Mirlinda Imeri liebt bunte, schreiende Farben. Sie verwendet sie, um ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. So ist Blau ihre Sehnsuchtsfarbe - ein Abbild vom Urlaub am Meer. Mit der Malerei hatte sie bis vor sieben Jahren nichts am Hut, schließlich musste sie schon früh ihr eigenes Geld verdienen. Doch dann kamen schwere Depressionen, aus denen sich Mirlinda mit Kunsttherapie heraus zu helfen wusste.
Ihre ersten Bilder waren "dunkel und düster von der Farbwahl". Lange malte Mirlinda nur für sich selbst. Heute ist sie 28 Jahre alt, hat ihre erste Ausstellung hinter sich und bereits einzelne Gemälde verkauft. Nicht immer gefallen ihr die Farben, mit denen sie malt, aber "mittlerweile denke ich mir, das ist alles ein Teil von mir, weil das auch alles aus dem Gefühl heraus entsteht", sagt sie. Die Acrylfarben trägt sie, ohne viel zu mischen, mit Pinsel oder Spachtel auf die Leinwand auf.
Oft reicht ihr das Gemalte allein nicht aus. "Ich möchte noch mehr sagen und das mache ich durch den Schriftzug." Mit schwarzem Acrylstift schreibt sie englische Slogans wie "Fucking sensitive, okay?" oder "Will I ever stop overthinking?" über ihre abstrakten Bilder. Meist sind es Assoziationen, die sie tief im Inneren mit sich trägt.
"Clear your mind" heißt dieses Gemälde. Leuchtende, helle Farben gefallen Mirlinda besonders. Pinke und gelbe Farbkleckse zieren den grün-blauen Hintergrund. "Da habe ich mit einem Krepppapier davor die Fläche abgeklebt", sagt Mirlinda und meint den kahlen Schriftzug. Je größer die Leinwand, desto kreativer und experimentierfreudiger wird sie.
Am liebsten malt Mirlinda draußen am Balkon. "Wenn das Wetter richtig gut ist, habe ich auch so ein abgelegenes Dach" - sie zeigt auf eine Dachschräge, auf die man vom Balkon aus klettern kann. Dort wird sie von niemandem gestört, kann in Ruhe malen und sich auf ihre innersten Emotionen konzentrieren. Da sie Vollzeit arbeitet, geht sich das oft nur am Wochenende aus.
Ihre Bilder formen sich erst während des Malens, vorab hat sie fast nie eine fixe Idee. Auch ihren künstlerischen Werdegang sieht Mirlinda als Prozess. "Ich stresse mich nicht, setze mich da nicht krass unter Druck", sagt sie, obwohl sie gerne irgendwann mehr Geld damit verdienen möchte. "Ich denke, dass man sich bei allem durchschlagen kann, man braucht nur viel Biss und einen starken Willen dahinter."