Münchens junge Kreative:Garn unterm Schuh

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Robert Haas)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Jana Köstler.

Von Luca Lang

Gefühlt die Hälfte des Raumes nimmt die Maschine ein, die in einer Ecke des Ateliers im Keller des "No Depression"-Ausstellungsraums steht. Auf den ersten Blick erkennt man nicht, wofür dieses Gerät denn genutzt wird. Einzelne Fäden verraten dann aber doch: Hier geht es um Textilien. Genauer: um Strick. Jana Köstler, 27, ist Modedesignerin, studiert Industriedesign und entwickelt Strickstoffe.

(Foto: Robert Haas)

So viel Platz wie die Maschine in ihrem Atelier nimmt auch Nachhaltigkeit in Janas Leben ein. Wenn sie das Styling für Fotoshootings macht, kauft sie nie Neues. "Ich nehme bestehende Sachen und füge etwas hinzu", sagt sie. Garnrollen werden dann zu Schuh-Absätzen umfunktioniert, bevor sie kurz darauf wieder in ihrem Atelier stehen.

(Foto: Robert Haas)

Nicht nur Nachhaltigkeit spielt in ihrer Arbeit eine Rolle. Sie setzt sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Problemen auseinander, hat in ihrem Studium Social Design entdeckt. Eine Richtung, bei der es nicht mehr darum geht, Design zu machen, das "nur im stillen Kämmerlein im Kopf einer Person entsteht".

(Foto: Robert Haas)

Während ihrer Ausbildung an der Designschule München hat sie das maschinelle Stricken kennengelernt. "Das hat mich total abgeholt", sagt sie, "vor allem, weil ich so ungeduldig bin und immer von Hand gestrickt habe - und das hat mich irgendwann fuchsig gemacht." Eine Technik, mit der ganz spezielle Formen möglich seien. "Das ist eine Freiheit, die mir Strick geben kann."

(Foto: Robert Haas)

Ausgangspunkt für ihre Abschlusskollektion war das Spiel zwischen Femininität und Maskulinität. Ein Kontrast, den Jana schon aus ihrer Kindheit kennt. "Warum schreibst du so hässlich, du bist doch ein Mädchen? Warum bist du so wild, du bist doch ein Mädchen?" Das habe sie immer wieder hören müssen. Entstanden ist eine gender-lose Kollektion, die dem Körper Raum lässt, ihn verfremdet - alles in Strick, einem Material, das "einen irgendwie wohlfühlen lässt."

(Foto: Robert Haas)

Die Designerin beschränkt sich aber nicht nur auf Mode. Für ein Projekt mit Gabriel Steinmann, das mehrfach ausgezeichnet wurde, entwickelte sie ein Transportsystem, mit dem man verpackungsfrei einkaufen gehen kann. "Ich find schon, dass man die Öko-Schiene sexyer machen muss. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber das wäre echt mein Anspruch", sagt sie.

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