Eine der größeren Operationen seiner Frau-zu-Mann-Transition hatte Levin Mayerhofer, 25, während der Pandemie. Im Krankenhaus konnte ihn vier Wochen lang niemand besuchen. Was er hatte, war ein Spiegel - und Zeit. "Dann habe ich angefangen, meinen Körper genauer anzuschauen. Mir hat die Ästhetik gefallen." So entstand seine Reihe "shocking times - how lovely", in der er sich mit seiner Transition auseinandersetzt.
Levin hat Bilder vor und nach seiner Brust-OP in ein Heft geklebt. "It's okay - I'm scared too", steht auf dem Karton. Die Vorher-Bilder hat er sich lange Zeit kaum angeschaut. Auf den letzten beiden Fotos sitzt er auf einem Bett und sieht glücklich aus. Seine Kunst sei ein Weg, für sein früheres Ich da zu sein.
"Ich finde es schön, Kindern und Jugendlichen etwas weiterzugeben, was mir Spaß macht", sagt Levin über seine Arbeit in verschiedenen Jugendeinrichtungen. Er selbst hat nicht immer die Unterstützung bekommen, die er gebraucht hätte. "Da lag nahe, dass ich Dinge auf kreative Weise verarbeite. Um sie mir zu erklären - und dann anderen."
"Shocking times - how lovely" wurde bereits mehrmals ausgestellt. Die Reaktionen fielen gemischt aus. "Fast alle sind ein bisschen schockiert - egal, ob positiv oder negativ." Viele seien dankbar für die Einblicke, das freue ihn. Auf Instagram werden seine expliziteren Arbeiten meist gelöscht: "Schade, die sind mir am wichtigsten."
Bisher illustriert und malt Levin vor allem. Um noch umfangreicher arbeiten zu können, plant er aber auch Installationen und Performances - beispielsweise zum Thema Dysphorie. Ursprünglich begann er in der Graffitiszene mit kreativem Arbeiten, gibt nach wie vor Workshops. Heute sind Characters und Comics, wie man sie auch aus Graffiti kennt, ein Raum für Utopien und zum Austoben für ihn.
"Ich zeige mein Intimstes auch, damit Cis-Personen entspannter reagieren, wenn sie auf Trans-Personen treffen", sagt Levin, der oft bei Ausstellungen eine anonyme Fragenbox aufstellt. Er will klarmachen, dass jeder Trans-Weg unterschiedlich ist. "Ich fänd's irgendwie schwach, nur meinen Standpunkt zu zeigen, weil ich in den Stereotyp Transmann passe. Dabei beschreibt Trans*maskulinität ein breites Spektrum von Identitäten."