In München sind im vergangenen Jahr 6500 neue Wohnungen fertiggestellt worden – so wenig wie seit Langem nicht mehr. Das geht aus einer Bilanz des Referats für Stadtplanung und Bauordnung hervor, die am Mittwoch veröffentlicht worden ist. 2023 waren noch 9093 Wohnungen auf den angespannten Markt gekommen, und damit erstmals seit 2013 mehr als die 8500, welche sich die Landeshauptstadt einst zum Ziel gesetzt hatte.
Dem Bericht des Planungsreferats zufolge hat 2024 auch die Zahl der erteilten Baugenehmigungen signifikant abgenommen, auf rund 8300. Das seien etwa acht Prozent weniger als 2023. In Bayern und in Deutschland sei der Rückgang freilich noch deutlicher ausgefallen, hieß es zum Vergleich, nämlich um circa zwölf und knapp 17 Prozent.
„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass München in diesen für die Bau- und Immobilienwirtschaft sehr schwierigen Zeiten weit besser abschneidet als andere vergleichbare Städte“, sagte Christian Köning, der Vorsitzende der im Rathaus mitregierenden SPD/Volt-Fraktion. Köning führte das auf das „verantwortungsvolle Handeln unseres OBs und unsere Beschlüsse im Stadtrat“ zurück. Der Oppositionsführer Manuel Pretzl (CSU) sah das erwartungsgemäß anders: „Diese Zahlen als Erfolg zu verkaufen, zeugt von besorgniserregendem Realitätsverlust. Alle Zielmarken wurden meilenweit verfehlt.“
Neben den 6500 fertigen Wohnungen, „dem schlechtesten Wert seit 2015“, hielt Pretzl der grün-roten Rathaus-Koalition weitere Tiefpunkte vor: Dass nur für 1030 Wohnungen überhaupt neues Baurecht geschaffen wurde statt für die anvisierten 4500; dass statt 2000 preisreduzierte Wohnungen bloß 1060 erstellt worden seien; dass das städtische Tochterunternehmen Münchner Wohnen lediglich 930 neue Einheiten gebaut habe, anstelle der vorgegebenen 1250. „Auch, wenn die Bedingungen in der Baubranche schwierig sind: Viele der Münchner Probleme sind hausgemacht“, warf Pretzl den Mehrheitsfraktionen vor. Als „Baubremsen“ nannte er vorrangig die Reform der Sozialen Bodennutzung (SoBoN), die Fusion zweier städtischer Wohnungsgesellschaften zu einer sowie die hoch gesetzten Standards beim Bauen: „Wir haben vor diesem Desaster gewarnt, nun steht der Münchner Wohnungsbau vor einem Scherbenhaufen.“
Was Standards beim Lärmschutz, bei der Wärmedämmung und bei der Barrierefreiheit angeht, signalisiert Münchens SPD-Chef Köning ein gewisses Entgegenkommen: „Wir wissen, dass es in den nächsten Monaten weitere Schritte wird geben müssen, damit in den nächsten Jahren mehr bezahlbare Wohnungen entstehen.“ Er sieht in Sachen Bau- und Wohnungspolitik allerdings nicht nur die Stadt München in der Pflicht: „Hier wird auch die nächste Bundesregierung gefordert sein, eine Verschlechterung der Situation muss dringend verhindert werden.“