Münchner Airport:Rekord mit Dämpfer

Mehr Passagiere, mehr Frachtgeschäft, mehr Gewinn - aber das Wachstum hätte höher ausfallen können, meldet der Flughafen bei seiner Jahresbilanz

Von Andreas Schubert

Schampus hat es am Mittwoch nicht gegeben, auch wenn die Papieruntersetzer für die Trinkgläser an den Pressetischen für eine bekannte Champagnermarke warben. Dabei hätte die Flughafengesellschaft FMG eine Runde springen lassen können. Denn wieder einmal hat der Münchner Airport ein Rekordergebnis eingefahren. FMG-Chef Michael Kerkloh erklärte bei der Jahrespressekonferenz: "Der Flughafen München steht heute so gut da wie niemals zuvor in seiner Geschichte."

In Zahlen liest sich das dann so: 44,6 Millionen Passagiere im Jahr 2017, das sind fünfeinhalb Prozent mehr als im Jahr davor und ein neuer Höchstwert, der nicht zuletzt auf einer siebenprozentigen Steigerung im Interkontinentalverkehr beruht. Auch im Frachtgeschäft verzeichnet die FMG eine Höchstmarke, der Luftfracht-Umschlag stieg um 7,1 Prozent auf 379 000 Tonnen. Vor allem aber der neuerliche Passagierzuwachs hat nach Angaben der FMG erheblich dazu beigetragen, dass sie ihren Umsatz um 100 Millionen Euro auf knapp 1,5 Milliarden Euro steigern konnte. Der Gewinn liegt nach Steuern bei 155 Millionen Euro, das sind drei Millionen mehr als 2016 und ebenfalls ein Rekord.

Unter den Erwartungen blieb der Flughafen bei der Zahl der Flugbewegungen. 405 505 zählte der Airport, das entspricht einem Zuwachs von 2,6 Prozent. Noch im vergangenen Jahr hatte Kerkloh mit bis zu vier Prozent gerechnet. Diese Diskrepanz liegt vor allem an der Pleite der Air Berlin. Die Gegner einer dritten Start- und Landebahn interpretieren diese Entwicklung vor allem so: Eine dritte Piste braucht es nicht. Kerkloh sieht das anders: Er sieht den Flughafen trotz der durch den Wegfall freigewordenen Slots "an der Schmerzgrenze". So gibt es derzeit zwei Strecken, auf denen die Fluggesellschaften Nordica und SAS ihren Passagieren keine festen täglichen Abflugzeiten anbieten können, weil die entsprechenden Slots nicht verfügbar sind.

Dennoch rechnet Kerkloh auch für 2018 mit einer ähnlichen Steigerung wie im vergangenen Jahr. Im ersten Quartal 2018 ist die Zahl der Passagiere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf einen neuen Höchstwert von 9,6 Millionen gestiegen. Die Anzahl der Starts und Landungen liegt mit 93 000 in den ersten drei Monaten nur marginal über dem Vorjahreswert. Das Wachstum hätte laut Kerkloh deutlich höher ausfallen können. Denn noch immer mache sich der Wegfall der Flüge von Air Berlin sowie der Transavia bemerkbar, die im vergangenen Jahr ihre Maschinen wieder von München abgezogen hat.

Kerkloh sieht seinen Airport dennoch im Aufwind. So hat Lufthansa nun fünf Maschinen vom Typ Airbus A 380 in München stationiert, dem größten Passagierflugzeug der Welt mit einem Fassungsvermögen von 509 Fluggästen. Zudem hat die Lufthansa bereits acht Airbus-A 350-Langstreckenjets in München stehen, sieben weitere sollen bis Sommer 2019 folgen. Dadurch werde das Drehkreuz München deutlich gestärkt. Auch im sogenannten Low-Cost-Sektor, sprich bei den Billigflügen, erwartet Kerkloh ein Wachstum. Weil die Lufthansa-Tochter Eurowings ihr Angebot mit Langstreckenverbindungen ausweitet, wird der Anteil der Billigangebote im Erdinger Moos dieses Jahr voraussichtlich auf elf Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen steigen.

Ein Großprojekt abseits des Fluggeschäfts - und eine wichtige künftige Einnahmequelle - ist der sogenannte Lab-Campus, ein Gründer- und Ideenzentrum auf dem westlichen Flughafengelände. Die ersten Gebäude des 500 000 Quadratmeter großen Areals sollen bereits 2020 bezogen werden.

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