„Gegensätze waren schon immer ein Thema für mich, auch durch meine eigene Identität“, sagt Zafer Urun, 25, Student an der Kunstakademie in München. Er ist Oberbayer, seine Ethnie ist türkisch und kurdisch. „Ich finde es wichtig, zwischen Herkunft und Ethnie zu differenzieren.“ Geboren und aufgewachsen in Schrobenhausen, beginnt er schon früh mit der Kunst.
Seiner Mutter, sagt Zafer, habe er viel zu verdanken. Sie glaubte schon früh an sein künstlerisches Talent. Er gewinnt Malwettbewerbe, bringt kleine Preise nach Hause. Seine Zeichnungen aus Kindergartentagen hat seine Mutter aufgehoben. „Die schaue ich mir immer wieder an, wenn ich Inspiration suche, oder wenn ich etwas brauche, das mich daran erinnert, woher ich komme. Malerisch, aber auch kulturell“, sagt Zafer.
Neben seinem Studium an der Akademie studiert Zafer zeitweise Industriedesign. „Für neuen Input“, sagt er. „Ich wollte Regeln auferlegt bekommen, die ich anschließend brechen kann.“ Dass er offen ist, zeigt auch seine interdisziplinäre Arbeitsweise. Oft arbeitet er an Skulptur und Malerei gleichzeitig. „Ich will mich nicht auf irgendwelche Stile reduzieren, sondern das tun, was sich richtig anfühlt.“
Es ist diese Zerrissenheit, die das Fundament Zafers Arbeit bildet. Saubere Industriedesigns treffen auf Kohlezeichnungen. Digitale Drucke treffen auf traditionelle Pinselarbeit. Vermeintliche Gegensätze verschmelzen zu etwas Neuem und erweitern die Grenzen zwischen Design und Kunst. „Diese Ambivalenz als Inspiration hat mich sehr angesprochen“, sagt Zafer.
Was Zafer antreibt? Ein Bohemian-Lebensstil, den er sich durch seine Kunst aufbauen will. Ein entgegen der Normen ausgerichtetes Leben. „Diese Freiheit ist das Maximum, was man als Künstler erreichen kann“, sagt er. „Es geht darum, Fehler passieren zu lassen und anschließend bewusst Lösungen dafür zu finden.“ Seine Kunst soll dabei mehr Menschen ansprechen als nur die durchschnittliche Kunst-Community.
Mit dem prestigeträchtigen Fulbright-Stipendium wird Zafer nun ein halbes Jahr in Los Angeles verbringen. Von Schrobenhausen nach Kalifornien. Ein großer Schritt. Seine Kunst soll weiterhin für alle zugänglich sein, sagt Zafer. „Ich glaube, man kann die verschiedensten Menschengruppen nur zusammenbringen, wenn man diese Ambivalenz triggert. Die Gegensätze. Laut und leise, Arm und Reich.“