Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:Kunst vom Podest holen

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Sabrina Lößl-Lamboy.

Von Sina Nachtrub

Ihr wurde die Kunst in die Wiege gelegt. Sabrina Lößl-Lamboys Mutter arbeitet mit Mode, ihr Vater mit Film. So probierte Sabrina, 25, schon in ihrer Kindheit verschiedene Richtungen aus. "Meine Mutter erzählt gerne, dass ich in der 5. Klasse mit unserem Camcorder meinen ersten Stop-Motion-Film gemacht habe, ohne dass ich mich damit überhaupt auskannte."

"Ich experimentiere bis heute gerne herum. Da habe ich das Gefühl, dass es okay ist, Fehler zu machen", sagt Sabrina. Besonders von sozialen Medien fühle sie sich unter Druck gesetzt. Um kreativ zu werden, muss sich die Kommunikationsdesignstudentin wohlfühlen. "Dann habe ich so einen Klickmoment", sagt sie. Ihre Idee setzt sie dann auch nachts mit der Kamera, dem Zeichenblock oder dem Schnitzmesser um.

Dabei ist Sabrina selbst der Meinung, dass eigentlich jeder Kunst machen kann. "Der Begriff Kunst ist mit etwas Elitärem verbunden. Dabei kann jeder einen Stift in die Hand nehmen. Kunst ist nur Ausdruck", sagt sie. Diese Botschaft will sie auch bei ihrem Engagement im Kollektiv Crèmbach weitertragen. Das Kollektiv wurde 2020 als Jugendgremium gegründet und durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Doch die Förderung lief Ende vergangenen Jahres aus, die Zukunft ist nun unsicher. "Das Kollektiv bedeutet für mich Kunstvermittlung, wir wollen die Kunst von ihrem Podest holen", sagt Sabrina. So organisierten sie zum Beispiel schon Graffiti-Workshops und Mal-Aktionen mit Kindern. "Wir machen so etwas ja gerne, aber das Material fehlt. Das ist schon eine gewisse Anspannung."

Bei ihren eigenen Arbeiten ist es Sabrina wichtig, dass sie etwas ausdrücken: "Ich mag es, wenn Geschichten hinter meinen Arbeiten stecken." Eines ihrer liebsten Werke ist die Fotoreihe "My Way", die spontan nachts in ihrem Zimmer entstand. Sie schminkte sich, machte eine rockige Playlist an und stellte die Kamera auf das Stativ. "Die Reihe zeigt, wie ich mich ausdrücken kann, wenn niemand drumherum ist."

Auch handwerkliches Arbeiten liegt Sabrina. In der Hochschule fertigte sie zuletzt eine mobile Tischtennisplatte an. Das Thema der Arbeit war Einsamkeit - mit ihrem Projekt will sie Menschen in der Großstadt verbinden. In Zukunft könnte Sabrina sich vorstellen, auch beruflich handwerklich tätig zu werden. "In der Kunst selbst will ich nicht arbeiten, weil dann das Spontane wegfällt", erzählt sie.

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