Süddeutsche Zeitung

61. Münchner Bücherschau:Neue Landschaften des Lesens

Von einer gezeichneten Lobby aus gelangt man auf der digitalen Münchner Bücherschau zu Lesungen von Bestseller-Autorinnen und Autoren wie Charlotte Link oder Robert Harris. Unsere Empfehlungen.

Von Marleen Beisheim, Barbara Hordych, Joachim Nicolodi, Sabine Reithmaier und Antje Weber

Man hangelt sich von Punkt zu Punkt - und entdeckt dabei die unterschiedlichsten Welten. Das gilt nicht nur für Bücher, es gilt auch für die digitale Heranführung an diese Bücher. Die übernimmt, in einem Kraftakt, die diesjährige 61. "Münchner Bücherschau". Eigentlich sollte sie in hybrider Form stattfinden und neben gestreamten Live-Veranstaltungen im Gasteig auch das Blättern in Büchern ermöglichen - doch zwischen dem 12. und 29. November geht da in diesem Jahr pandemiebedingt gar nichts. Deshalb ist die Bücherschau nun ausschließlich digital auf ihrer Webseite zu finden. Am Donnerstag um 9 Uhr wurde die freigeschaltet - und dann, ja, blinken dort rote Punkte. Sie sollen zum Draufklicken ermuntern. Und dann geht's richtig los.

Der Eintritt in die virtuelle Bücherwelt ist überraschend und "verspielt, wie Büchermenschen es gern haben". So erklärt die Projektbetreuerin Friederike Eickelschulte vom veranstaltenden Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei einer Vorab-Demonstration die Umsetzung einer schönen Idee: Die Besucher gelangen nach einer Registrierung in eine Art Lobby mit vielen Buchregalen, in der auf diversen Schildern die roten Punkte leuchten. "Highlight des Tages" steht auf einem Schild - wer es anklickt, kommt zur aktuellen Veranstaltung; zu Lesungen von Bestseller-Autorinnen und Autoren wie Charlotte Link oder Robert Harris. Diese Lesungen werden nicht wie geplant im Gasteig aufgezeichnet, sondern jede woanders: Mal sitzen die Autoren zuhause, mal in ihren Verlagen in deren Studios; in knapper Zeit haben die Verlage und die Programmverantwortlichen Thomas Kraft und Edith Offermann alles umorganisiert. Jedes Video steht auch noch nach dem angekündigten Termin bis zum Ende der Bücherschau in der Mediathek. Die verbirgt sich hinter der Aufschrift "Für Augen und Ohren"; die hier eingestellten Videos und Podcasts sind, wie das gesamte Programm, kostenlos.

So kann man auch die gewohnten Sonderausstellungen zu den schönsten oder besten Büchern des Jahres mit ein paar Klicks ansteuern. Oder aber man wählt die "Buchausstellungen", bestückt von zahlreichen Verlagen. Die konnten virtuell kleine, mittlere oder große Stände anmieten und je nachdem nur ihre Bücher hinterlegen oder auch ein "Buch des Tages" einstellen, bis hin zu Leseproben. Liebäugelt ein herumklickender Leser mit einem speziellen Buch, kann er oder sie es auf eine Merkliste setzen, bei gesteigertem Interesse lässt sich der "Shop" ansteuern. In diesem Shop führt ein Button zum Kooperationspartner Weltbild, ein zweiter Button zu einem deutschlandweiten Buchhandlungs-Finder. Denn was als virtueller Rundgang beginnt, soll irgendwann ja schon, so die Hoffnung der Veranstalter angesichts des nahenden Weihnachtsfests, beim analogen Buch und dessen Erwerb enden. Ob das gelingt und ob die Zuschauer das Konzept insgesamt annehmen, ist die noch offene Frage. Man könnte sagen: der springende Punkt. Von Antje Weber

Krimi: Zwei Opfer und eine Tatwaffe

Charlotte Link stellt den dritten Roman ihrer Kate-Linville-Reihe vor: "Ohne Schuld".

Im Zug von London nach York flieht eine Frau vor einem Bewaffnetem. Schüsse verfehlen sie. Der Täter entkommt. Zwei Tage später in der Nähe von Scarborough radelt eine Frau einen Abhang hinunter. Zu spät sieht sie den Draht, der quer über ihren Weg gespannt ist. Sie überschlägt sich und wird bewusstlos. Den Schuss bekommt sie schon nicht mehr mit. Die beiden Opfer stehen in keiner Verbindung zueinander, aber die Tatwaffe ist dieselbe. Kate Linville, neu bei der North Yorkshire Police, wird sofort in einen neuen Fall hineingezogen. Sie kommt einem Geheimnis auf die Spur und begibt sich damit selbst in tödliche Gefahr.

