Soziales:Zulage für 1900 Münchenstift-Mitarbeiter

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  • Die Mitarbeiter des städtischen Altenheimträgers Münchenstift bekommen ab April mehr Geld.
  • Sie erhalten künftig die München-Zulage sowie das vergünstigte MVV-Jobticket.
  • Die Münchenstift-Bewohner werden sich jedoch wohl auf erheblich höhere Pflegesätze einstellen müssen.

Von Sven Loerzer

Für die rund 1900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Altenheimträgers Münchenstift gibt es vom 1. April an mehr Geld: Alle bekommen die München-Zulage und das vergünstigte MVV-Jobticket. "Damit schaffen wir die Voraussetzung, auch in Zukunft gute Pflegekräfte zu gewinnen", sagte die Münchenstift-Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeisterin Christine Strobl, nach der Entscheidung des Gremiums.

Mit einem Einstiegsgehalt von künftig mehr als 3500 Euro stärke die gemeinnützige Gesellschaft ihre Position als "einer der bestbezahlenden Pflegeanbieter in Deutschland", erklärte Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. Über die Frage der Finanzierung der zusätzlichen Ausgaben werde der Aufsichtsrat im März entscheiden, verlautete nach der Sitzung, also offenbar erst nach der Kommunalwahl. Die etwa 3000 Münchenstift-Bewohner werden sich wohl auf erheblich höhere Pflegesätze einstellen müssen, denn offenbar will und kann die Stadt die entstehenden Mehrkosten in Millionenhöhe nicht ausgleichen.

Einigung
:Mindestlohn für Pflegekräfte steigt auf bis zu 15,40 Euro

Die höheren Löhne sollen helfen, die Pflegelücke in Deutschland zu schließen. Erstmals soll es auch einen Mindestlohn für Fachkräfte geben.

Bereits 2017 hatte die städtische Gesellschaft einen Haustarif eingeführt, "TVÖD plus", der gerade für jüngere Pflegekräfte schon eine deutlich bessere Bezahlung bietet als das Tarifwerk für den öffentlichen Dienst (TVÖD). Von der München-Zulage für Münchenstift-Beschäftigten, die sich im Wesentlichen daran orientiert, was der Stadtrat bereits für die Stadtverwaltung beschlossen hat, profitieren jetzt nicht nur Pflegekräfte, sondern alle Tarifbeschäftigten, also auch jene im TVÖD oder im 2022 auslaufenden Sanierungstarifvertrag.

Im "TVÖD plus" beträgt die Zulage - abhängig von der Einstufung - für etwa 98 Prozent der Mitarbeiter 200 Euro brutto, für die etwa zwei Prozent in den höheren Gehaltsgruppen 100 Euro. Im TVÖD sind es für 90 Prozent der Betroffenen 270 Euro, für zehn Prozent 135 Euro, was den Beträgen in der Stadtverwaltung entspricht. Auszubildende bekommen 140 Euro. Jeder Mitarbeiter erhält darüberhinaus ein vergünstigtes Jobticket für die Zone M zum Preis von zehn Euro monatlich - das Unternehmen subventioniert das Ticket mit 29,82 Euro monatlich. Azubis bekommen das Jobticket kostenfrei.

Wie all die zusätzlichen Ausgaben zu finanzieren sind, hat der Aufsichtsrat allerdings noch nicht entschieden. Offenbar besteht seitens der Stadt keine Bereitschaft, dafür Zuschüsse zu bezahlen, zumal es auch fraglich wäre, ob es rechtlich zulässig ist. Über Einsparungen an anderen Stellen freilich dürfte kaum etwas zu machen sein, da die Personalausgaben den größten Kostenblock ausmachen. Da die Leistungen der Pflegeversicherung gedeckelt sind, bleibt als Ausweg nur eine Erhöhung der Pflegesätze für die Münchenstift-Heime.

Der nach Abzug der Pflegeversicherungsleistungen aufzubringende Eigenanteil liegt heute schon für viele Pflegeheime zwischen 2500 und 3000 Euro monatlich. Wenn die München-Zulage ganz durch die Bewohner oder, wenn kein ausreichendes Einkommen oder Vermögen vorhanden ist, vom Sozialhilfeträger, dem Bezirk Oberbayern, finanziert werden muss, dürfte das die Kosten um monatlich 150 bis 250 Euro erhöhen. Sonstige Kostensteigerungen wie etwa Tarifabschlüsse, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.

Angesichts der hohen Nachfrage nach Pflegekräften wertet Strobl die Zulage als "wichtigen Schritt, die Münchner Bürgerinnen und Bürger weiterhin mit einer fachlich qualifizierten und zugewandten Pflege und Betreuung" in den Münchenstift-Häusern zu versorgen. "Wer in einer teuren Stadt wie München gute Pflegekräfte bekommen und halten möchte, muss die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen", betonte Benker. Obwohl die Münchenstift-Häuser zu den hochpreisigen Heimen gehörten, seien sie zu knapp 100 Prozent belegt. Andere Anbieter könnten dies oft nicht mehr erreichen, weil ihnen Fachkräfte fehlen.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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