Münchner FDP-Chef gegen Rösler:Liberale Persönlichkeitsspaltung

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Die Reihen der FDP sind geschlossen - zumindest nach außen. Münchens FDP-Chef legt Philipp Rösler nun per Mail den Rücktritt nahe. In einer Presseerklärung wirbt Daniel Föst gleichzeitig für dessen Verbleib.

Dominik Hutter

Zwei Seiten sind nichts Ungewöhnliches. Die Euro-Münze hat sie, oder auch das Marmeladenbrot. Und Daniel Föst. Der Vorsitzende der Münchner FDP vertritt neben seiner parteioffiziellen auch eine parteiinterne Sicht. Die beiden unterscheiden sich nicht unerheblich voneinander - weshalb es nun zwei Antworten auf dieselbe Frage gibt: Soll der FDP-Bundesvorsitzende Philipp Rösler im Amt bleiben oder gehen?

Bleiben natürlich, verkündete Föst am 14. Dezember - dem Tag, als Generalsekretär Christian Lindner zurücktrat. "Ich bin die ewigen Personaldiskussionen wirklich leid", steht in der offiziellen FDP-Presseerklärung, jetzt müsse Rösler "mehr denn je Führungsstärke beweisen". Nur eine geschlossene, selbstbewusste und glaubwürdige FDP könne erfolgreich sein, und "das gelingt uns sicherlich nicht mit Streit und Rücktrittsforderungen".

Das dürfte Rösler gerne vernommen haben. Zumindest so lange, bis ihn am selben Tag Fax und E-Mail aus München erreichten. Absender: Daniel Föst, Vorsitzender der FDP München. Der Inhalt: "Ich bitte Sie inständig: Prüfen Sie für sich, ob es für die FDP und die liberale Sache nicht doch das Beste sein würde, die von Herrn Lindner erwähnte neue Dynamik zu nutzen und die Parteispitze inklusive des Vorsitzes am besten noch vor Weihnachten neu zu ordnen, anstelle nur den Generalsekretär zu ersetzen."

Vorsitz neu ordnen? Rösler soll gehen - anders ist die Botschaft nicht zu verstehen. Zumal Föst in seinem Schreiben ausdrücklich warnt: "Die Lage in den Kreisverbänden spitzt sich zu, und die Unzufriedenheit der Basis wächst." Viele Mitglieder empfänden die Situation als existenziell bedrohlich. "Ich hoffe und vertraue auf Ihre kluge Entscheidung".

Föst hat nach eigener Auskunft bislang keine Antwort auf den Brief bekommen, der eigentlich nicht publik werden sollte. "Ich fordere nicht öffentlich den Rücktritt von Herrn Rösler", betont Münchens FDP-Chef. Auch wenn der Bundesvorsitzende "nicht immer eine glückliche Figur" abgebe. Im Interesse der Partei sollten derartige Fragen aber intern geklärt werden, eine öffentliche Personaldebatte wie bei Guido Westerwelle gelte es zu vermeiden. "Ich vertrete meine Meinung parteiintern, nicht in der Öffentlichkeit", erklärt Föst.

Nach außen gilt demnach weiterhin: Die Reihen der FDP sind geschlossen.

© SZ vom 20.12.2011/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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