In Charlotte Links neuem Kriminalroman "Ohne Schuld" (Blanvalet) geht es um Schuld und Rache, aber nicht um kriminelle Motivation. Die Autorin sagte dazu in einem Interview: "Die meisten Täter, nicht alle, in dem Buch sind in die Schuld hineingeraten, aber haben nicht den Plan verfolgt, den sie am Schluss umgesetzt haben. Das ist, finde ich, nah am Leben."

Dass sich Menschen mit ihren Figuren identifizieren können, ist vielleicht auch ein Grund für Links Erfolg. Wie bei vielen ihrer Bestseller-Krimis greifen mehrere Handlungsstränge ineinander. Und aus diesen entwickelt sich eine spannende Geschichte. Übersichtlich bleibt es auch, denn es gibt nur wenige Figuren. Nach den beiden Kriminalromanen "Die Betrogene" (2015) und "Die Suche" (2018) ermitteln Kate Linville und Caleb Hale nun zum dritten Mal. Von Marleen Beisheim

Charlotte Link: Ohne Schuld, Sa., 14. Nov., 19 Uhr, Livestream www.muenchner-buecherschau.de

Thriller: Hoffnungen im Bombenregen

Zwei unterschiedliche Schicksale treffen in Robert Harris' Weltkriegs-Roman "Vergeltung" aufeinander.

Den Zweiten Weltkrieg griff der britische Schriftsteller Robert Harris schon 1992 in seinem ersten Roman "Vaterland" auf, der sofort zum Bestseller wurde. Wie auch in anderen Romanen von Harris - etwa der Trilogie über das Leben von Cicero - vermischt der Autor Fiktion mit Wirklichkeit: "Vaterland" spielt im Berlin des Jahres 1962, und zwar in einer Alternativ-Weltgeschichte, in der die Nazis den Weltkrieg nicht verloren haben.

Auch in Harris' neuem Thriller "Vergeltung" (Heyne) geht es um die Nationalsozialisten, auch hier platziert er fiktive Figuren in ein reales geschichtliches Ereignis: auf der einen Seite den kriegsmüden deutschen Ingenieur Rudi Graf, der im besetzten Holland des Jahres 1944 die Bombardierung Londons mit V2-Raketen beaufsichtigt, auf der anderen Seite die britische Offizierin Kay Caton-Walsh. Der Ingenieur Graf ist dabei kein Überzeugungstäter. Schon längst hat er die Hoffnung auf einen Sieg der Deutschen und die technische Überlegenheit der V2-Raketen aufgegeben, die im Krieg fast alle ihr Ziel verfehlten - es sei kein Wunder, dass so viele Raketen versagten, sondern dass überhaupt welche abhöben, meint Graf einmal. Die englische Offizierin entgeht währenddessen nur knapp einem Bombeneinschlag und meldet sich daraufhin freiwillig für eine lebensgefährliche Mission, welche die Zerstörung der deutschen Stützpunkte auf dem Festland zum Ziel hat. Diese beiden Leben führt das Schicksal - beziehungsweise der Autor - nun zusammen. Von Joachim Nicolodi

Robert Harris: Vergeltung, Montag, 16. November, 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

Erzählendes Sachbuch: Riskanter Erfolgshunger

Ex-Model Anne-Sophie Monrad rechnet in "Fashion Victim" mit der Modebranche ab.

Für ihre Karriere ging Anne-Sophie Monrad an ihre körperlichen Grenzen. Davon berichtet sie in ihrem Buch "Fashion Victim - Licht und Schatten des Modelbusiness" (dtv), in dem sie ihre Erfahrungen mit Fotografen, Bookern, aber auch ihrer eigenen Agentur verarbeitet. Irgendwann wog sie nur noch 53 Kilogramm, bei einer Körpergröße von 181 cm. Anders schien es nicht möglich zu sein, auf den Laufstegen in Paris, Berlin und New York zu bestehen. Die Belohnung für die körperliche Selbstkasteiung: Monrad lief zehn Jahre lang für Givenchy, Gaultier, Karl Lagerfeld und viele mehr. Bis sie im Herbst 2018 mit einem Instagram-Post und in einem FAZ-Interview öffentlich gegen die unmenschlichen Zustände hinter den Kulissen des Model-Business protestierte und ihrem Leben eine neue Richtung gab.

