Paula Pfafferott, 26, macht Kunst. Sie zeichnet nicht in ein Skizzenheft oder malt mit Acrylfarben auf eine Leinwand – sie nutzt ihr Gesicht als Leinwand. Für Paula ist Make-up mehr als nur Schminke. Auf ihrem Instagram-Account finden sich surrealistische Make-up-Looks mit 3D-Elementen, gewagte Perücken und Cosplay-artige Verkleidungen. Von magischen Wesen wie Feen und Elfen bis zu ikonischen Filmcharakteren schlüpft sie in jede Rolle, die ihr gefällt.

„Meinen ersten Schminkkoffer hat mir meine Oma geschenkt, als ich noch ein Kleinkind war. Schon damals habe ich mein Gesicht mit bunten Farben bemalt“, sagt Paula. Als Jugendliche habe das abgenommen, da habe sie nicht auffallen, sondern nur dazugehören wollen. Während Corona entdeckte sie ihre Liebe für exzentrische Make-up-Art neu und fing an, sie auf Instagram und Tiktok zu teilen.

An Kunst und Kultur sei sie schon immer interessiert gewesen, früher habe sie viel gemalt und gezeichnet, von Mangas bis zu abstrakter Kunst. Das habe sie nun mit Make-up verbunden. „Ich lasse mich gerne von meinen liebsten Kunstwerken inspirieren und übertrage dann Elemente davon auf mein Gesicht“, sagt sie. Vor allem aber würde sie sich Inspiration aus ihren Lieblingsfilmen und -Serien holen.

„Am Anfang ging es mir bei Make-up nur um schönes Aussehen, ich wollte mich optimieren. Inzwischen geht es mir um die Charaktere, die ich schaffe. Ich schlüpfe in diese Rollen. Und die können auch hässlich aussehen“, sagt Paula. Die meisten Menschen würden ihrer Meinung nach Schminke nur mit Oberflächlichkeiten verbinden, für sie sei das viel mehr: „Make-up ist nicht nur schön, es ist Kunst.“

Ihre Make-up-Art hat auch eine persönliche Bedeutung für Paula. „Vor der Make-up-Art war ich eine graue Maus, hatte kein Selbstbewusstsein und habe mich nichts getraut. Mit den ausgefallenen Looks konnte ich jemand anderes, jemand Stärkeres sein“, sagt sie. Durch das Schminken habe sie so lange „so getan“, als wäre sie selbst eine dieser selbstbewussten Charaktere, bis sie es dann wirklich war – auch ohne Make-up.

Paulas größer Wunsch: Sie möchte ihre kreativen Möglichkeiten ausschöpfen, ohne auf gesellschaftliche Normen zu achten. „Man kann so viel mit Make-up und Mode ausdrücken. Nicht jedem wird es gefallen – und das ist okay“, sagt sie. Deshalb wolle sie weiterhin Menschen inspirieren, sich Neues zu trauen. „Es ist wichtig, an sich selbst zu glauben“ und auf die Meinung anderer nichts zu geben, „denn es ist dein Leben.“