Münchens junge Kreative: Aleksandra Jovic:Ungefilterte Emotionen

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Aleksandra Jovic bringt in einem kleinen WG-Zimmer in der Nähe vom Marienplatz ihre Emotionen zu Papier. Sie möchte mit ihren Zeichnungen das Stigma der romantisierten psychischen Erkrankungen unter kreativen Menschen brechen. (Foto: Florian Peljak)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Aleksandra Jovic.

Von Annika Abendschön

„It’s not that deep“, betont Aleks Jovic, 22, wenn sie über ihre Kunst spricht, die vor Deepness nur so strotzt. Abstrakte Bilder, die sämtliche Formen, Farben und Nicht-Farben vereinen, Porträts mit ausradierten oder bekritzelten Augen. Und Zeichnungen, die Bild und Text ineinanderfließen lassen. Kunst, die nicht belanglos daher plätschert – erschaffen in einem kleinen WG-Zimmer, Nähe Marienplatz.

(Foto: Florian Peljak)

Aktuell beginnt die gebürtige Serbin ihren Master in „Film- und Medienkulturwissenschaft“ an der LMU. 2021 ist sie nach München gezogen, um Theaterwissenschaften zu studieren. „Ich wollte erst mal studieren, ohne mir Gedanken über die genaue Ausführung des Berufs danach zu machen. Ich bin als Person viel zu unseriös, manchmal macht mir das Angst.“ Sie transportiert schwere Emotionen so selbstverständlich, dass sie dabei an Leichtigkeit gewinnen, ohne ihre Stärke zu verlieren.

(Foto: Florian Peljak)

Mittlerweile weiß Aleks, wieso Theaterwissenschaft so gut zu ihr passt: „Sie lässt sich in vielerlei Hinsicht auch vereinen mit der Kunst und Musik, die ich so liebe. Man lernt, Stücke und Werke genauer zu analysieren und den kulturellen Impact dahinter zu begreifen.“ Ein Impuls, der ihr für ihre Kreativität geholfen hat. „Ich verstehe Kunst mittlerweile als Zusammenspiel und habe nicht mehr nur mich als Ressource. Das ist auch total wertvoll, grenzt aber gleichzeitig ein.“

(Foto: Florian Peljak)

Aleks bringt ihre Emotionen ungefiltert zu Papier und möchte gleichzeitig das Stigma der romantisierten psychischen Erkrankungen unter kreativen Menschen brechen. „Ich empfinde Existieren als nicht so einfach“, sagt sie. Dabei ist sie nicht besonders kreativ, wenn es ihr schlechter geht, ihre Kunst ist dann schlichtweg anders, impulsiver, vielleicht persönlicher, „aber dadurch nicht automatisch besser“, betont sie.

(Foto: Florian Peljak)

Diese Einflüsse finden sich in den Bildern wieder, die sie auf ihrem Instagram-Account teilt. Vor einigen Jahren legte sie den Fokus auf realistische Zeichnungen, besonders Porträts. Betrachtet man die aktuellsten Bilder, sticht der popkulturelle Einfluss und das Zugeständnis, freier sein zu dürfen, direkt hervor. Menschen sind zwar immer noch ein großer Teil ihrer Werke, mischen sich heute aber mit Fiktion.

(Foto: Florian Peljak)

Ihre Instagram-Captions passen zu den Captions ihrer Generation: „traumadump“, „SHIT“ oder „fuck it“, und genau das ist so bezeichnend für Aleks’ Bilder: Zusammengehörigkeit in Gefühlen zu finden, die zwar eklig sind, irgendwie aber uns alle betreffen. In der Zukunft würde sie gerne einen Weg finden, ihre Bilder auch zu verkaufen – zuerst muss sie aber einen Ort zum Malen finden, ohne Ausblick auf ihr Bett.

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