Immobilien in München:Stadt schafft Baurecht für mehr als 2000 neue Wohnungen

Immobilien in München: Derzeit ist der "Truderinger Acker" noch eine große rechteckige Brachfläche. In den nächsten Jahren soll dort ein neues Wohnquartier entstehen. Der städtebauliche Entwurf stammt von 03 Arch. und Realgrün Landschaftsarchitekten.

Derzeit ist der "Truderinger Acker" noch eine große rechteckige Brachfläche. In den nächsten Jahren soll dort ein neues Wohnquartier entstehen. Der städtebauliche Entwurf stammt von 03 Arch. und Realgrün Landschaftsarchitekten.

(Foto: 03 Arch.)

Ein Investoren-Projekt mit 1370 Wohnungen in Obersendling geht im Stadtrat schnell durch. Mehr Kritik löst die Bebauung des "Truderinger Ackers" in Berg am Laim aus.

Von Sebastian Krass

1370 neue Wohnungen auf einem ehemaligen Siemens-Gelände in Obersendling, 820 neue Wohnungen auf dem "Truderinger Acker" in Berg am Laim: Der Planungsausschuss des Stadtrats hat am Mittwoch das Baurecht für zwei große private Wohnungsprojekte mit neuem Wohnraum für insgesamt etwa 5000 Menschen vergeben. Während das Projekt in Obersendling ohne nennenswerte Debatte durchging, gab es um den "Truderinger Acker" eine ausführliche Diskussion um das Ausmaß der Bebauung sowie mögliche Auswirkungen auf das Stadtklima und den Verkehr.

"Einige Sachen liegen uns im Magen", sagte etwa Anna Hanusch aus der größten Stadtratsfraktion von Die Grünen/Rosa Liste, als ein Beispiel nannte sie die Lage des Bauprojekts in einem Grünzug. "Aber wir haben es insgesamt abgewogen", ergänzte Hanusch. "Das Grundkonzept und der Bau von Wohnungen sind gut und richtig." Deshalb stimme man dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan "gern" zu und hoffe, "dass es nun mit dem Bau bald losgeht". Gegenstimmen kamen lediglich von Brigitte Wolf (Fraktion Die Linke/Die Partei), Dirk Höpner (ÖDP/München-Liste) und von Fabian Ewald, der aus der zustimmenden Linie seiner Fraktion CSU/Freie Wähler ausscherte.

Immobilien in München: Das Baugrundstück an der Truderinger Straße, von Norden aus gesehen.

Das Baugrundstück an der Truderinger Straße, von Norden aus gesehen.

(Foto: Jakob Michael Berr)

Das Baugrundstück liegt in der Nähe des S-Bahnhofs Berg am Laim, genauer gesagt südlich der Truderinger Straße, westlich der Roßsteinstraße und östlich des Schwanhildenwegs. Investoren sind die Büschl-Unternehmensgruppe aus Grünwald und die Familie Rothenfußer, der die Fläche seit mehr als 100 Jahren gehört hat und die Hälfte an Büschl verkauft hat. Nach den Regeln der sozialgerechten Bodennutzung (in der inzwischen überholten Sobon-Fassung von 2017) entstehen 30 Prozent geförderter und zehn Prozent preisgedämpfter Wohnraum, 60 Prozent können zu Münchner Marktpreisen verwertet werden. Eine Besonderheit an dem Projekt ist, dass die Büschl-Gruppe 200 geförderte Wohnungen an die städtische Gewofag verkauft hat. Diese Wohnungen fallen somit nicht nach 25 oder 30 Jahren aus der Bindung, sondern bleiben dauerhaft bezahlbar - ein Modell, das Alexander Reissl (CSU) als "sehr charmant" und mögliches Vorbild für andere private Wohnbauprojekte bezeichnete.

Die SPD-Volt-Fraktion stellte zusätzlich zum Satzungsbeschluss einen Antrag, in dem sie fordert, dass 100 Gewofag-Wohnungen "speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt" werden. In dem jahrelangen Verfahren für das Projekt sei "deutlich geworden, wie hoch der Bedarf an speziellen Wohnformen für Seniorinnen und Senioren" inbesondere in Berg am Laim sei, erklärte SPD-Stadtrat Christian Köning, darauf wolle man reagieren.

Fabian Ewald von der CSU bezeichnete den Antrag als "Augenwischerei", es werde "kaum soziale Infrastruktur geschaffen". Ewald, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Berg am Laim ist, verwies auf die Beschlussvorlage von Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Sie schreibt, dass in den Gesprächen mit den beiden Investoren "keine Möglichkeit gesehen" worden sei, eine Pflegeeinrichtung für alte Menschen und einen Treff für Teenager zu schaffen. Brigitte Wolf von der Linken kritisierte, dass die Dichte der Bebauung "viel zu hoch ist" und insbesondere das Hochhaus mit 15 Stockwerken vor allem dazu diene, teure Wohnungen "mit freiem Blick nach Süden" zu schaffen.

Ganz anders sah das Jörg Hoffmann, Fraktionschef von FDP/Bayernpartei: "Wohnungsbau in der Dichte ist genau das, was wir immer fordern, das entlastet den Wohnungsmarkt." Allerdings sagte er, dass man nur "mit großen Bauchschmerzen" zustimme, denn die Straßen rund um das Neubauquartier seien "jetzt schon überlastet". Das, so fürchtet er, werde künftig noch schlimmer.

"Sehr gelungenes Beispiel einer Umstrukturierung"

Deutlich weniger Wortmeldungen gab es zum noch größeren Bauprojekt an der Hofmannstraße in Obersendling, westlich der Baierbrunnerstraße und östlich des "Siemenswäldchens". Dort stehen auf dem 13 Hektar großen Grundstück noch bis zu achtstöckige Gewerbebauten, es sind Hinterlassenschaften von Siemens. Nun kann das Grünwalder Immobilienunternehmen Rock Capital dort einen siebengeschossigen Komplex errichten, der sich um vier Höfe windet, zudem sind sieben Hochpunkte mit je 13 Geschossen vorgesehen. Zudem wird das Grundstück durch neue Wege öffentlich zugänglich. Dem Satzungsbeschluss für das Projekt, das schon die Namen "Hofmann Höfe" und "Campus Süd" trug, stimmten alle Stadträtinnen und Stadträte außer der Linken Brigitte Wolf und Dirk Höpner von der München-Liste zu.

Immobilien in München: Der städtebauliche Entwurf für das Wohnquartier an der Hofmannstraße von Rapp und Rapp stammt schon aus dem Jahr 2015.

Der städtebauliche Entwurf für das Wohnquartier an der Hofmannstraße von Rapp und Rapp stammt schon aus dem Jahr 2015.

(Foto: Patrizia AG)

Bei diesem Vorhaben, das sich nach dem Verkauf des Grundstücks von Patrizia an Rock Capital im Jahr 2017 erheblich verzögert hat, entstehen lediglich 30 Prozent geförderter Wohnraum und ein kleiner Anteil von 70 preisgedämpften Wohnungen. Das ist das Ergebnis eines Kompromisses zwischen Stadt und Rock Capital, weil die anzuwendenden Sobon-Regeln in diesem Fall strittig waren.

Zwar haben sich die Bauherren verpflichtet, hohe Standards beim Klimaschutz zu beachten. SPD-Stadträtin Micky Wenngatz aber regte an, mehr Fassadenbegrünung zu schaffen. "Ansonsten aber handelt es sich um ein sehr gelungenes Beispiel einer Umstrukturierung", urteilte Wenngatz.

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