Im Gespräch mit der Moderatorin Nina Berendonk schildert die heute 29-jährige Flensburgerin am 20. November ihren Weg von der normalen Schülerin zu einem der gefragtesten Models. Dabei spricht sie die Probleme an, die der Traumberuf vieler Teenager bei allem Glamour und Glitzer mit sich bringt: Magerwahn, finanzielle Ausbeutung, Konkurrenzdruck und sexuelle Belästigung. Das sollten die Mädchen und jungen Frauen im Hinterkopf behalten, wenn sie sich die Staffeln von "Germany's Next Topmodel" anschauen. Mit der Faszination für Heidi Klums Show, schreibt Monrad in ihrem Buch, begann ihre (Alb-)Traum-Karriere. Von Barbara Hordych

Anne-Sophie Monrad: Fashion Victim - Licht und Schatten des Modelbusiness, Fr., 20. Nov., 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

Sachbuch: Die Ursachen für Ausgrenzung finden

Der Historiker Wolfgang Benz stellt sein neues Buch "Vom Vorurteil zur Gewalt" vor. Er untersucht darin, wie sich Ressentiments und Feindbilder in Geschichte und Gegenwart entwickeln.

Nicht die Roma oder die Juden sind schuld daran, wenn sie ausgegrenzt werden. Sondern es ist die Gesellschaft, die ihnen Eigenschaften zuschreibt, wegen derer sie diskriminiert und missachtet werden können. Dass Ausgegrenzte an ihrer Ausgrenzung keine Schuld tragen und die Ursachenforschung in der Mehrheitsgesellschaft beginnen muss, ist die Quintessenz des neuen Werks von Wolfgang Benz.

In seinem lesenswerten Buch "Vom Vorurteil zur Gewalt" (Herder-Verlag) untersucht der Historiker und ehemalige Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, wie sich Ressentiments und Feindbilder in Geschichte und Gegenwart entwickeln. Ob die Vorurteile ethisch, religiös, kulturell oder sozial begründet sind, spielt keine Rolle, denn meist handelt es sich um angeblich "überliefertes Wissen", das von Generation zu Generation tradiert wird nach dem Motto "alle Iren sind rothaarig". Ressentiments erleichtern es zudem einer Gemeinschaft, das eigene Selbstbewusstsein zu steigern und sich dem Gefühl hinzugeben, auf der richtigen Seite zu stehen.

Benz weist dem Antisemitismus eine paradigmatische Funktion für die Erklärung des mörderischen Zusammenhangs von Vorurteilen und Gewalt zu, da er zum Holocaust führte. An ihm zeigt er, dass ein Vorurteil gegen eine Minderheit in letzter Konsequenz zum Völkermord führt. Doch er untersucht auch Antiziganismus oder Muslimfeindschaft. Von Sabine Reithmaier

Wolfgang Benz: Vom Vorurteil zur Gewalt, Do., 12. Nov., 19 Uhr, muenchner-buecherschau.de

Von Mäusen und Menschen

Tierische Helden, berühmte Autoren und engagierte Jungkritiker versammeln sich im Familienprogramm der Bücherschau.

Am Samstag kommt das Sams. Das gilt nicht nur seit 35 Jahren für die Kinderbuchreihe um das fabelhaft-freche Wesen mit den Wunschpunkten im Gesicht und seinen Adoptivvater, den sanftmütigen Herrn Taschenbier. Sondern auch für die Münchner Bücherschau, auf der sein Erfinder Paul Maar am Samstag, 28. November, 15 Uhr, das neue Abenteuer "Das Sams und der blaue Drache" vorstellt: In dem taucht ein leibhaftiger Drache auf; der ist zwar nur "ferkelgroß", trotzdem steht zu befürchten, dass die Vermieterin Frau Rotkohl nicht eben begeistert von dem Neuzugang sein wird.

