Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:Kunst gegen das Zerbrechen

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Franziska Knörr

Von Luca Lang

Wenn Franziska Knörr vor etwas mehr als einem Jahr die Pinakothek der Moderne besuchte, fühlte sie sich verloren. "Heute kann ich mich da fast gar nicht mehr losreißen", sagt die 21-Jährige. Was hat sich geändert? Durch eine Kunsttherapie hat sie nicht nur einen Zugang zu abstrakter Malerei gefunden, sondern auch einen neuen Zugang zu sich selbst.

Für ihre Arbeiten macht sich Franziska keine Skizzen. Sie arbeitet intuitiv. "Manchmal überkommt es mich einfach, und dann lege ich los. Dann ist es mir auch erst einmal egal, ob ich das Bild vielleicht einen Tag später wieder übermale." Stattdessen schreibt sie Texte, kleine Gedichte. "Vielleicht ist das, was ich schreibe, auch eine Skizze für das, was ich male", sagt sie.

Franziskas Wohnung ist gleichzeitig ihr Atelier. Dort malt sie vor allem mit Acryl-Farben. Es ist ein Ort, der ihr die Nähe gibt, "die ich in der Kunst suche, die Nähe, die ich für mich persönlich brauche", sagt sie. Gleichzeitig ist er auch der Freiraum, an dem sie ungestört arbeiten und ihr Inneres verarbeiten kann. "Ich bin wortwörtlich in meiner Kunst zu Hause."

Die Kunsttherapie war Teil der Behandlung einer Essstörung, die Franziska inzwischen überwunden hat. In ihren Gemälden verarbeitet sie diese Erfahrungen und möchte zeigen, dass auch aus schwierigen Zeiten "etwas Schönes erblühen kann". So war es auch mit der Kunst: "Erst dadurch, dass ich damals das Gefühl hatte, ich zerbreche, bin ich zum Malen gekommen."

Die abstrakten Bilder bringt Franziska aber nicht nur mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand. Sie nutzt ihre Finger, manchmal auch ihren ganzen Körper. Body Art nennt man diese Form des Malens. Darauf baut sie dann ihre Gemälde auf und schafft so eine Verbindung zwischen "Physischem und Psychischem", sagt sie. "Ich werfe aus einer anderen Perspektive einen Blick auf mich und meinen Körper.

Mit ihrer Kunst möchte Franziska auch die Verarbeitung ihrer Erkrankung nach außen tragen. Auch weil sie sich in der Gesellschaft mehr "Offenheit und einen freieren Umgang" mit Themen wie Essstörungen und psychischen Problemen wünscht. "Das wirklich Spannende ist es, mit anderen in Dialog zu treten. Über das, was mich beschäftigt, und meine Geschichte der vergangenen Jahre", sagt sie.

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