Süddeutsche Zeitung

Fünf für München:Männeressen, Frauenrechte und der Sound von Helsinki

Christian Höck macht sich auf eine musikalische Reise durch Europa, Gesa Biermann weiß, warum Fleischkonsum mit Geschlechterungleichheit zusammenhängt, und Andreas Anetseder hat immer einen passenden Schraubenzieher zu Hause - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Sabine Buchwald, Elisabeth Fleschutz und Clara Löffler

Inspiration

Musik macht Christian Höck, Jahrgang 1969, seit seinem sechsten Lebensjahr, 150 Songs hat er bereits geschrieben, in seinem Telstarstudio nimmt er seit 25 Jahren Musik auf. Zeit, was Neues auszuprobieren. Höck möchte durch Europa reisen und die besuchten Städte als Inspiration für seine Musik nutzen - für dieses Projekt hat er gerade ein Stipendium erhalten. "In jeder Stadt komponiere ich ein Instrumentalstück, stilistisch lege ich mich nicht fest", sagt er. "Ich habe immer noch genug Songideen, aber ich wollte mal einen anderen Ansatz haben." Höck nennt das Projekt "Metropolitan City Soundtracks", von Februar an will er nach und nach pro Stadt mindestens ein Youtube-Filmchen veröffentlichen. Zunächst war er in Athen - schon bevor die Förderung fix war, so begeistert war er von der Idee. Gerade ist er in Berlin, wo es ihn danach hinführt, weiß er nicht. Vielleicht nach Helsinki - vieles hängt von der Corona-Lage ab. Wichtig ist ihm, dass vor Ort das Hauptthema entsteht, eine Melodie oder eine Skizze. Die Aufnahme erstellt Höck später in seinem Tonstudio. Für vier Monate ist das Stipendium angelegt, in dieser Zeit wird er vier Städte schaffen. Vorgenommen hat er sich aber bis zu zwölf Metropolen, "zeitlich ist das Ganze offen", sagt er.

Weiterbildung

"Ein Einsatz, der erdet", sagt Sabine Spielberger nach ihrer Rückkehr aus Tansania. Die Fachärztin für Gastroenterologie, die als Oberärztin in der Augustinum Klinik München tätig ist, hat drei Wochen lang Ärzte im St. Benedict Ndanda Hospital weitergebildet. Nach dieser Schulung ist es den Ärzten möglich, endoskopische Untersuchungen zur Diagnostik an Leber und Gallenwegen zu machen.

Nachhaltigkeit

Was hat Fleischkonsum mit Geschlechterungleichheit zu tun? In ihrer Dissertation, für die sie vom Verein Bildung für eine nachhaltige Entwicklung München mit dem Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet wurde, untersuchte Gesa Biermann die Entwicklung von nachhaltigeren Ernährungspraktiken in Deutschland. Sie fand unter anderem heraus, dass die Kopplung von Fleisch und Männlichkeit ein Hindernis für eine nachhaltige Ernährung darstellt. "Ich glaube, das Thema Umweltbildung ist eigentlich wichtiger als je zuvor", sagt die 31-Jährige, die sich mit ihrem Start-up "Pina" auch für Klimaschutz im Wald einsetzt. Im Studium habe sie mitbekommen, was für ein wichtiger Hebel Ernährung für den Bereich Umweltschutz ist und während der Dissertationszeit auch ihre eigene Ernährung immer wieder umgestellt.

Aufklärung

Als Liselotte Rümmelein, 20, im vergangenen Frühjahr während des Lockdowns ihren Keller aufräumte, fiel ihr ein alter Werkzeugkasten mit Perlen in die Hände. Die Perlenketten, die sie daraus bastelte, kamen in ihrem Freundeskreis so gut an, dass sie bald entschied, sie zu verkaufen. Das Geld wollte sie einem guten Zweck spenden und tat sich mit Elena Schnyder, 19, zusammen. Die engagiert sich bereits seit sechs Jahren in verschiedenen Freiwilligenagenturen für Frauenrechte. Anstoß war ein Referat über weibliche Genitalverstümmelung in der Schule. Elena Schnyder erinnert sich: "Alle haben danach geweint", sagt sie. Vier Millionen Mädchen sind jährlich gefährdet, Opfer einer Beschneidung zu werden, davon mehrere Tausend in Deutschland. Plan International will das durch Aufklärungsarbeit verhindern. "Es wissen einfach zu wenige Leute über das Thema Bescheid", sagt auch Liselotte Rümmelein. "Weil die Vagina ein Tabuthema ist", fügt Elena Schnyder hinzu. 1760 Euro spendeten Liselotte Rümmelein und Elena Schnyder im Mai an die Organisation, jetzt geht ihre Spendenaktion auf Instagram weiter: www.instagram.com/sakuraquo/. Eine Kette kostet 45 Euro, zehn Euro decken die Materialkosten.

Erfindung

Als er ein Regal aufbauen wollte und keinen passenden Schraubendreher zu Hause finden konnte, kam Andreas Anetseder, 58, die Idee für den "BitSpot". Das ist eine Art Dose aus Esche, in der ein magnetisierter Griff steckt, ebenfalls aus Holz. Im Behältnis selbst sitzen 24 Bits. "Ich hatte ein dekoratives Werkzeug im Sinn, das stets griffbereit, nachhaltig und schön ist", erklärt der Münchner.

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