Weitere Gelegenheiten, spannende und berühmte Autoren im Live-Stream zu erleben, bietet das Familienprogramm zuhauf. Ebenfalls an einem Samstag haben Ute Krauses fellige Degenfreunde, die "Muskeltiere", ihren Auftritt. In ihrem achten Buchabenteuer "Die Muskeltiere und die rattenscharfe Party" werden die Mäuseriche Picandou und Pomme de Terre sowie die Ratte Gruyère während einer Überraschungsparty gefangen genommen. Wie es Hamster Bertram gelingt, seine Freunde aus der Falle zu befreien und wie ihre Helden überhaupt entstanden, erzählt die Autorin am 21. November um 15 Uhr.

Welche Jugendbücher und welche Themen begeistern uns? Das fragt sich das "literarische Jugendquartett" erneut in seiner diesjährigen Ausgabe. Dem von der Münchner Autorin Silke Schlichtmann ins Leben gerufenen und moderierten Literaturzirkel von Jugendlichen für Jugendliche gehören Vertreter von Leseclubs aus München und Umgebung an. Das Format erwies sich in der Vergangenheit als so spannend, dass es jetzt bereits in seine dritte Runde geht. Am Sonntag, 29. November, 16.30 Uhr, stellen die engagierten Jungkritiker ihre Favoriten vor. Diskutieren wollen sie die Titel "Weltverbessern für Anfänger" von Stepha Quitterer, "Wer ist Edward Moon?" von Sarah Crossan, "After the Fire" von Will Hill und "Cryptos" von Ursula Poznanski. Bücherliebhaber können sich bereits am Tag zuvor bei Poznanskis Lesung aus "Cryptos" zuschalten: Am 28. November um 18 Uhr gewährt sie Einblicke in eine Welt, in der das Klimasystem bereits gekippt ist und für die meisten Menschen nur die Flucht ins Virtuelle bleibt. Eine Option nicht nur für die Weltendesignerin Jana, sondern auch für die Organisatoren der Bücherschau. Von Barbara Hordych

Live-Streams: www.muenchner-buecherschau.de

Fantasy: Den Füchsen nach

Cornelia Funke liest via Live-Stream aus "Auf silberner Fährte", dem vierten Band ihrer Reihe "Reckless".

Mit der Fantasyreihe "Reckless" hat die jüngst mit dem Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnete Cornelia Funke eine magische Welt erschaffen, die ihre Wurzeln in den Märchen der Brüder Grimm hat. Auch im vierten Band "Auf silberner Fährte" begeben sich die Brüder Jacob und Will Reckless in eine Parallelwelt hinter den Spiegeln; wurden sie bisher mit Motiven aus der mitteleuropäischen und russischen Erzähltradition konfrontiert, führt sie die Reise nun in den fernen Osten, auf die Inseln der Füchse. Am 22. November liest Funke per Liveschaltung in die USA aus dem neuen Band, auf den die "Reckless"-Fans fünf Jahre warten mussten. Ein fünfter Teil ist laut Funke geplant. Von Barbara Hordych

Cornelia Funke: Reckless, Auf silberner Fährte, So., 22. Nov., 18 Uhr, muenchner-buecherschau.de

Historien-Roman: Schwerer Anfang

Mit "Kingsbridge" will der Brite Ken Follett an den sagenhaften Erfolg seines Romans "Die Säulen der Erde" anknüpfen. Der neue Roman erzählt die Vorgeschichte.

3,8 Millionen Mal ging Ken Folletts Bestseller "Die Säulen der Erde" über den Ladentisch. Im England des 12. Jahrhunderts spielte dieser Roman, in dem Follett minutiös den jahrzehntelangen Bau einer Kathedrale im fiktiven Ort Kingsbridge schilderte. Nun hat der britische Autor die Vorgeschichte zu diesem - im wahrsten Sinne des Wortes - monumentalen Werk vorgelegt: "Kingsbridge" (Lübbe) heißt Folletts neuer Roman, der die Ursprünge des gleichnamigen Ortes erzählt und 140 Jahre vor "Die Säulen der Erde" angesiedelt ist. Im Jahr 997 erkennt der junge Bootsbauer Edgar am Horizont die Schiffe der Wikinger und versucht, sein Dorf vor der drohenden Gefahr zu warnen. Von Joachim Nicolodi

Ken Follett: Kingsbridge, Do., 19. Nov., 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

Autobiografie: Rückblick einer streitbaren Feministin

Alice Schwarzer spricht über ihre Arbeit von Jahrzehnten, die sie im Buch "Lebenswerk" rekapituliert.

