Sie arbeiten, und haben doch keine eigene Wohnung – und auch wenig Chancen, bald eine zu bekommen. Weil die Männer auf dem Bau, im Service oder im Sicherheitsdienst beschäftigt sind, also dort, wo die Löhne niedrig sind. Weil sie in Schwierigkeiten stecken, zum Beispiel Mietschulden haben und deswegen keine Wohnung bekommen. Für diese Männer öffnet diese Woche ein Haus in Freiham, in dem sie erst einmal leben können. Damit sie nicht in Notunterkünften, bei Freunden oder im schlimmsten Fall auf der Straße schlafen müssen.
Der angespannte Wohnungsmarkt in München mit seinen hohen Mietpreisen treffe oft auch Menschen, die erwerbstätig sind, sagte Bürgermeisterin Verena Dietl. Das neue Wohnprojekt helfe, Wohnungslosigkeit in der Stadt zu reduzieren. Der Bedarf ist da, die Zahl der Menschen, die wegen akuter Wohnungslosigkeit in der Stadt untergebracht werden müssen, ist nach Angaben ihres Sprechers innerhalb von zehn Jahren stark gestiegen: von 4850 Menschen auf 11 270 im Jahr 2024.
In der Münchner Wohnungslosenhilfe gibt es unterschiedlichste Einrichtungen für Männer, Frauen und auch für Familien. Und es gibt auch bereits ein Haus für Männer, die arbeiten und keine Wohnung haben – und zwar schon seit fast 70 Jahren: Das Haus an der Pistorinistraße wurde 1957 gegründet, als Arbeiter- und Jugendheim für obdachlose Männer. Dort gibt es 86 Plätze – und die haben nicht mehr gereicht. Weil es so viele Menschen in der Stadt gibt, die in solch einer Situation sind, wurde eine zweite Einrichtung nötig.
In dem Haus in der Aubinger Allee in Freiham gibt es 55 Appartements für Männer ab 21 Jahren, die arbeiten und alleinstehend sind. Fünf Wohnungen sind barrierefrei gebaut und zwei davon auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Gebaut wurde das Haus von der Münchner Wohnen, Mitte dieser Woche sollen die ersten Männer einziehen. Noch sind nicht alle Appartements vergeben, das werde nach und nach passieren, sagte eine Sprecherin des Sozialreferats. Ein Bewerbungsverfahren gebe es dafür nicht, eine Beratungsstelle werde Männer vermitteln. Und meist spreche sich solch ein Angebot in der Szene schnell herum, Betroffene schauten oft einfach vorbei, um sich vorzustellen.
Vor Ort wird ein Team des Katholischen Männerfürsorgevereins (Kmfv) die Männer beraten und die Einrichtung betreiben. Auf jeder Etage gibt es eine Gemeinschaftsküche, wer einziehen möchte, sollte weitgehend selbständig leben können, sagte ein Sprecher des Kmfv. Um ein Appartement zu bekommen, müssen die Männer einen Job oder einen Ausbildungsplatz haben oder, falls sie Arbeitslosengeld beziehen, eine Stelle in Aussicht haben.


Viele Männer, die im Haus in der Pistorinistraße leben, arbeiteten bei Zeitarbeitsfirmen, sagte der Kmfv-Sprecher. Manche würden kurz vor Ablauf der Probezeit gekündigt, oft ohne Angabe von Gründen. Viele verdienten nur knapp über dem Mindestlohn, manchen werde ihr Gehalt nur unregelmäßig ausbezahlt. Ähnlich werde es auch bei den Männern sein, die in das Haus in der Aubinger Allee ziehen.
Zwei Jahre können die Männer dann dort in Freiham leben, solange haben sie Zeit, etwas Eigenes zu finden. Ein Team aus Pädagogen, Therapeuten und Hauswirtschaftspersonal soll sie dabei unterstützen, eigenständig zu werden und eine Wohnung zu finden.
Mit diesem Wohnprojekt unterstütze die Stadt diese Männer dabei, ihre Wohnungslosigkeit zu beenden, sagte Sozialreferentin Dorothee Schiwy. „Es trägt dazu bei, diese Männer stabil in den Arbeitsmarkt zu integrieren und das Hilfesystem für akut wohnungslose Menschen weiter zu entlasten.“ Und Ludwig Mittermeier, Vorstand des Katholischen Männerfürsorgevereins, sagte, es sei Aufgabe seines Vereins und des Teams vor Ort, individuelle Lösungen für jeden Bewohner zu finden. Sodass die Menschen, die in dieser Stadt arbeiten, auch hier wohnen können.