Süddeutsche Zeitung

Kultur:Ab März zieht das "Museum of Urban and Contemporary Art" an die Dachauer Straße

Corona hat den Umbau des ehemaligen Gesundheitshauses an der Dachauer Straße zum Kunst-Komplex verzögert. Was bei Münchens derzeit größtem Zwischennutzungsprojekt nun geplant ist.

Von Stefan Mühleisen

Die Corona-Pandemie geht an keiner Kultur-Einrichtung spurlos vorüber, und Münchens derzeit größtes Zwischennutzungsprojekt bildet da keine Ausnahme: Im Frühjahr hatte das Betreiberteam von Muca (Museum of Urban and Contemporary Art) loslegen und das leer stehende ehemalige Gesundheitshaus an der Dachauer Straße 90 zu einem Komplex mit einem Mix aus Ateliers, Showrooms und Kreativwirtschaftsräumen umbauen wollen, im Sommer sollte alles fertig sein. Doch es kam anders.

Wegen des Lockdowns und der verordneten Betriebsschließungen wurde der Bauablauf zur Makulatur - doch nun gibt es eine neue Agenda. "Wir stehen in den Startlöchern", sagt Muca-Mitgründerin und -Sprecherin Stephanie Utz. Sie zeigt sich zuversichtlich, dass die Bauarbeiten in den nächsten Wochen beginnen - und der neu konzipierte, öffentlich zugängliche Backsteinkomplex Ende des ersten Quartals 2021 eröffnet werden kann.

Muca hatte sich im Sommer 2019 gegen elf Mitbewerber bei einem Ausschreibungsverfahren durchgesetzt, dieses abbruchreife Gebäude mit knapp 9000 Quadratmetern zu bespielen; der Vertrag läuft für fünf Jahre. Im Prinzip wird das viermonatige Muca-Programm "Kunstlabor", das 2018 in einem abrissreifen Bürokomplex an der Landsberger Straße in Laim stattfand, in größerer Dimension fortgeführt, weshalb der Arbeitstitel im Behördenkomplex an der Dachauer Straße auch "Kunstlabor 2" lautet.

Dabei wird Muca jedoch nicht alle Etagen des fünfstöckigen Gebäudes nutzen. Das Konzept sieht im Untergeschoss Werkstätten vor, wo Workshops und Kurse, etwa zu Graffitikunst, stattfinden sollen; im Erdgeschoss entsteht ein Gastronomiebereich, die zwei darüber liegenden Stockwerke werden zum eigentlichen "Kunstlabor 2" umgebaut, also zu Ateliers und Ausstellungsflächen für etwa 100 Künstler, die im Rotationsverfahren ein- und ausziehen. Zudem soll es Räume geben, die Partner aus der Münchner Kreativwirtschaft nutzen können.

Der Aufwand, dieses ehemalige Bürogebäude mit den vielen kleinen Amtsstuben zu einem für den Kunstbetrieb nutzbaren Komplex umzuformen, ist allerdings erheblich. "Wir müssen viele Wände einreißen", beschreibt Muca-Sprecherin Utz das Vorhaben, die Gebäude-Innenstruktur neu zu arrangieren, um großflächige Arbeits- und Ausstellungsflächen für Künstler zu bekommen. "Wir haben dafür sehr viel in Statikpläne investiert", betont sie.

Überdies gilt es, die marode Elektrik auszutauschen, ferner Wasserleitungen und Sanitärinstallationen einzubauen. Über die Investitionskosten will Utz nichts sagen, sie spricht lieber darüber, dass das Konzept im Zuge der Corona-Pandemie auch um die Außenflächen erweitert wurde. "Wir hatten genug Zeit, alle Arbeiten auf dem Reißbrett sind erledigt, die Hausaufgaben gemacht", sagt Utz.

Dazu zählt auch ein neuer Bauablauf-Plan, also eine terminlich ausgetüftelte Auftragsvergabe an die Baufirmen, die möglichst im nahtlosen Übergang ihre Gewerke erledigen. Das zuständige Kommunalreferat hat die Laufzeit des Vertrags nach Utz' Worten angepasst, den Corona-Stillstand also quasi angerechnet. "Es war ein herber Schlag", kommentiert die Muca-Gründerin die monatelange Zwangspause. "Aber wir glauben fest an das Potenzial dieses Konzepts und hoffen, dass nicht wieder etwas dazwischen kommt."

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SZ vom 03.11.2020/lfr
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