Neubauprojekt in der Altstadt:Es kann nur schöner werden

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In diese Lücke soll wieder Leben einkehren: An der Hildegardstraße in der Altstadt sind zwei neue Stadthäuser geplant. (Foto: Bernd Ducke/WÖHR + BAUER)

Wo früher ein Parkhaus stand, sollen nun zwei Stadthäuser mit Wohnungen, Geschäften und Gastronomie entstehen. Zuletzt stockte das Projekt an der Hildegardstraße - doch die Investoren sind sich sicher: Die verlorene Zeit lässt sich wieder aufholen.

Von Julian Raff

Rein ästhetisch betrachtet haben die Investoren von Wöhr und Bauer leichtes Spiel, die Münchner vom geplanten Neubau an der Hildegardstraße zu überzeugen. Es kann ohnehin nur schöner werden, was das abgerissene Fina-Parkhaus zwischen Isartor und Hofbräuhaus ablösen soll. Und die laut Eigenwerbung "vornehme Zurückhaltung" des Entwurfs für zwei Stadthäuser mit Platz für Wohnungen, Büros, Fachgeschäfte und Gastronomie ist durchaus zu erahnen. Kritische Fragen hatten die Vertreter des Bezirksausschusses und die Teilnehmer einer Online-Anhörung allerdings zur Gestaltung der öffentlichen Flächen und zum künftigen Parkplatzangebot.

Ungeduldig blicken die Anwohner auf den Baufortschritt. Der Tiefbau schnürt die Hochbrückenstraße bis auf einen schmalen Fußweg ab - und das noch zwei bis drei Jahre lang. Zuletzt stockte das Tempo der Arbeiten wegen des Rückzugs des Projektpartners Mandarin Oriental. Bis Ende 2021 hatte das Hotel Zimmer im Neubau geplant und dessen Finanzierung entsprechend mitgetragen - die Rede ist von einem deutlich zweistelligen Anteil am gut 200 Millionen Euro schweren Projekt. Ausgestiegen seien die Hoteliers nach Angaben des Wöhr-und-Bauer-Geschäftsführers Wolfgang Roeck aufgrund der coronabedingten Tourismuskrise.

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Weiterhin geplant ist allerdings eine Kooperation mit Hotel-Serviceangeboten für Luxuswohnungen in den oberen Etagen, vom Conciergedienst über Wäscherei bis zu Catering - was kaum Hoffnungen weckt auf bezahlbare Bleiben. Dennoch hat die lokale Politik den Wunsch nach halbwegs "tragbaren Mieten" in den übrigen Wohnungen noch nicht aufgegeben, auch wenn das im Kerngebiet rechtlich schwer umsetzbar sei, so der BA-Bauexperte Wolfgang Püschel (SPD). Der Rückzug des Hotelkonzerns hat das Projekt zwar um einige Monate zurückgeworfen, das lasse sich aber laut Roeck aufholen, da nun ein Tiefgeschoss weniger gebaut wird. Es bleibe bei der geplanten Fertigstellung Ende 2025, Anfang 2026.

Die Frage nach den Parkplätzen könnte eine Kontroverse auslösen

Stadträte, BA und Bürger haben also noch ein wenig Zeit, über das zu diskutieren, was Landschaftsarchitektin Regine Keller erstmals in groben Zügen vorstellte: Zwischen dem Platz "Am Kosttor" im Norden und dem Spielplatz vor der Grundschule an der Herrnstraße im Süden soll eine verkehrsberuhigte Zone entstehen. Autofahrer könnten dort im Schritttempo einfahren, ohne Vorrang vor anderen Verkehrsteilnehmern. Auch die Radfahrer bekämen keinen exklusiven Schnellweg, schon gar nicht, wie ein Anwohner anregte, durch die neue Nord-Süd-Verbindung zwischen den beiden Stadthäusern - mit fünf Metern Breite eher eine Art Altstadtgasse, so Keller.

Als südliches Pendant zum bestehenden "Wolfsbrunnen" am Kosttor kann sich die Architektin einen Brunnen beim Spielplatz vorstellen, der neue, "skulpturale" Spielgeräte bekommen soll. Ans Kosttor und andere historische Bauten könnten metallene "Bodensignaturen" erinnern.

Die Wahl des sonstigen Belags ist noch nicht entschieden, wurde aber schon leidenschaftlich vorberaten. Die als Positivbeispiel genannten Platten am Schwabinger Wedekindplatz etwa empfand ein Bürger als "grauenhaft, gentrifiziert und artifiziell". Max-Joseph-, St.-Jakobs-, oder Wiener Platz kamen als Alternativbeispiele schon besser weg. Frei nach Geschmack entscheiden könne man wegen strenger Vorschriften zur Barrierefreiheit ohnehin nicht, erklärte Keller.

Kontroversen stehen wohl beim Parkraumkonzept bevor: Fina-Parkhaus und Umgebungsstraßen boten früher zusammen 622 Plätze. Mit 504 neuen Stellflächen unter dem Thomas-Wimmer-Ring und 67 für Anwohner reservierte Plätze unter dem Neubau fielen in Summe gut 50 Plätze weg. Allerdings wirbt Wöhr und Bauer für eine Variante, die trotz Umgestaltung eben diese Zahl oberirdisch erhalten würde.

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