Sein Inneres zeigen. Auch, wenn man sich damit verletzlich macht. „In unserer schnelllebigen Welt sind wir oft distanziert von unseren Gefühlen. Aber Emotionen machen unser Menschsein aus, durch sie fühlen wir uns miteinander verbunden“, sagt Isabel Pfeiffer, 25. Emotionale Ehrlichkeit – für Isabel ist das der Kern ihrer Kunst. Die Kunstformen, die sie dafür nutzt, um sie auszudrücken, sind so vielfältig wie ihre Gefühlswelt.

Aus dem rechten Auge fließt eine Träne, dem linken fehlt der Augapfel. Die Farbtöne des abstrakten Porträts wechseln von einem bedrückten Grau ins Farbenfrohe. „Once Again Losing My Soul To Others“, nennt Isabel das Bild, dass vor etwas mehr als zwei Jahren einen Wendepunkt in ihrer Kunst bedeutete. Zum ersten Mal gab es kein Konzept, keinen Plan. Zum ersten Mal dachte Isabel nicht nach, bevor sie malte.

„Ich kämpfte damals mit meiner psychischen Gesundheit, musste verletzende und grenzüberschreitende Erfahrungen machen. In meinem Bild konnte ich meine Gefühle erstmals völlig roh und ungehemmt verarbeiten“, sagt Isabel. Gemalt habe sie schon immer. Mit 19 machte sie eine Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin. „Man arbeitet lösungsorientiert. Für Agenturen, für Arbeitgeber. Der Fokus liegt oft im Außen, nicht im Innen.“

Isabel entwickelt eine emotionale Verbundenheit zu ihrem Schaffen. „Ich möchte eine Brücke schlagen zwischen meiner Gefühlswelt und meinen Werken. Dabei möchte ich nicht immer über ein Resultat oder ein Endergebnis nachdenken“, sagt Isabel. Stattdessen möchte sie sich in ihrem Innenleben fallen und treiben lassen, ihre schmerzhaften Erfahrungen verarbeiten und umwandeln. Zu etwas Schönem, Selbstbestimmten.

Isabel arbeitet im Gabriele Space – einem Freiraumprojekt für junge Kunstschaffende. Durch ihre Ausbildung ist Isabel mit einem breiten Spektrum an Gestaltungsformen vertraut. „Man kann den Betrachtenden auf unterschiedlichste Weise begegnen“, sagt Isabel. So lässt sich in Isabels Kunst alles Mögliche finden: von Malerei zur Videokunst, Animation oder Installation.

Isabel setzt sich keine Grenzen, sondern lässt lieber ihr „inneres Kind spielen“, wie sie es ausdrückt. Eines aber bleibt konstant: der Mut zur Emotion. „Wenn wir unseren Gefühlen Raum geben, kommen wir uns selbst und anderen näher“, sagt Isabel. Es entsteht eine Begegnung auf einer Ebene, die Verletzlichkeit zulässt. Und Gefühle dabei nicht in Kategorien wie positiv oder negativ quetscht.