Süddeutsche Zeitung

Münchens junge Kreative:"Es ist immer ein Risiko dabei"

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Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Anna Hölzl

Von Lara Graff

Jeder Kunstschaffende hat einen roten Faden in den Werken. Bei Anna Hölzl, 25, sind es die pastelligen Farben. Egal, ob bei ihren Ölbildern oder Glasskulpturen, sie setzt auf Pastell und die Farbe Rosa. Anfangs bekam sie dafür Kritik. Musste sich anhören, das sei "eine Mädchenfarbe". Aber: "Mittlerweile denke ich mir: 'Jetzt erst recht! Weil mir gefällt es und vielen anderen auch", sagt sie.

Bei ihren Werken spielt Anna mit einer Kombination aus Pastellfarben und Formen. Hier arbeitet sie an einer neuen Glasskulptur. Dafür verteilt sie mit einem Sieb die Farbe auf das Glas und malt eine Form mit den Fingern in den Sand. Anna legt das Glas auf den Sand, damit es später die gemalte Form annimmt. Dann müssen die Platten für acht Stunden in den Ofen. Erst danach sieht die Künstlerin, ob das Werk gut geworden ist.

"Es ist immer ein Risiko dabei", sagt Anna, "Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass man diese Kunst nicht so gut planen kann." Anna ist die Ästhetik wichtig. Inspiration findet sie online. "Man wird schon beeinflusst von Instagram und Co. Aber ich habe das Gefühl, das ist gerade voll unsere Zeit mit dem Pastelligen im Digitalen", sagt Anna. Seit 2019 studiert sie freie Kunst an der Akademie der bildenden Künste.

Das Studium war nicht geplant. "Ich habe es nie erwogen, Kunst zu studieren", sagt Anna. Zuerst studierte sie Architektur, brach aber früh ab. Danach fiel sie in eine Krise und wusste nicht, wie es jetzt weitergehen sollte. Anna fing das erste Mal seit Jahren an zu malen. Erst, um den Kopf freizubekommen, aber dann half ihr die Kunst aus der Krise. Spontan bewarb sie sich an der Akademie - und wurde angenommen.

Mit dem Studium hatte die 25-Jährige wieder einen Plan und ging voll in ihrer Kunst auf. Bis nachts arbeitet sie nun phasenweise an ihren Werken. "Wenn man Kunst macht und entdeckt dabei etwas Neues, ist das wie ein Dopamin-Kick", sagt sie. Auf Instagram postet sie regelmäßig ihre Werke oder von Ausstellungen. Die Instagram-Bubble in der Kunstszene beschreibt sie als Fluch und Segen zugleich.

"Man muss heute nicht mehr ins Museum gehen, weil man alles auf Insta sieht", sagt Anna. Fotos spielen heute eine große Rolle. "Ich habe gemerkt, dass ich die Fotos von meinen skulpturalen Figuren besser finde als die von meinen Bildern", sagt sie. Andererseits werden Galerien durch die sozialen Medien mehr auf junge Künstler und Positionen aufmerksam.

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