Schuhbeck: Fertiggerichte:Gummi-Schusserl an Bratenscheibchen

Von Murmeln anstelle von Kartoffelknödel, aber es geht noch schlimmer: Alfons Schuhbeck gibt es nun auch im Supermarkt. Die SZ hat seine Fertiggerichte getestet.

Franz Kotteder

Alfons Schuhbeck war gewiss einmal ein richtig guter Koch, inzwischen ist er vor allem ein Vielkoch. In der Münchner Innenstadt ist bereits das halbe Platzl fest in seiner Hand, mit zwei Restaurants, einer Eisdiele, einer Wein-, einer Schokoladen- und einer Gewürzhandlung. Und es gibt mittlerweile kaum noch etwas Essbares, das es nicht auch mit einem Schuhbeck-Wapperl drauf gibt.

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Der Koch Alfons Schuhbeck vermarktet seinen Namen nicht nur in Lokalen und Läden, sondern auch im Supermarktregal.

(Foto: Johannes Simon)

Inzwischen hat der Unermüdliche für die Unersättlichen unter seinen Fans auch eine ganze Palette von Fertiggerichten auf den Markt geworfen. Eine Fertignahrungsfabrik in der Nähe von Rostock bringt mittlerweile pro Jahr acht Millionen Fertiggerichte unter dem Signet "Schuhbecks deutsche Küche frisch genießen" unters Volk. Das ist etwas verwirrend, weil es ja gerade das Wesen des Fertiggerichts ist, nicht "frisch" sein zu müssen.

Erstaunlich auch, dass auf allen Packungen ein "Hinweis für Allergiker" prangt, der davor warnt, in den Gerichten könnten unter anderem auch "Spuren von Krebstieren, Weichtieren, Fisch" enthalten sein. Wie Fisch, Weichtier und Krebs in die Entenbrust oder den Palatschinken gelangen, möchte man zwar nicht so genau wissen, aber gut. Wir haben trotzdem nachgeforscht und neun von Schuhbecks Fertiggerichten getestet. Hier die Ergebnisse.

Gebratene Entenbrust in herzhafter Sauce mit Apfel-Rotkohl und Kartoffelknödel: Schmeckt tatsächlich nach Entenfleisch, auch wenn von einer Kruste, wie sie auf dem Bild auf der Verpackung zu sehen ist, nichts zu entdecken und auch nichts herauszuschmecken ist. Die Soße, bei Schuhbeck normalerweise ein "Sosserl", schmeckte erst verdächtig nach Sodbrennen, aber das täuscht erfreulicherweise. Die Kartoffelknödel sind, wohl der Packungsgröße geschuldet, nur wenig größer als Murmeln. Der Meister selbst mit seinem Hang zur sprachlichen Verniedlichung würde wohl von "Gummi-Schusserln" sprechen, was auch deren Konsistenz ganz gut beschreiben würde.

Hühnerfrikassee mit körnigem Reis: Dieses klassische deutsche Krankenhausgericht verfügt tatsächlich über körnigen Reis, überrascht aber durch erstaunlich faden Geschmack. Das verwundert schon deshalb, weil gerade Schuhbecks Hühnerfrikassee von der Verbraucherorganisation "Foodwatch" ein viel zu hoher Salzgehalt bescheinigt wird, was bekanntlich nicht besonders gesund ist, aber für viele Fertiggerichte zutrifft. Die Sauce ist ärgerlicherweise eine gallertartige Pampe mit Spuren von Sahne, Spargel, Karotten und Champignons.

Schweinsbraten mit Sauerkraut und Kartoffelknödeln: Auf jeden Fall gebührt diesem Gericht der Preis für jene Art von Schweinebraten, die industriell gefertigtem Pressschinken am nächsten kommen dürfte. Auch was die Dicke der Portionen angeht: Würde man die Bratenscheiben gegen das Licht halten, könnte man vermutlich durchsehen, so dünn sind sie geraten. Das Sauerkraut, das es zu einem Schweinsbraten gewiss nicht braucht, und die bereits von der Entenbrust bekannten Kartoffelknödel dienen deshalb vor allem als Sättigungsbeilage.

