Bilanz des Planungsreferats:Stadt verfehlt das Wohnungsbauziel knapp

Baustelle Bäckerstraße in Pasing, 2020

An vielen Ecken in München wird gebaut - Wohnungen gibt es noch immer zu wenig.

(Foto: Robert Haas)

2020 wurden in München 8289 Wohnungen neu gebaut, angestrebt waren 8500. Neu genehmigt hat die Lokalbaukommission mehr als 11 500. Ein Wert fällt bei der Bilanz völlig aus dem Rahmen.

Von Sebastian Krass

Fast im Plan bei der Fertigstellung neuer Wohnungen, ein stabiler Wert für die Zahl neuer Baugenehmigungen - aber fast kein neues Baurecht für Wohnungen: So lässt sich die Bilanz der Stadt für den Wohnungsbau im Jahr 2020 zusammenfassen. Diesen sogenannten Erfahrungsbericht legt Stadtbaurätin Elisabeth Merk am Mittwoch dem Planungsausschuss des Stadtrats vor. Neu entstanden sind demnach im vergangenen Jahr 8289 Wohnungen. Das im Programm "Wohnen in München VI" festgelegte Ziel liegt bei 8500 neuen Wohnungen. 2019 lag der Wert bei 7121.

Neu genehmigt hat die im Planungsreferat angesiedelte Lokalbaukommission (LBK) im vergangenen Jahr 11 528 Wohnungen, und damit 600 mehr als 2019, allerdings 1000 weniger als 2018. Eine Zielzahl gibt es in dieser Kategorie nicht. In einer in dieser Woche versandten Pressemitteilung zieht das Referat zudem noch eine weitere längerfristige Bilanz, nämlich seit Anfang 2011. Bis Ende 2020 habe die LBK "fast 100 000 Wohnungen zum Bau genehmigt", heißt es da.

Das bedeute im Vergleich zu den zehn Jahren davor eine Steigerung um 56 Prozent. In der Mitteilung erweitert das Referat den Zehn-Jahres-Zeitraum noch etwas freihändig um die ersten Wochen dieses Jahres. In dieser Zeit sei "bereits ein hohes Volumen an Baugenehmigungen" hinzugekommen, so dass man eine sechsstellige Zahl von Baugenehmigungen binnen zehn Jahren erreicht habe.

Die "symbolische 100 000. neu genehmigte Wohnung" gehöre zu einem Projekt der Genossenschaft "Kooperative Großstadt" in Freiham, das insgesamt 40 Wohnungen umfasse. Dort entstehe nicht nur geförderter Wohnraum nach drei unterschiedlichen Modellen, sondern auch eine "60-plus-WG", also eine Wohngemeinschaft für Menschen etwas höheren Alters.

Die Zahl der in den vergangenen Jahren fertiggestellten Wohnungen beträgt nach Angaben des Referats etwa 75 000. Die Behörde betont allerdings, dass das Wachstum Münchens auch in Zukunft "für Nachfrage sorgen werde", die Stadt also auch weiterhin viele neue und vor allem bezahlbare Wohnungen brauchen werde - ungeachtet der Tatsache, dass die Bevölkerung Münchens im Jahr 2020 nur um 2500 Menschen zugenommen habe, statt um deutlich mehr als 10 000 wie in den Jahren davor. Den moderaten Zuwachs führt das Referat auf die "coronabedingten Einschränkungen" zurück, "die sich vor allem auf die Arbeitsmigration auswirkten".

Völlig aus dem Rahmen fällt der Wert für die Baurechtsschaffung im Jahr 2020, also die Erlaubnis, zusätzliche Wohnungen zu bauen. Er lag im vergangenen Jahr bei 100, das Jahresziel liegt bei 4500, im Jahr 2019 waren es 3508. Laut Stadtbaurätin Merk erkläre sich die ungewöhnlich niedrige Zahl "maßgeblich durch Verschiebung verschiedener Satzungsbeschlüsse in das Folgejahr". Die Stadt habe also den formellen Abschluss des Bebauungsplans für mehrere Vorhaben ins Jahr 2021 verschoben.

Merk betont zudem, dass man "im mehrjährigen Mittel" einen Wert von etwa 4100 Wohnungen pro Jahr erreicht habe. Tatsächlich lagen die Werte in den Jahren 2017 und 2018 deutlich über der Zielzahl. Der Wert für die Baurechtsschaffung ist derjenige, der erst mittel- bis langfristig seine Wirkung entfaltet, weil danach noch die Schritte Baugenehmigung und Fertigstellung folgen.

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