Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:"Ich möchte der Natur etwas zurückgeben"

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Noah Solleder

Von Elena Nieberle

"Mit meiner Kunst bin ich an die Natur gebunden", sagt Noah Solleder, 18. In seiner abstrakten "Bienen-Kunst" verbindet er künstlerische Leidenschaft mit Artenschutz. Seine "Bee"-Serie zeigt Werke aus Imker-Überresten, durch die er kreativ die Auswirkungen des Bienensterbens verarbeitet. Bewusstsein zu schaffen für den Ursprung von Dingen, das ist für ihn besonders wichtig.

Noahs Werke behandeln eine ganz klare Botschaft. Er möchte mit seinem Schaffen zeigen, dass die "Massentierhaltung" von Bienen, wie er sie beschreibt, nicht in Ordnung ist. "Ich versuche bei schönen runden Formen extra mit harter Farbe ranzugehen." Er will damit den Kontrast und die Distanz zwischen Mensch und Tier aufzeigen.

Die Materialien für sein Schaffen entstehen bei der Imker-Tätigkeit seines Freundes Quentin Kupfer. Damit ist Noahs "Bienen-Kunst" abhängig von dem natürlichen Lauf der Jahreszeiten. "Das ist ja eigentlich genau das, was man als Mensch nicht mehr gewohnt ist", sagt Noah. In der kalten Jahreszeit improvisiert Noah mit anderen Materialien.

Für sein Werk "Bee Crime" hat Noah Wachs rot eingefärbt. "Ich habe versucht, das Wachs wie Blutstropfen herunterlaufen zu lassen." Es soll darstellen, wie Tiere ausgebeutet werden, zum Beispiel für die Honigproduktion. "Wir nehmen so viel, dass die Bienen selbst nicht mehr klarkommen", sagt Noah. Er hat durch die Kunst einen Weg gefunden, auszudrücken, was ihn beschäftigt.

Noah recycelt für seine Werke Tücher aus Baumwolle, die verwendet werden, um Bienen abzudecken. Ist dieses von Bienen durchbohrt, muss ein Neues verwendet werden. Wo manche Menschen Abfall sehen, sieht er eine Chance, kreativ zu werden. Er verwendet die kaputten Tücher als Grundlage, "wie eine Leinwand". Im Winter imitiert er die Herstellungstechnik jener Tücher durch geschmolzenes Wachs.

Noah selbst sieht die Materialien für seine Werke von der Natur "geklaut". Erst kürzlich hat er sein erstes Kunstwerk versteigert. Den Erlös investiert Noah in den Vogelschutz. Er kauft Vogelfutter und Vogelhäuser, um den Tieren im Winter zu helfen. "Ich möchte der Natur etwas zurückgeben", sagt er.

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