Münchner Abgeordnete:"Dass die SPD so abstürzt ist, tut mir leid"

Erschöpft und voll Mitgefühl für den Gegner: Wie es den frisch gewählten Bundestags-Abgeordneten aus München geht - und was sie in Berlin vorhaben.

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Münchner Abgeordnete:Nicht zufrieden mit dem Ergebnis

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

Quelle: SZ

Peter Gauweiler, 60, CSU:

"Ich gehe mit gemischten Gefühlen wieder nach Berlin, das liegt natürlich am Ergebnis. Ich habe zwar das beste Ergebnis aller Münchner Abgeordneten, aber ich halte auch mein Abschneiden für schlecht. Da hilft das ganze Schönreden nichts. Im Bundestag will ich bleiben, was ich bin: im Auswärtigen Ausschuss zum Beispiel. Am wichtigsten ist nun, dass wir die versprochenen Steuersenkungen umsetzen. Deshalb sollte Westerwelle auch Finanzminister werden, nicht Außenminister. In der Außenpolitik wollen Union und FDP ja nichts Großes verändern."

Foto: Haas

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Münchner Abgeordnete:Als Opposition muss man reagieren

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

Quelle: SZ

Jerzy Montag, 62, Grüne:

"Die nächsten vier Wochen werden wir darauf schauen, was die schwarz-gelbe Mehrheit in ihr Koalitionsprogramm schreibt. Ich befürchte das Schlimmste - zu sagen, ich befürchte Unangenehmes, wäre ja schon eine Untertreibung. Danach wird sich bestimmen, was wir unternehmen. Opposition reagiert auf Regierungshandeln. Ich werde ein wachsames Auge darauf haben, was die Schwarz-Gelben in der Rechtspolitik, der Innenpolitik und der Bürgerrechtspolitik treiben wollen. Wenn es weitere Rückschritte gibt, werden wir dagegen aufstehen."

Foto: Haas

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Münchner Abgeordnete:Die Stärke der FDP wird sich abschleifen

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

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Herbert Frankenhauser, 64, CSU:

"Das werden interessante Koalitionsverhandlungen mit der FDP, das wird nicht leicht. Ich habe ja schon vor Jahren mit der FDP in einer Koalition gearbeitet, das ist kein ganz einfacher Partner. Die werden anfangs bestimmt ihre neue Stärke in die Waagschale werfen, aber die Realität wird das abschleifen. Das ist wie beim Boxen: Beim Wiegen tun sie noch ganz groß, im Ring aber sieht das hinterher wieder anders aus. Konkret müssen wir in Berlin die Sanierung des Haushalts anpacken, und parallel muss es Steuererleichterungen geben."

Foto: Schellnegger

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Münchner Abgeordnete:Die Erschöpfung nach dem Wahlkampf

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

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Daniel Volk, 39, FDP:

"Vergangene Nacht habe ich gefeiert, klar, dazu gab es jede Menge Anlass! Allerdings habe ich auch die Erschöpfung aus dem Wahlkampf gemerkt, nachdem das Adrenalin runtergegangen war. Bei unserer Arbeit in der Koalition werden die Reibungspunkte vor allem Bürgerrechte und -freiheiten betreffen. Die CDU hat die Tendenz, immer weitere Einschränkungen vorzunehmen. Persönlich habe ich mir vorgenommen, dabei mitzuhelfen, dass wir ein einfacheres Steuerrecht hinbekommen. Zum Beispiel, indem überflüssige Ausnahmen gestrichen werden."

Foto: Haas

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Münchner Abgeordnete:Mitgefühl mit dem Gegner

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

Quelle: SZ

Johannes Singhammer, 56, CSU:

"Ich bin erleichtert. Das Gefühl, nicht zu gewinnen, kenne ich gut. Deshalb kann ich nachfühlen, wie es dem Kollegen Axel Berg von der SPD jetzt geht. Persönlich habe ich mir vorgenommen, Deutschland zum familien- und kinderfreundlichsten Land der Welt zu machen. Das fängt beim Umgang mit Kinderlärm, mit Kinderlachen an. Dieser Punkt muss unbedingt aus dem Bundesimmissionsschutzgesetz herausgenommen werden. Es kann nicht sein, dass mit diesem Lärmargument der Bau von Kindergärten verhindert werden kann."

Foto: Haas

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Münchner Abgeordnete:Hektische Wochen

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

Quelle: SZ

Nicole Gohlke, 34, Linke:

"Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich mit meinem Listenplatz fünf in den Bundestag kommen würde. Die nächsten Wochen werden also sehr hektisch, Ausschüsse und Arbeitskreise werden besetzt. Ich will mich um die Bereiche Inneres und Bildung und Hochschulpolitik kümmern - meine Unizeit liegt ja noch nicht so lange zurück. Die Linke soll im Bundestag unter der schwarz-gelben Regierung auch ein Bündnispartner der außerparlamentarischen Opposition sein, also von Studierenden, Gewerkschaften oder Atomkraftgegnern."

Foto: Hess

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Münchner Abgeordnete:Deutschlands Rolle in der Welt stärken

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

Quelle: SZ

Rainer Stinner, 62, FDP: "Im neuen Bundestag werde ich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit weiterhin im Themenbereich Außen- und Sicherheitspolitik tätig sein. Hier ist es mein besonderes Anliegen, dass wir bei Auslandseinsätzen stärker als bisher den politischen Lösungsprozess definieren und konsequent durchsetzen, und zwar von Anfang an. Das heißt konkret, nicht nur auf militärische Problemlösungen zu setzen. Und es geht mir darum, Deutschlands Rolle zu verstärken: In der gemeinsamen europäischen Außenpolitik und bei der Weiterentwicklung der Nato."

Foto: Schellnegger

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Münchner Abgeordnete:Wiedervereinigung der Linken tut not

Bundestagsabgeordnete aus München von CSU, Linke, Grüne, FDP

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Hans-Peter Uhl, 65, CSU: "Wir werden es im Bereich der Inneren Sicherheit mit der FDP schwerer haben als mit der SPD. Als ehemalige Volkspartei ist sie uns in diesem Punkt näher. Dafür erwarte ich mir für die Wirtschaftspolitik nun bessere Lösungen mit der FDP. Dass die SPD so abgestürzt ist, tut mir leid. Unser Land braucht die Wiedervereinigung der Linken, die Aufspaltung macht alles komplizierter. Guido Westerwelle wird, da bin ich mir sicher, bald mindestens der zweitbeliebteste Politiker sein. Das war immer so bei Außenministern, ein Phänomen der deutschen Politik."

Foto: Haas

Text: SZ vom 28.9.2009, Protokolle: Anne Göbel, Bernd Kastner, Sven Lörzer, Judith Liere/pfau

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