"Wie halten Sie das aus, Frau Schwarzer?" Das wird Alice Schwarzer auf jeder Veranstaltung gefragt. "Ich habe inzwischen eine gewisse Routine, aber dennoch gibt diese Frage mir jedes Mal einen Stich ins Herz", schreibt sie im zweiten Teil "Lebenswerk" (Kiepenheuer & Witsch) ihrer Autobiografie; sie behandelt darin die großen Themen ihrer Arbeit, nachdem sie in "Lebenslauf" ihre Herkunft und frühen Jahre schilderte. Ja, wie hält Schwarzer ein von unzähligen Debatten bis hin zu Anfeindungen geprägtes Leben aus? "Ganz ehrlich, manchmal weiß ich es selber nicht. Denn schließlich geht das so seit 45 Jahren."

Seit 45 Jahren mischt Alice Schwarzer sich ein. Als streitbare Journalistin, als überzeugte "Humanistin, Pazifistin und Feministin", wie sie selbst es in dieser Reihenfolge formuliert; als Gründerin der feministischen Zeitschrift Emma, als Kämpferin gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen Abtreibungsverbot, Sexismus oder Pornografie. Sie hatte großen Anteil an tiefgreifenden Veränderungen unserer Gesellschaft, sie hat jedoch auch immer wieder heftigen Widerspruch geerntet, zum Beispiel für ihre Islamkritik.

Unzählige Bücher hat sie außerdem geschrieben. Vielleicht das wichtigste war ihr Erfolgsbuch "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen" 1975. Das kaufen junge Frauen heute immer noch, wie Schwarzer jüngst beim Besuch einer Kölsch-Kneipe von der Barfrau erfuhr. "Es geht also weiter. Und solange das so ist, werde ich Ärger haben." Von Antje Weber

Alice Schwarzer: Lebenswerk, Mi., 18. Nov., 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

Unterhaltung: Freiheit der Kunst

Jonas Jonasson, der Autor mit den langen Titeln, hat es erneut getan: "Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte" heißt sein neuer Roman.

16 Millionen Mal haben sich die Bücher des schwedischen Autors Jonas Jonasson bisher verkauft, alleine im deutschsprachigen Raum mehr als sieben Millionen Exemplare. Wiedererkennungsmerkmal der Bestseller seit dem Debüt "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand": sehr lange Titel. So auch beim neuen Roman "Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte" (C. Bertelsmann), der auf gewohnte Weise scheinbar Unvereinbares zusammenbringt: einen skrupellosen Kunsthändler, einen Massaikrieger und die expressionistische deutsch-südafrikanische Künstlerin Irma Stern - mit dem Ziel, so Jonasson, die "Freiheit der Kunst" zu feiern. Von Antje Weber

Jonas Jonasson: Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte, Mi., 25. Nov., 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

Selbstfindungsroman: Lockdown auf dem Land

Auf seinen populären "Ernährungskompass" folgt das Romandebüt: Der Wissenschaftsjournalist Bas Kast verknüpft in "Das Buch eines Sommers. Werde, der du bist" Autobiografisches und Lebensphilosophisches.

Wird Bas Kast nun sein Image des "Ernährungspapstes" los? Für seinen "Ernährungskompass" wertete der Wissenschaftsjournalist etliche Ernährungsstudien aus. Zum Thema Erziehung wollte er ursprünglich auch ein Sachbuch schreiben, die wissenschaftliche Lage sei jedoch zu dünn gewesen, so Bast in einem Interview. So schrieb er darüber nun seinen ersten Roman: "Das Buch eines Sommers. Werde, der du bist" (Diogenes).

Es ist ein Roman mit lebensphilosophischen und autobiografischen Elementen: Mit 19 Jahren verbringt Nicolas einen Sommer mit seinem Onkel in einer Villa auf dem Land. Inspiriert vom Onkel nimmt er sich vor, sein Leben "so zu leben wie er oder zumindest so ähnlich wie möglich". Aber er "vergaß es schließlich doch". Später kehrt Nicolas, ähnlich wie Bast Mitte 40, zurück an diesen Ort. In einer Art Lockdown auf dem Land findet er nun, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn, zu sich selbst. Von Marleen Beisheim

Bas Kast: Das Buch eines Sommers, Di., 17. Nov., 19 Uhr, www.muenchner-buecherschau.de

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Quelle:
SZ Extra vom 12.11.2020/lar/amm/van
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