Münchens junge Kreative:Es ist ein Kreuz

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Emma Pausch.

Von Elisabeth Fleschutz

In ihrem Atelier spielte Emma Pausch, 24, schon als Kind. Damals arbeitete ihr Vater in dem Raum in der Wiede-Fabrik in Johanneskirchen, die im Herbst etwas Verwunschenes hat. Vor knapp zwei Jahren hat sie das Atelier von ihm übernommen. Durch die Fenster schaut man auf Bäume, drinnen stehen Sessel und jede Menge Kunst. "Es ist ein bisschen zugig, aber dafür kann man hier drin gut rauchen", scherzt sie.

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(Foto: Stephan Rumpf)

In Emmas Bildern, Videos und Objektinstallationen sind Symbole ein zentrales Thema. Lange waren das der Totenkopf oder Zigaretten. Seit einer Weile lässt sie das Kreuz nicht mehr los. Sie verbindet häufig eine abstrakte Grundlage mit gegenständlichen Zeichen. Ihre Ideen sammelt sie in einer Liste. Sie arbeitet immer an mehreren Projekten, "um wieder einen frischen Blick zu bekommen", sagt sie.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Einen religiösen Bezug hat Emmas Auseinandersetzung mit dem Kreuz nicht. Das große geschweißte Kreuz in der Mitte des Ateliers erinnert auch nicht wirklich an das Christentum, sondern eher an ein Krankenhaus. Emmas Mutter ist Krankenschwester, sie selbst ist am Rotkreuzplatz aufgewachsen. Aber: Dass sie das Symbol nicht klar deuten kann, trage dazu bei, dass es sie so nachhaltig beschäftigt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Das beidseitig bemalte Glas möchte Emma vor einen beleuchteten Spiegel hängen, sodass sich beim Betrachten sowohl beide Seiten des Glases als auch das eigene Spiegelbild überlagern. Materialien und Gegenstände inspirieren sie besonders. Emotionen bringen eher selten den Anstoß zu ihren Werken: "Die Emotion, die am stärksten in meine Kunst fließt, ist Frustration." Dann sei es wichtig, trotzdem weiterzumachen.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wenn Freunde Emma besuchen, dürfen auch sie den Torso einer der beiden Schaufensterpuppen bemalen. "Ich habe nicht wirklich Besitzansprüche, was Kunst angeht", sagt sie. Emma scheint in ihrer Arbeit sehr ergebnisoffen zu sein, sie nutzt seit Kurzem auch gerne Bauschaum, obwohl sich die Optik nach dem Trocknen nicht genau vorhersehen lässt. Es bleibt ein Überraschungseffekt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

An der Akademie der Bildenden Künste studiert Emma Kunstpädagogik. Sie will ihre Kunst vorerst freihalten vom Druck, damit Geld zu verdienen. Denn: Ein Kunstwerk ist für Emma nie richtig abgeschlossen. Sie behält sich vor, es umzudeuten, etwas hinzuzufügen. Sie sagt: "Ich stelle mir vor, dass ich irgendwann mein Atelier betrete, und die Welt um mich herum in sich schlüssig ist."

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