Kritik:Mit Finesse

Das Münchener Kammerorchester präsentiert im Prinzregententheater neben Haydns Sinfonien eine deutsche Erst- und eine Uraufführung, unter Mitwirkung der Sopranistin Sarah Aristidou.

Von Andreas Pernpeintner

Joseph Haydns Sinfonie Nr. 38 "Echo" gelingt dem Münchener Kammerorchester bei seinem Abokonzert im Prinzregententheater unter der Leitung von Bas Wiegers hübsch und stringent (die Bügelhörner nehmen mal eine Nebenstraße). Besonders charakteristisch ist natürlich das Andante mit seinen namensgebenden Echoeffekten. Auf die Güte dieser Interpretation wird sich das MKO bei Haydns forscherer Sinfonie Nr. 101 "Die Uhr" besinnen. Zuvor stehen eine deutsche Erst- und eine Uraufführung auf dem Programm.

Thomas Larchers "The Living Mountain" für Sopran und Ensemble (Erstaufführung) erweist sich als das musikalisch substanziellere Stück. Mit Finesse changiert es zwischen traditionellem Klang und modernen Elementen. Manche Einwürfe von Konzertmeister Daniel Giglberger etwa könnten in ihrer Süße aus dem 19. Jahrhundert stammen. Doch dissonante Perkussivität gibt es ebenso. Hinzu gesellt sich die Sopranistin Sarah Aristidou. Vor dem Konzert wurde sie mit dem Belmont-Preis für zeitgenössische Musik ausgezeichnet. Jetzt ist zu erleben, wie sie selbst deklamatorische Passagen mit Anmut einfasst, sich fein in den Gesamtklang integriert und doch große Präsenz ausstrahlt. Ihre Zugabe, ein zypriotisches Volkslied, ist schön gewählt.

"Everything, Always" für Streichorchester und Tonband von Sara Glojnarić (Auftragswerk für das MKO) ist anderen Charakters. Es thematisiert in einer Art sekundenexakt vorfixiertem Sketch seine eigene Entstehung. "Vielleicht wäre es gut, mit einem Akkord zu beginnen, etwas Sanftes ... und dann mit einem massiven Crescendo" sagt die Stimme der Komponistin vom Band, und Wiegers und das MKO reagieren auf das Verlangte - bis hin zu einigen "Karaoke-Songs" ("Dancing Queen" von ABBA usw.), von der Stimme auf Band gesungen, vom Orchester grundiert. Diese performative Werkidee trägt nicht ewig, ist aber ziemlich gewitzt. Denn solches Trial-and-Error-Verfahren, hier vorgetäuscht, gibt es in manchem musikalischen Schaffensprozess ja wirklich.

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