Münchens junge Kreative:Ein Atelier im Kinderzimmer

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(Foto: Florian Peljak)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Naomi Lewis.

Von Nicole Salowa

Von Omas Siebzigerjahre-Lederfetzen bis hin zu Garn aus Textilresten: Naomi Lewis, 22, upcyclet in ihrem ehemaligen Kinderzimmer gebrauchte Materialien. Am Ende entstehen Handtaschen, die weg vom Idealbild sollen. Was andere häufig verbergen, wie Nähte und Schnüre, betont sie absichtlich. "Auch etwas Unvollkommenes kann schön sein, so ist das bei Menschen auch", sagt Naomi.

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(Foto: Florian Peljak)

Viermal die Woche fährt Naomi in ihr altes Kinderzimmer. Die Fahrt dauert 40 Minuten, für Naomi nicht schlimm: "Da kann ich mir überlegen, woran ich arbeiten möchte." Ihre Nähmaschine sei nicht die beste, sagt sie. Auch das ist kein Hindernis, für ihre Taschen kombiniert sie unterschiedliche Techniken: nähen, häkeln und knoten.

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(Foto: Florian Peljak)

Jede Tasche bekommt einen eigenen Namen: Für "Luki" und "Shego" verwendete sie altes Leder ihrer Oma. Naomis Vater schickt ihr aus England die Lederreste zu. "Eigentlich habe ich nicht so viel Kontakt zu meinem Vater. Deswegen haben diese Taschen auch einen besonderen Wert für mich", sagt sie.

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(Foto: Florian Peljak)

Mit ihrem Label "Sticky Harmony" möchte Naomi kein Teil der Wegwerf-Gesellschaft sein. Nachdem sie sich intensiv mit den Abgründen der Modeindustrie beschäftigt hat, ist für sie klar: Für ihre Mode kommen nur gebrauchte Stoffe infrage. Regelmäßig stöbert sie in Secondhand-Läden nach alten Tischdecken und Textilresten.

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(Foto: Florian Peljak)

Bevor Naomi Taschen gemacht hat, probierte sie vieles aus. Die vielen bunten Bilder an den Zimmerwänden verraten, dass Pinsel und Stift vor Nähmaschine und Häkelnadel zum Einsatz kamen. "Das Handwerkliche gefällt mir aber am besten. Ich finde es cool, dass ich meine Kunst bei mir tragen kann. Sie erinnert mich daran, dass ich meinen Weg gefunden habe", sagt sie.

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(Foto: Florian Peljak)

Bis sie 18 war, teilte Naomi das Zimmer mit ihrer Schwester. Ein "Atelier" daraus zu machen, sei für sie wie ein neuer Lebensabschnitt, sagt sie. Einer, den sie eigenständig für sich geschaffen hat. "Hier stecken viele Emotionen drinnen. Deswegen glaube ich, dass auch was Kindliches in meiner Arbeit widergespiegelt wird."

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