vom Modelabel Talbot Runhof, die als "Unternehmer des Jahres 2016" ausgezeichnet wurden und unter anderem Lady Gaga und Anna Netrebko einkleiden. Und Florian Stocker und Lars Tinapp, die den hippen Biofleisch-Lieferdienst "Jäger & Sammler" gegründet haben und deshalb jetzt für die CSU "Newcomer des Jahres" sind. Es gibt auch einen lustigen Werbespot von ihnen, in dem sie ihr Grillfleisch so halb ironisch mit Bikini-Schönheiten bewerben, was die Moderatorin des Abends, Katja Wunderlich vom Bayerischen Rundfunk, zu der sarkastischen Bemerkung verleitet: "Viel Frischfleisch, im wahrsten Sinne des Wortes."

Einer der musikalischen Höhepunkte ist übrigens Marke Eigenbau. The Munich Black Pack nennt sich die Kombo mit Bürgermeister Schmid am Schlagzeug, mit Adi Brunn am Bass, dem Schauspieler Christian Schaeffer als Sänger und Kabarettist (und Nicht-Parteimitglied) André Hartmann am Keyboard. Musikalisch orientieren sie sich, obwohl sie erst zum dritten Mal gemeinsam auf der Bühne stehen, durchaus stilsicher am Swing des legendären Rat Packs von Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin.

Hartmann kann dann aber doch nicht ganz aus seiner Kabarettistenhaut und landet einen kleinen Seitenhieb auf Stoiber, der bei der Begrüßung gemeint hatte, er sei "sicher öfter als zehnmal" auf dem CSU-Ball gewesen: "Schöne Leistung für eine Veranstaltung, die heute Zehnjähriges feiert!" Stoiber hatte wohl einen der Vorgängerbälle gemeint, die es bis in die Neunzigerjahre hinein gab.

Auch Söder kann sich übrigens an noch länger zurückliegende Abende im Löwenbräukeller erinnern. "1993 habe ich hier bei einer Parteiveranstaltung als Vorsitzender der Jungen Union den Rücktritt von Max Streibl als Ministerpräsident gefordert", erzählt er, "Streibls persönlicher Referent von damals, Wolfgang Lazik, ist heute mein Amtschef im Ministerium. Auch das ist eine Münchner Geschichte!" Streibl trat damals kurz darauf wegen der sogenannten Amigo-Affäre zurück. Da darf Horst Seehofer jetzt direkt froh sein, dass ihn Söder am Samstag nicht zum Rücktritt aufforderte.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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