Münchens junge Kreative: Auri Sattelmair:„Man unterschätzt sich oft. Gerade wir Frauen“

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Auri Sattelmair erkundet die Schnittstellen von Kunst, Feminismus und Erotik. Sie studiert an der Kunstakademie und betreibt den queer-feministischen Podcast „Salut Sex“.
Auri Sattelmair erkundet die Schnittstellen von Kunst, Feminismus und Erotik. Sie studiert an der Kunstakademie und betreibt den queer-feministischen Podcast „Salut Sex“. (Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Auri Sattelmair.

Von Inaara Cigdem

Im Schutzanzug führt Laura Milena „Auri“ Sattelmair durch das lichtdurchflutete Gebäude der Kunstakademie in München. Auri erzählt, dass Kunst als Beruf eine „lange Zeit nicht auf ihrem Radar stand“ – obwohl sie das Malen und Zeichnen schon immer liebte. Nach dem Abitur entschied sie sich gegen das Mediendesign-Studium und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zur Hörfunkjournalistin.

(Foto: Robert Haas)

Später machte Auri einen Bachelor in Kunstpädagogik in Augsburg, gründete das Journalistenkollektiv „about“ und den queer-feministischen Podcast „Salut Sex“ bei egoFM. Ihre journalistische Arbeit thematisiert Diskriminierung, Rassismus, Sexismus und Sexualität – Bereiche, die auch heute ihre Kunst prägen. Heute studiert sie Grafik und Malerei an der Kunstakademie bei Gregor Hildebrandt.

(Foto: Robert Haas)

Im Atelier und der Kunststoffwerkstatt sind Masken erforderlich. In ihrer Serie „and soon, before the fadeout, I will suddenly remember everything again“ arbeitet sie mit giftigem Epoxidharz, um ihre Drucke zu versiegeln. Feine Linolfarbenlinien tanzen anmutig auf dem Papier – mal einzeln, mal dezent in den Ecken. Das Harz verleiht den Werken eine nicht perfekte, aber fließende Oberfläche.

(Foto: Robert Haas)

Früher widmete sich Auri intensiv der Aktzeichnung und ließ sich von Körperkonturen inspirieren. Sie erklärt, dass die zarten Linien auch eine Verbindung zur Sexualität darstellen könnten. Beim Monoprint entstehen diese Linien oft spontan, beeinflusst von Sonnenlicht und Luftfeuchtigkeit. Besonders schön findet sie das Eingießen, das den Werken eine bleibende Stärke verleiht: „Sie werden für die Ewigkeit konserviert.“

(Foto: Robert Haas)

Während einer Recherche stieß Auri auf das Ampelsystem der BDSM-Szene, in dem Gelb für „Achtung, ich komme an mein Limit“ steht. Dieser schmale Grat zwischen Lust und Schmerz inspirierte schließlich „Do you feel yellow?“ – eine Installation mit schwarzen „Pain Wheels“, die die Betrachter ermutigen, ihre persönlichen Grenzen zu testen. „Im Zentrum steht die Rückkehr in den eigenen Körper“, erklärt sie.

(Foto: Robert Haas)

Ihre Kunst thematisiert oft die Verschmelzung von Körper und Kunstwerk. „Ich möchte, dass die Menschen den Drang spüren, näherzukommen“, sagt Auri. Ihr Ratschlag an andere Künstler und Künstlerinnen: „Man unterschätzt sich oft. Gerade wir Frauen. Also traut euch mehr zu – wenn es sich anfühlt, als würdet ihr euch zehn Prozent überschätzen, ist es genau richtig.“

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