Münchens junge Kreative:Moos und Mode

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Benedikt Kappel.

Von Nicole Salowa

Benedikt Kappel, 19, stellt sich selbst die Frage: Wie kann ich eine politische Botschaft überall dahin transportieren, wo ich bin? Seine Antwort: Kleidung. Seit vergangenem Jahr designt er Klamotten und nutzt sie als politisches Medium. "Wir haben keine Zeit mehr für irgendwelche abstrakten Messages, die sich hinter Vorhängen verbergen. Wir müssen direkter werden", sagt Benedikt.

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Auch an einer Modenschau nahm Benedikt schon teil, aber anders, als man es erwartet: Sie fand in einer S-Bahn statt. Organisiert vom Heimweh-Kollektiv liefen an einem Mittwochabend sieben Models durch die Reihen der Bahn, eines davon war Benedikt. "Es ging darum, sich den Raum, der uns in der Stadt für Kunst fehlt, zu nehmen", sagt er.

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Benedikt beschäftigen die Themen Zerfall und Dystopie. Das wird auch an seinen löchrigen, teils verbrannten Designs sichtbar. Seine Botschaft: Wenn wir unsere Ressourcen nicht nachhaltiger nutzen, steuern wir auf eine Zukunft zu, die von Verfall gezeichnet ist. "Da Kleidung sehr ressourcenaufwändig produziert wird, ist sie zwangsläufig auch politisch", sagt Benedikt.

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Seine "Was wir Verlieren"-Kollektion besteht aus fünf Kleidungsstücken, welche von Pflanzen überwuchert sind. Strickpullover und Schuhe sind von einem satten Grün durchzogen, als wären sie ein Waldboden. "Der lebende Organismus soll unsere Umwelt darstellen", sagt Benedikt. Die Kollektion benötigt besondere Pflege - Benedikt muss etwa seinen Moospulli regelmäßig gießen und in die Sonne legen.

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Vergangenes Jahr holte er sich eine Nähmaschine. "Ich hatte keinerlei Erfahrung und habe versucht das als Herausforderung zu sehen", sagt Benedikt. Also übte er jeden Tag, brachte sich das Nähen mithilfe von YouTube-Tutorials und eigenständigen Experimenten bei. Und jetzt ist er dabei, ein Portfolio zu erstellen. Eines seiner nächsten Ziele: Er wünscht sich, Mode in Belgien studieren zu können.

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Die Liebe für Mode hat Benedikt seit seiner Kindheit. "Ich habe mich als Kind gerne verkleidet, es hat mir geholfen, verschiedene Emotionen auszudrücken", sagt er. Als er später mit der alternativen Szene in Berührung kam, auf Raves und Demos ging, fühlte er sich inspiriert und fingt an, selbst kreativ zu werden. "Ich habe nach etwas gesucht, das all meine Interessen vereinen kann. Das habe ich in der Mode gefunden."

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