Zweiter Weltkrieg:73 Angriffe aus der Luft

Augustenstraße in München nach einem Luftangriff

Fußgänger in der mit Trümmerbergen durchsetzten Augustenstraße.

(Foto: SZ Photo)

Schon im März 1940 warf die britische Luftwaffe Leuchtbomben ab, die schlimmsten Attacken flogen US-amerikanische Luftstreitkräfte im Juli 1944. Mehr als 6000 Menschen starben.

Von Jakob Wetzel

München ist im Zweiten Weltkrieg insgesamt 73 Mal aus der Luft angegriffen worden. Den ersten Angriff flog im März 1940 die britische Luftwaffe; deren Piloten warfen aber offenbar nur Leuchtbomben ab, zumindest wurden anschließend keine Schäden festgestellt. Den ersten massiven Angriff erlebte die Stadt im September 1942. Verheerend aber wirkten vor allem die Angriffe der US-amerikanischen Luftstreitkräfte im Juli 1944. Am 11., 12., 13. und 16. Juli griffen vormittags bis mittags je etwa 1000 Bomber und Jagdflugzeuge die Stadt an.

Sie warfen an den vier Tagen mehr als 20 000 Sprengbomben und mehr als eine Million Brandsätze ab. Besonders schwer wurde der Münchner Norden getroffen. 25 angreifende Flieger wurden abgeschossen. Was an jenen Tagen geschehen ist, fasste der Polizeipräsident später in einem Bericht zusammen. Demzufolge töteten die Bomben fast 1500 Menschen. Insgesamt starben im Bombenkrieg mehr als 6000 Münchner.

200 000 Menschen verloren allein bei den vier Angriffen im Juli 1944 ihre Wohnungen. Fast 13 000 Gebäude wurden ganz oder teilweise zerstört, darunter zahlreiche Kulturstätten und Denkmäler. Die Glyptothek zum Beispiel wurde verwüstet. Die Propyläen wurden getroffen, die Technische Hochschule, die Ludwig-Maximilians-Universität und die Akademie der Bildenden Künste. Der obere Teil des Siegestors wurde durch eine Sprengbombe zerstört, das Künstlerhaus am Lenbachplatz brannte aus, ebenso die Neue Staatsgalerie und das erste Obergeschoss des Lenbachhauses. Auch der Chinesische Turm im Englischen Garten brannte nieder. Die Reihe ließe sich lange fortsetzen.

66 Schulen und 23 Krankenhäuser wurden beschädigt. Im Tierpark Hellabrunn verbrannten Zebras, Bären, Kamele und andere Tiere. Acht Kirchen wurden zerstört, unter anderem die damalige Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen. Elf weitere Kirchen wurden beschädigt, außerdem Industriebetriebe und Bahnhöfe, Theater, Kinos und Hotels. Fließendes Wasser gab es nicht mehr, die Menschen tranken aus Hydranten und mobilen Wasserbehältern. Noch nicht einmal die Luftschutzsirenen funktionierten noch. Bis zum nächsten Angriff vergingen lediglich drei Tage.

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