Es riecht leicht muffig im Urwaldhaus, als ob es gerade geregnet hätte, und in der Ferne hört man Tierlaute. Mit geschlossenen Augen ist die Illusion nahezu perfekt: Beinahe meint man, man sei im Dschungel von Zentralafrika. Dort ist der neue Zuwachs der Schimpansen-Familie im Münchner Tierpark Hellabrunn eigentlich heimisch - auch wenn Jambo selbst in Portugal geboren wurde. Seit November wohnt das zehn Jahre alte Männchen in seinem neuen Zuhause. Er soll in München für den dringend benötigten Nachwuchs sorgen, denn die Art ist bedroht.
Ein erster Versuch, den Affen in die Schimpansen-Gruppe im Pilsener Zoo zu integrieren, ist gescheitert. Nun folgt also der zweite Anlauf in Hellabrunn, doch auch hier ist die Eingewöhnung alles andere als einfach. In einem langwierigen Prozess müsse Jambo einzeln an die bereits vorhandene Schimpansen-Gruppe herangeführt werden, erklärt Tierpflegerin Luisa Märer. Dabei werden jeweils zwei Tiere auf Sichtweite voneinander gehalten und Stück für Stück einander angenähert, bis sie in der Lage sind, sich ein Gehege zu teilen.
Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger belohnen dabei wünschenswertes Verhalten mit Früchten und anderen Leckereien. Auch Spiegel kämen zum Einsatz, fügt der stellvertretende zoologische Leiter Hanspeter Steinmetz hinzu. Diese helfen, Distanz zwischen den Tieren zu schaffen. Direktor Rasem Baban zeigt sich sichtlich zufrieden: „Die Eingewöhnung läuft bilderbuchmäßig.“ Trotzdem gehören auch Keilereien und Gebrüll zu dem Prozess.
Jambos Auftrag in München ist klar. Der Wechsel in den Tierpark Hellabrunn ist Teil des europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Mit einem Computerprogramm würden dabei möglichst kompatible Pärchen bestimmt, erklärt Steinmetz. Dabei gehe es vor allem um einen möglichst diversen Genpool. Das Ziel des Projektes ist es, den Bestand bedrohter Tierarten zu sichern. Denn auch der zentralafrikanische Schimpanse ist bedroht. Nur noch 140 000 Tiere leben in freier Wildbahn. Vor allem schwindender Lebensraum durch die Ausbreitung des Menschen spiele dabei eine Rolle, aber auch wiederkehrende Ebola-Ausbrüche gefährdeten den Bestand, meint Steinmetz.
Umso wichtiger sei es deshalb, dass Jambo mit den beiden Weibchen Zenta und Sofie Nachwuchs bekomme, erklärt Steinmetz. Er wird von lautem Gebrüll unterbrochen. Jambo und Zenta verschwinden zusammen hinter den Kulissen, und das nicht zum ersten Mal. Nun heißt es hoffen und warten.