Wenn es kalt wird, sollen es die Tiere nicht nur warm haben, sie müssen natürlich auch vor Regen, Schnee und Wind geschützt sein. Denn einige Bewohner des Tierparks Hellabrunn sind recht empfindlich, wenn es ums Wetter geht. Deswegen werde in den Anlagen, etwa im Elefanten- oder im Urwaldhaus, nicht an den Thermostaten gedreht, erklärt Sprecherin Sophia Zimmerling. Energiesparen ist im Zoo die Aufgabe der Beschäftigten - nicht der Tiere.
Kuschel dich warm

Unter einer Rotlichtlampe wärmen sich die vier Erdmännchen. Sie kuscheln nicht nur, um sich warm zu halten, sondern auch, um Körperkontakt zu halten. Denn es sind sehr soziale Tiere. Um kranke oder verletzte Artgenossen kümmert sich die Kolonie, sie werden besonders geschützt. Dank des Zusammenhalts überleben sie in der freien Wildbahn. Während die einen im Bau mit Graben und Buddeln unter der Erde beschäftigt sind, halten die anderen Ausschau nach Feinden.
Unterschätzen darf man die langen Tierchen aber nicht: Erdmännchen gehören nämlich zur Ordnung der Raubtiere, zur Familie der Mangusten. Sie sind mit den Mardern verwandt. Am liebsten fressen sie Insekten. In der Wildnis stehen auch Skorpione, Eidechsen oder Eier auf dem Speiseplan.
Schicker Pelz

Auf dem Laub ausruhen und die letzten Sonnenstrahlen genießen: Die drei jungen Wölfe aus Riga sind seit Frühjahr in Hellabrunn und haben nach einem großen Umbau nun eine Schutzhöhle, eine Badebucht und Bäume zum Spielen und Klettern. Kalte Temperaturen machen den Wölfen kaum etwas aus, sie sind mit ihrem Winterfell so gut isoliert, dass sogar der Schnee auf ihnen liegen bleibt. So lassen sie sich regelrecht einschneien - wie zuletzt im Februar. Zweimal im Jahr wechseln die Europäischen Wölfe ihr Fell. Von August bis Oktober baut sich das dicke, dichte und isolierende Winterfell auf. Im April fällt es dann wieder, so dass das kurze, viel dünnere Sommerfell zum Vorschein kommt.
Ähnlich läuft es bei den Polarfüchsen: Vulpes lagopus, der "hasenfüßige Fuchs", hat Pfoten, die mit dichtem Fell besetzt sind. Deswegen können sie auch auf lockerem Schnee laufen, ohne zu versinken. Die Polarfüchse haben gleich drei Schichten an: Unter dem Winterfell tragen sie eine dicke Unterwolle und langes Deckhaar.
Lauschiges Heim

Die Alpen-Murmeltiere ziehen sich in ihren kuscheligen Bau zurück, um in der kalten Jahreszeit Winterschlaf zu halten. Um ihren Energieverbrauch zu minimieren, atmen sie dann nur etwa zwei Mal pro Minute. Ihre Artgenossen in freier Wildbahn haben es schwerer, denn der Klimawandel macht sich auch bei ihnen bemerkbar: Die Murmeltiere reagieren jetzt schon empfindlich auf die durchschnittlich zwei Grad mehr, deswegen findet man sie in den Alpen in höheren Lagen. Allerdings ist dort die Humusschicht dünn. Tiefe Höhlen für den Winterschlaf können sie so kaum mehr graben.
In den tiefen, weit verzweigten Bauten leben die Murmeltier-Familien. Hier spielt sich das Leben ab: Sie paaren sich, bringen ihre Jungen zur Welt und halten eben Winterschlaf. Für den betreiben sie einen großen Aufwand: Im Sommer lassen Murmeltiere Gras in der Sonne trocknen, um daraus Heu zu machen. Damit wird ihr Bau zu einem kuscheligen Heim im Winter. Bis zu zehn Kilogramm Heu sammelt eine Familie, alles für ihr warmes und weiches Winterquartier.
Ab in den Süden

Einige Vögel in der Großvoliere ziehen im Spätherbst in ihre Winterquartiere. Diese empfindlicheren Arten überwintern in einem beheizten Haus, das an die Voliere anschließt. Dazu legen die Tierpfleger das Futter dort aus. Der Waldrapp zum Beispiel ist eigentlich ein Zugvogel, doch ein Teil der Hellabrunner Exemplare bleibt über den Winter im Tierpark. Manche Jungvögel aber kommen ins Europäische Erhaltungszuchtprogramm und lernen, begleitet von Ultraleichtflugzeugen in den Süden zu fliegen.
Warmes Bad

Sobald die Blätter fallen, prüft der Tierpark Wasserpumpen und Wärmetechnik in den Anlagen. Die Pumpen sorgen dafür, dass die Bäche und Wasserfälle eisfrei bleiben. Das kommt vor allem dem Sibirischen Tiger zugute, denn der liebt es zu schwimmen.
Mit eiskalten Wassertemperaturen können die Humboldtpinguine nicht viel anfangen. Die leben nämlich vor allem vor den Küsten Perus und Chiles, im Humboldtstrom. Die Pinguine haben sich an die südamerikanische Wärme angepasst, ihre Fettschicht ist nicht so dick wie die ihrer am Südpol lebenden Verwandten.
Energie sparen
Auch wenn die Tiere nichts beitragen können: Die Energiekrise geht auch an Hellabrunn nicht spurlos vorbei. Im kommenden Winter sollen die Beschäftigten sparen, wo es geht. Das betreffe zum Beispiel die Verwaltungsgebäude und Werkstätten, sagt Sprecherin Zimmerling. Wie viel kühler es darin in diesem Winter genau wird, kann sie nicht sagen, nur so viel: Es werde so energiesparend wie möglich gearbeitet.
In den Tieranlagen wird nicht gebibbert - zu stressig für die Bewohner, sagt die Sprecherin. "Wir können unseren Giraffen-Damen ja keine Schals umbinden und sie dann in der Kälte stehen lassen." Im Elefantenhaus beispielsweise liege die Temperatur immer im 20-Grad-Bereich. Auch die Wassertemperatur im Aquarium werde dem Tierwohl zuliebe nicht heruntergedreht. Von kommendem Sommer an soll der Zoo dann CO₂-neutral sein. Dann wird er nach Angaben der Sprecherin mit Geothermie aus einem Kraftwerk der Stadtwerke München versorgt.

