Wohnungsbau in München:Auch Mieter müssen ihren Beitrag leisten

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Von der Fusion der beiden Münchner Wohnungsgesellschaften erhofft sich die Politik mehr Schlagkraft. (Foto: Florian Peljak)

Explodierende Kosten bringen den genossenschaftlichen Wohnungsbau an den Rand des Zusammenbruchs. Um ihn zu retten, müssen auch schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden.

Kommentar von Sebastian Krass

15, vielleicht 16 Euro Miete pro Quadratmeter oder Einlagen von 200 000 Euro, um an eine Familienwohnung zu kommen - es kann einem nur unwohl werden bei den Summen, die Genossenschaften nach eigenen Angaben derzeit bräuchten, um neue Projekte in München zu realisieren. Ist das noch sozial orientierter Wohnungsbau? Diese Frage stellen sich nicht nur die Genossenschaften selbst, die ja mit ihren Projekten kein Geld verdienen wollen. Diese Frage wird sich im Herbst auch der Stadtrat stellen müssen.

Explodierende Kosten am Bau und bei Krediten, dazu weggefallene Fördergelder und hohe ökologische Vorgaben (die in bester Absicht in einer anderen Zeit beschlossen wurden) - diese Kombination hat den so oft hochgelobten gemeinnützigen Wohnungsbau von privaten Bauherrinnen und Bauherren in München an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Er wird sich nur wieder beleben lassen, wenn die Politik einige schmerzhafte Entscheidungen trifft - die im Übrigen auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag betreffen werden.

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Abstriche bei den ökologischen Ansprüchen sollten allenfalls minimal vorgenommen werden, zu schlecht ist die Klimabilanz im Bausektor. Stattdessen sollten die Genossenschaften noch mehr finanzielle Unterstützung bekommen, etwa in Form zinsloser Darlehen. Und ja, weil die öffentliche Hand nicht alle Kostensteigerungen auffangen kann, müssen auch künftige Bewohnerinnen und Bewohner einen Beitrag leisten.

Die Höchstmieten für den Konzeptionellen Mietwohnungsbau (KMB), also preisgedämpften Wohnraum, der auch Menschen mit Einkommen oberhalb von Fördergrenzen offen steht, müssen steigen. Derzeit darf die Miete 13,50 Euro pro Quadratmeter nicht überschreiten. 15 Euro dürften angesichts der schwierigen Gesamtlage angemessen sein. Das liegt immer noch weit unter Neubau-Mieten von mehr als 20 Euro auf dem freien Markt.

Ob 1500 Euro Kaltmiete für 100 Quadratmeter plus eine sechsstellige Einlage noch sozial orientierte Wohnkosten sind, das kann man mit guten Gründen in Zweifel ziehen. Aber ein Kollaps des genossenschaftlichen Wohnungsbaus wäre die schlechtere Alternative.

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