Neben der großen Buch- und Kindermedienausstellung im Forum der Zukunft im Deutschen Museum präsentiert die Münchner Bücherschau junior vom 15. bis 23. März auch in diesem Jahr ein attraktives Veranstaltungsprogramm. Groß und Klein können bei Lesungen, Workshops und Mitmachaktionen Literatur in all ihren Facetten kennenlernen. Zu den Höhepunkten gehören die persönlichen Begegnungen mit Autoren und Autorinnen – etwa Kai Pannen, Jens Rassmus und Birge Tetzner. Aber auch die beiden Münchner Bestseller-Autoren Sabine Bohlmann und Benedict Mirow geben spannende Einblicke in ihre neuen Werke.
Lesungen für Kinder und Familien
Mit „Morgen bin ich mutig“ hat die Münchner Schauspielerin und Kinderbuchautorin Sabine Bohlmann ein Buch geschrieben, das nicht nur Kindern, sondern auch vielen Erwachsenen Mut machen dürfte: „Es geht um das Vertrauen in die Entwicklung des eigenen Kindes, was nicht immer einfach ist, wie ich als Mutter von zwei heute erwachsenen Kindern weiß“, erzählt Bohlmann, deren Stimme vielen Fernsehzuschauern als deutsche Stimme der kleinen Lisa aus den Simpsons bekannt in den Ohren klingt.
„Mein Sohn gehörte zu den stilleren, langsameren Kindern. Über den die Lehrer schon mal sagten: Wenn man ihn was fragt, dauert es so lange, bis er antwortet, er überlegt so lange. Diese Zeit haben wir gar nicht“, erinnert sich Bohlmann. Einem enormen Druck sahen sie sich als Eltern ausgesetzt, konfrontiert mit der Erwartungshaltung, dass das Kind sich konform entwickeln und verhalten solle.
In ihrem Buch erlebt diese Situation eines von fünf Vogelkindern, das zum Erstaunen seiner Eltern das Nest nicht verlassen mag, nicht die Flügel ausbreiten und wegfliegen will wie seine Geschwister. Die Vogelmama verteidigt ihr Kind gegen die Ratschläge ihrer Nachbarn.„ Am vierzehnten Tag muss ein Küken das Nest verlassen!“, sagt die Drossel. „Du musst ihm einen Schubs geben, dann wird es ganz automatisch fliegen!“, schlägt die Meise vor. „Das Kleine ist noch nicht so weit“, verteidigt die Vogelmama ein ums andere Mal ihr Kind, während sie es schützend unter ihre Flügel nimmt.

Bohlmann kennt sich aus mit dem „Erziehungstheater“, zu dem sie auch viele Jahre Vorträge gehalten hat. Die begann sie gerne mit der Frage: „Wer von Ihnen schläft heute noch im Bett seiner Eltern?“ Da gab es immer viele Lacher. „Und trotzdem wird bei jedem Kind immer wieder viel Druck aufgebaut, von der Familie und von Freunden, wenn die hören, dass ein Kind nachts im Bett seiner Eltern schlafen will. Dabei kann man doch jedem Kind seine eigene Zeit lassen.“ Dieses Vertrauen ins eigene Kind, dass es sein Selbstvertrauen zur richtigen Zeit schon finden wird, vermittelt ihr Buch, das sie am 23. März um 11 Uhr im Sudetendeutschen Haus vorstellt, auf emotional berührende und fein gezeichnete Weise.

Der Münchner Autor, Ethnologe und Regisseur Benedict Mirow und der Schauspieler Jona Mues entführen die Zuhörer mit ihrer Hörspiellesung in die magische Welt von Mistle End, einem Dorf in den schottischen Highlands. „Cedrik, hast du auch ganz sicher die Kiste mit dem Lexikon der Fabelwesen mitgenommen!?“, fragt der Vater seinen Sohn auf der Zugfahrt zu ihrem neuen Wohnort, wo der Historiker und Mythologe eine Stelle als Lehrer angenommen hat. „Ein bescheuertes, kleines Kaff in den Bergen, voll schottischer Bergtrolle“, nennt es der zwölfjährige Cedrik im Zorn, als sie von London nach Mistle End reisen – ohne Rückfahrschein.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt Cedrik noch nicht, dass er eine besondere Gabe besitzt, einer der letzten Druiden auf der Welt ist, mit Tieren und Pflanzen sprechen kann. Das wird er erst im weiteren Verlauf herausfinden, gemeinsam mit seinen neuen Freunden, den Geschwistern Emily und Elliot – sie ist eine Gestaltwandlerin, er ein angehender Hexenmeister. Mit der Saga „Die Chroniken von Mistle End“, die mittlerweile fünf Bände umfasst, wurde Mirow zum Bestsellerautor der Fantasyliteratur für Kinder und Jugendliche.
Wenn der ein oder andere sich an die magische Welt von Harry Potter erinnert fühlt, in der ebenfalls ein anfangs ahnungsloser Protagonist und zwei beste Freunde sich beweisen müssen, ficht das Mirow nicht an: „Der Vergleich adelt mich eher, ich selbst habe Harry Potter auch meiner Tochter vorgelesen und die Bücher geliebt“. Als Autor ist Mirow selbstbewusst genug, um zu wissen, dass seine jungen Charaktere eigenständig existieren können und mit spannenden Abenteuern überzeugen. Die spielen in einem vermeintlich verschlafenen Dorf, das zwei Gesichter hat. Das eine zeigt sich der Außenwelt, das andere nur magischen Menschen. Erst allmählich entdeckt Cedrik, dass es Zauberei und Fabelwesen wie die, mit denen sich sein Vater als Wissenschaftler für die Mythologie Großbritanniens beschäftigt, wirklich gibt.

