Feuriges Orange auf der Leinwand – und im Vordergrund eine drei Meter große Prinzessin mit haarigen Beinen. Die Kunst von Panni Somody, 23, spielt mit Symbolen. Die Künstlerin möchte mit Normvorstellungen brechen – besonders angesichts des Anstiegs von Queerfeindlichkeit und Sexismus. „Vielleicht ist die Prinzessin ja gar kein Mädchen und hat eigentlich was anderes unter dem Rock, als wir vermuten.“

„Auch dort gibt es keinen Zaun aus Wurst!“ So lautet sinngemäß eine Redewendung aus Pannis Heimatland Ungarn. Dabei sieht Panni diesen Satz symbolisch für eine gesellschaftliche Vorstellung von Reichtum. Betritt man ihre Ausstellung im Kunstraum Eckstein, findet man ihn vor: einen buchstäblichen Wurstzaun. Redewendungen und Symbole sind mächtig, denn „sie spiegeln unsere Denkweisen wider“, sagt Panni. „Sie sind wie eine offene Wunde, durch sie sieht man das Fleisch der Gesellschaft.“

Das, was die offene Wunde aufzeigt, thematisiert und kritisiert Panni in ihrer Kunst. Schließlich würden wir durch Sprichwörter oft unbewusst alte, auch überholte Wertvorstellungen reproduzieren. Genau das sollten wir reflektieren. Der Wurstzaun soll Überfluss und soziale Ungleichheit offenlegen. Viele der Symboliken in Pannis Kunst stehen in Verbindung mit Geschlechterrollen. So auch die Prinzessinnen.

Soweit sie zurückdenken kann, habe sie immer Kunst gemacht. „Wir hatten nicht so viel Spielzeug, deswegen habe ich es mir selbst gemalt“, sagt Panni. Ihre Gedanken und Gefühle werden zu Bildern, „ich muss malen“, sagt sie. Dabei experimentiert sie gerne, ob mit Ölfarben oder Aquarell. Aber auch mit Kunstformen – von Performances bis hin zu Skulpturen.

„Ich möchte, dass die Leute diskutieren. Und dass sie wieder lernen, sich zuzuhören“, sagt Panni. Es ist auch Teil ihrer Kunst, zu polarisieren. So führte sie im Juli ihre „Wurst-Performance“ auf. Dabei nähte sie eine Kette aus ungarischen Würsten zusammen. Ein Ende der Kette trug sie im Mund, das andere in ihrer Vagina. Dabei ging es auch um den radikalen Bruch mit den Vorstellungen rund um Weiblichkeit.

„Das Bild der Frau in Osteuropa gleicht dem einer Reproduktionsmaschine. Abtreibungen sind stark umstritten“, sagt Panni. Um mit diesem Bild zu brechen und ein selbstbestimmtes Narrativ zu setzten, entzieht Panni traditionellen Vorstellungen ihre Definitionsmacht. Und setzt neue Kontexte. „Die Prinzessinnen sind riesengroß. Gewaltig und voller Kraft.“
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