Münchens junge Kreative:Kritische Keramik

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(Foto: Lorenz Mehrlich)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Janis Strobl.

Von Leila Herrmann

"Als Künstlerin empfinde ich es als meine Aufgabe, dort hinzusehen und mit Themen zu arbeiten, die vielleicht in dem Ausmaß nicht von den Medien aufgegriffen werden können", sagt Janis Strobl, 27. In ihrer Kunst kombiniert sie Sound, Textilien und andere Materialien mit Keramik. Diese Werke haben immer einen sozialpolitischen Kern, der dem Betrachter aber nicht aufgezwungen wird.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Zur Kunst hat sie über Umwege gefunden. Erst hat sie Kunstgeschichte studiert, dann in London bei einer Filmemacherin gearbeitet, in Nantes bei einem Filmfestival geholfen und Landschaftsarchitektur studiert. Jetzt studiert sie an der Kunstakademie in München Keramik, wo sie auch ein eigenes Atelier hat. "Alles, was ich auf diesem langen Weg gelernt habe, findet sich in meinen Arbeiten wieder", sagt sie.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Sowohl in der Keramik, als auch in ihren Textilien arbeitet Janis viel mit "Organischem und Floralem". Zum Beispiel bei ihren Teppichen. Erst färbt sie die Wolle, dann verarbeitet sie diese durch Tufting - eine Technik, bei der Schlingen in das Grundgewebe eingenäht werden. Dann bemalt sie den Teppich, ihre "große textile Leinwand", mit Blumen. Dabei versucht sie immer mit natürlichen Materialien zu arbeiten, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

(Foto: Janis Strobl)

"Ich bin nicht in der traditionellen handwerklichen Keramik zu Hause", sagt Janis. Sie arbeitet vor allem mit Klangkörpern. Der Sound entsteht, indem sie Schwingungen im Inneren von großen keramischen Gefäßen erzeugt und diese Vibrationen auf die Oberfläche überträgt. Klangvorlage ihrer jüngsten Arbeit waren etwa Pflanzen. "Das funktioniert, weil in Pflanzen Wasser zirkuliert und man die Elektroden an die Pflanzen andocken und in ein Audiosignal übersetzen kann", erklärt sie. "Ich wollte zeigen, dass dort Leben passiert."

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Sozioökologische Themen sind der Kern ihrer Arbeiten. Auch außerhalb des Studiums beschäftigt sie sich viel mit politischen Fragestellungen: Wohin führt unser Lifestyle? Was passiert mit unserer Umwelt? Und besonders: Was passiert mit unseren Meeren? Gerade arbeitet sie an einem Objekt, das die Form eines Haies nachahmt. Damit will sie auf Raubfang und Überfischung aufmerksam machen.

(Foto: Lorenz Mehrlich)

Janis arbeitet immer sehr intuitiv, formt mit dem eigenen Körper die Masse. "Ich habe zwar eine gewisse Vorstellung, wie es werden soll, aber ich weiß währenddessen nie, wie es am Schluss aussehen wird", sagt sie. Das gefällt ihr. Sie will abstrakte Körper schaffen, die all diese Themen, mit denen sie sich beschäftigt, in sich tragen. Aber niemals plakativ sind.

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