Ursprünglich schwebte Mirow so etwas wie „die drei magischen Fragezeichen“ vor, weshalb er den Auftakt seiner Saga „Der Greif erwacht“ als Hörspiel für den Audio Verlag inszenierte. Kaum erschienen, griff auch schon der Thienemann-Verlag zu, um daraus ein Buch zu machen. Seitdem erscheint beides parallel; und weil vorlesende Erwachsene sich ebenfalls häufig für die Fantasy-Reihe begeistern, stuft der Verlag sie mittlerweile als „All Ager“ ein. Woher rührt das generationenübergreifende Interesse? „Das hängt wohl damit zusammen, dass es in der Welt von ‚Mistle End‘ nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viel Grau gibt“, sagt Mirow. „Bei mir gibt es Vampire, die Gutes tun wollen – und Elfen, die auch Böses im Schilde führen“, erklärt er. „Im Endeffekt bleibt meinen Protagonisten immer die Wahl; sie können selbst entscheiden, wer sie sein wollen“.
Der erste Band der Chroniken erschien im Coronajahr 2020, „was alle geplanten Lesungen verpulverisierte“, sagt Mirow. Umso größer sei seine Freude, am Sonntag um 15 Uhr bei der Bücherschau junior mit einer Lesung im Sudetendeutschen Haus dabei zu sein.
Ausstellungen
Entdeckt werden können in diesem Jahr die kunstvollen Originalillustrationen zu Torben Kuhlmanns neuem Werk „Earhart – Der abenteuerliche Flug einer Wühlmaus um die Welt“. Seine außergewöhnlichen Bilderbücher, erschienen im NordSüd Verlag, begeistern Grundschulkinder ebenso wie Erwachsene. Die Mäuseabenteuer „Lindbergh“, „Armstrong“, „Edison“, „Einstein“ sind bereits internationale Bestseller, die in dreißig Sprachen übersetzt wurden. Am Sonntag, 16. März, 11 Uhr, liest der Hamburger Autor und Illustrator im Sudetendeutschen Haus aus seinem neuen Maus-Werk „Earhart“, das federleicht in die Lüfte führt und dabei Amelia Earhart, eine Frauenrechtlerin und berühmte Pilotin, vorstellt.
„Bücher gegen das Vergessen“ - 80 Jahre Kriegsende: Die Buch-Sonderausstellung möchte junge Menschen für die Themen Nationalsozialismus und Holocaust sensibilisieren und Verantwortung für die Erinnerung übermitteln. Der Sankt Michaelsbund und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur haben 80 empfehlenswerte Titel für Kinder- und Jugendliche wie für Erwachsene, aus Sachbuch und erzählender Literatur zusammengefasst, die das Kriegsgeschehen und -ende, den NS-Terror und den Widerstand dagegen sowie die zarten Anfänge der Demokratie in Deutschland nach 1945 reflektieren.
Dazu passt „Das Friedenstier – Mit Stift und Flügeln für den Frieden“: Die Ausstellung zeigt Illustrationen aus einem besonderen Buchprojekt, das von Merle Goll, Friederike Ablang und Sabine Kranz initiiert wurde. Mehr als 140 Illustratoren und Autorinnen haben fantasievolle Friedenstiere gestaltet, um ein Zeichen gegen Krieg und Elend zu setzen. Neben den Bildern enthält das Buch auch Gedanken, Gedichte und Geschichten, die Hoffnung auf eine friedlichere Welt machen.
Münchner Bücherschau junior, 13. bis 25. März, Forum Zukunft im Deutschen Museum und diverse Orte