Sandra Bejarano hat ihr Studio in den Domagk-Ateliers München. Sie arbeitet mit Performances und Installationen. Oft ist sie selbst Bestandteil ihrer Kunst, oder Teile ihres Körpers sowie Körperflüssigkeiten. Menstruationsblut, Vaginalflüssigkeit oder Sperma - damit hat sie schon gearbeitet. "Mich interessiert die Reaktion der Betrachter. Damit arbeite ich. Warum empfinden wir Ekel vor Dingen, die jeder Mensch hat?"
"Eine meiner ersten Arbeiten waren Siebdrucke mit Rotwein", sagt Sandra. Die Holzplatten habe sie zusammengepresst, so sei das Muster entstanden. Rotwein und Blut faszinieren sie aus mehreren Gründen: "Beide haben diesen religiösen Aspekt. Beim Blut und den anderen Körperflüssigkeiten ist es auch das gesellschaftliche Tabu, das mich reizt."
In Sandras Atelier steht ein Kühlschrank - damit das Blut frisch bleibt. Ein bisschen Venenblut, ein bisschen Menstruationsblut. Es ist Sandras eigenes Blut. "Ich habe immer etwas Blut gemischt mit Alkohol zur Konservierung im Atelier, damit ich, wenn ich neue Ideen habe, ausprobieren kann, ob etwas so klappt, wie ich es mir vorstelle", sagt sie.
Ihre eigenen Fingernägel hat sie eine Zeit lang gesammelt. Eine ganze Schale. "Ich wusste erst gar nicht, wofür. Bis ich dann die Idee hatte, Murmeln daraus zu machen." Sie sollen an Glasmurmeln erinnern. "Als Kind habe ich gern mit Murmeln gespielt", sagt sie.
Für ihre Arbeit "I am gonna donate my eggs" hat sie sich mit künstlicher Befruchtung und social freezing auseinander gesetzt. Sie führte Interviews mit Frauen, die ihre Eizellen eingefroren oder gespendet haben. Die Gründe dafür hielt Sandra vereinfacht auf 28 Leinwänden fest. "Achtundzwanzig, weil der weibliche Zyklus etwa so lange dauert." Auf einer der Leinwände steht: "I am gonna freeze my eggs because patriarchy says I must have children, but capitalism says: not now."
"Ich glaube, sobald Blut oder andere Körperflüssigkeiten eine Form bekommen, also nicht mehr flüssig sind - ja sogar essbar erscheinen - ekelt man sich nicht mehr", sagt Sandra. Mit der gleichen Technik wie die der Molekulargastronomie gibt Sandra den Flüssigkeiten eine neue Form und gleichzeitig eine neue Ästhetik.