Wie bei Muttern - nach dem vierten Aufwärmen

Schweinemedaillons in Waldpilzsauce mit Eierspätzle: Das Fleisch ist durchaus gelungen, die Portionen nicht zu klein. Die Spätzle könnten flockiger sein und schmecken aufgewärmt (was sie zugegebnermaßen ja auch sind). Bei der Soße hat man es zwar mit einer Standardfertigsoße zu tun, sie enthält aber tatsächlich Pfifferlinge und Steinpilze, was man positiv anmerken muss. Unerfreulich ist, dass das Gericht Hefeextrakt enthält, das gemeinhin als Glutamatersatz verwendet wird.

Schweinegeschnetzeltes in Pfefferrahmsauce mit Spätzle: Diesmal enthält die Sauce keine Pilze, dafür aber Pfeffer und Weinbrand und kein Hefeextrakt, laut Packungsbeilage jedenfalls. Die Spätzle schmecken identisch zum vorhergehenden Gericht. Das Geschnetzelte selbst ist vergleichsweise saftig und nicht, wie bei der Zubereitungsart zu befürchten wäre, zu gut durchgebraten und damit zäh.

Nürnberger Rostbratwürstchen auf Apfelkraut mit Kartoffelpüree: Die fast übertrieben gut gewürzten Rostbratwürstchen sind käsebleich, aber beidseitig mit langen Brandspuren versehen, die von einem Grill stammen könnten. Das Kraut schmeckt tatsächlich wie bei Muttern: allerdings so wie nach dem vierten Aufwärmen, weil es ja schade wäre um die Reste. Immerhin, das muss man positiv anmerken, enthält das Apfelkraut Spuren von Räucherspeck, hier wurde also nicht gespart. Das Kartoffelpüree hingegen erinnert an die übliche Fertigware und ist nach dem Erkalten vermutlich auch gut als Fugenkitt zu gebrauchen.

Backofenleberkäse in Bratensauce mit Kartoffelpüree: Sicher der Tiefpunkt in der Schuhbeckschen Produktpalette und mit dem Begriff "greislig" noch unzureichend beschrieben. Bei den zwei Scheiben Leberkäse befürchtet man dunkel, dass sie tatsächlich Spuren von Krebs- und Weichtieren enthalten könnten. Die Kombination mit einer 08/15-Fertigbratensoße und dem pappigen Püree bekommt man sonst eigentlich nur noch in einem Pils-Stüberl, wo sie nach dem zehnten Bier vermutlich auch immer wieder gern genommen wird.

Handgelegte Rinderroulade in Sauce mit Gewürz-Rotkohl und Butterkartoffeln: Man mag sich mit einigem Recht fragen, warum es so hervorgehoben wird, dass die Rinderroulade "handgelegt" ist. Handelt es sich dabei um eine besondere Qualität? Um eine Art kunsthandwerkliches Siegel, wie man es früher von den Postkarten aus dem Dennoch-Verlag ("mit dem Munde gemalt") kannte? Egal, es ändert nichts daran, dass das Fleisch schon von Haus aus faserig verkocht ist und die Füllung aus Karotten und Sauerkraut ärgerlich aufdringlich schmeckt. Das Gericht wird werksseitig ausgeliefert mit Butterkartoffeln, die zwar etwas blass aussehen, aber immerhin akzeptabel schmecken.

Topfenpalatschinken mit Vanillesauce: Warum der Topfenpalatschinken nicht "handgelegt" ist, bleibt zwar ein Rätsel. Aber man kann immerhin festhalten: Die Pfannkuchen sind erstaunlich locker und trotzdem dünn genug, auch die Topfenfüllung schmeckt akzeptabel. Die Vanillesoße entspricht dem industriellen Standard für Fertigsoßen, hier ist nicht viel falsch zu machen. Der Fett- und Zuckeranteil ist nicht unbeträchtlich, aber wer daran sparen will, sollte ja auch nicht unbedingt Desserts essen.

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