Ach, das erste Semester! Weg von zu Hause, die erste eigene Wohnung, die komplette Freiheit und jeden Tag Tiefkühlpizza. Auch wenn diese Zeit im Rückblick wie fast alles romantisch verklärt wird, so hat es doch nie mehr im Leben einen Abschnitt gegeben, in dem so viel, ja alles möglich schien.
Die eigene Bude, und wenn es nur ein Zimmer war: Der Beleg fürs Erwachsensein, der Beweis, dass man es auch ohne Mutter und ihre Schinkennudeln, ohne Vater und sein handwerkliches Geschick schaffen kann. Gut, der Spiegel und die Garderobe hingen ein bisschen schief, und die ersten Versuche zur Pflanzenzucht endeten mit mehreren Todesfällen durch Verdursten. Aber, hey: Aufstehen, wann einem danach ist! Essen, wann man will! Freunde und -innen zu jeder Tages- und Nachtzeit einladen! So schmeckt die Freiheit.

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Nur schade, dass diese Freiheit in München ihren Preis hat - einen Preis, den sich viele Studenten nicht leisten können, weil schon ein normales 25-Quadratmeter-Zimmer leicht mal mehr als 1000 Euro Miete im Monat kosten kann. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, da können noch so viele Studentenwohnheime gebaut werden.
Immerhin, es gibt Ideen: Die Münchner Raumentwicklungsgesellschaft (MRG), eine hundertprozentige Tochter der Stadt, ist Eigentümerin des Campingplatzes an der Thalkirchner Floßlände und bietet Studienanfängern an, dort den ganzen Oktober durch für die Hälfte des üblichen Preises campen zu können. Das wären, ausgerechnet nach der Preistabelle des Platzes für eine Person und ein kleines Zelt, im Monat etwa 250 Euro.
Dafür ist aber auch alles da: eine Bushaltestelle, ein Selbstbedienungsladen, Gastronomie, Waschmaschinen und Wäschetrockner. Zur Morgen-Toilette allerdings muss man hinaus ins Freie, und Duschen kostet 2,10 Euro.
Jedenfalls bietet das Angebot die Gelegenheit, später ebenfalls ins Romantische verzerrt zu werden: Wir hatten ja nichts ... Aber abends alleine auf meiner Luftmatratze, und draußen zirpten die Grillen - schön war's schon. Die Kinder der heutigen Erstsemester verdrehen genervt die Augen und denken: Hoffentlich kann ich bald ausziehen.