Münchens junge Kreative: Gizem Sirmali:Raus aus der Perfektion

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Das Töpfern war für Gizem Sirmali zunächst nur ein Ausgleich zum Lernstress im Studium. Jetzt gibt sie die Freude daran selbst bei Kursen weiter. (Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Gizem Sirmali.

Von Meryem Sener

„Die Probleme rücken den Hintergrund, ich konzentriere mich nur darauf, was ich im Moment mache“, sagt Gizem Sirmali, 28. Während ihres Studiums an der TU München hat sie nach einem Ausgleich zum Lernstress gesucht – und ihn in einer Töpferwerkstatt gefunden. Dieses Gefühl, die Meditation und Entspannung durch das Töpfern, möchte Gizem nach ihrem Studium auch an andere weitergeben.

(Foto: Robert Haas)

„Das war und ist meine Ablenkung vom Stress. Wenn ich töpfere, denke ich an nichts anderes“, sagt sie. Deswegen organisiert Gizem unter dem Namen „gigi room“ Workshops in Zusammenarbeit mit Restaurants, Bars und Cafés in München. In geselliger Runde, bei Wein, Kaffee oder Snacks, bringt sie so Menschen zum Töpfern.

(Foto: Robert Haas)

Ursprünglich kommt Gizem aus Istanbul. Sie mag das Chaos in der großen Stadt, sagt sie. Dagegen ist ihr München manchmal zu langweilig. „Istanbul ist eine Stadt, in der es so viel zu erleben und entdecken gibt. Das fehlt hier, die Erlebnisse.“ Nach dem Studium entschied sie dann: „Ich werde aufhören, mich über München zu beschweren, und etwas tun!“

(Foto: Robert Haas)

Neben den Workshops feilt Gizem auch weiter an ihren eigenen Fähigkeiten und hat im Juni dieses Jahres ihre erste eigene Kollektion getöpfert. Die Teller sind inspiriert von türkischen Meze. Leckere Vorspeisen, die in geselliger Runde geteilt werden – ein ähnlicher sozialer Spirit, den Gizem auch bei ihren Veranstaltungen vermitteln möchte. Irgendwann würde sie auch gerne Keramik für Restaurants töpfern, sagt sie.

(Foto: Robert Haas)

Gizem arbeitet freiberuflich als Content-Creatorin und hat auch eine kleine Community an Followern auf Instagram. „Das Töpfern ist die einzige Zeit, in der ich nicht auf mein Handy schaue. Das bräuchten mehr Menschen.“ Deswegen arbeitet Gizem aktuell daran, „gigi room“ als Agentur für kreative Erlebnisse und Veranstaltungen auszubauen und auch mit anderen Künstlern zusammenzuarbeiten.

(Foto: Robert Haas)

„Töpfern kann am Anfang auch stressig sein, bis man den Dreh raus hat. Aber ab irgendeinem Punkt spielt man einfach mit dem Ton und hat Spaß“, sagt Gizem. Deswegen kommen Menschen zu den Veranstaltungen von „gigi room“, mit Freunden oder auch allein, und entfliehen für ein paar Stunden dem schnelllebigen Alltag. „Es geht nie um Perfektion. Ich sage den Leuten immer: Wenn sie etwas Perfektes wollen, können sie auch zu Ikea gehen.“

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