Süddeutsche Zeitung

Wohnen in München:"Es gibt immer noch eine rege Nachfrage"

Selbst während der Corona-Krise steigen die Mietpreise in der Stadt weiter an - allerdings nicht mehr ganz so rasant wie zuvor.

Von Sebastian Krass

Die Wohnungsmieten in München steigen langsamer, aber nicht einmal die Corona-Krise sorgt für eine Stagnation oder gar einen Rückgang. Das ist die wesentliche Botschaft aus dem am Dienstag veröffentlichten Frühjahrsbericht der Maklervereinigung IVD Süd zum Mietmarkt in der Stadt. Demnach sind die Mieten für Altbauwohnungen (Baujahr vor 1950) und für Bestandswohnungen jüngeren Datums binnen eines halben Jahres um jeweils 0,6 Prozent auf 18 Euro (Altbau) und 17,20 Euro (Bestand) pro Quadratmeter gestiegen.

In der Kategorie Neubauwohnungen ist es ein Zuwachs von 2,1 Prozent auf 19,50 Euro. Eklatant sind die Zuwächse im Zehnjahresvergleich: plus 39 Prozent im Altbau, plus 42 Prozent im Bestand, plus 48 Prozent im Neubau. Alle Angaben beziehen sich auf Einheiten mit gutem Wohnwert, die zur Neuvermietung stehen - im Gegensatz zum städtischen Mietspiegel, der auch Erhöhungen in bestehenden Verträgen erfasst.

"Wenn sich in München vorher 25 Leute um eine Wohnung gerissen haben, sind es jetzt fünf weniger, die wegen Kurzarbeit erst einmal auf einen Umzug verzichten", beschreibt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, die Lage. "Es gibt immer noch eine rege Nachfrage, die auf zu wenig Angebot trifft." Die Erhebung der Daten fand zwar bereits im Februar, also noch vor Beginn der Corona-Einschränkungen, statt. Man habe aber im Mai eine zusätzliche Abfrage bei den Kollegen gemacht, mit dem Ergebnis, dass es "keine nennenswerten Verschiebungen" gegeben habe. Das betrifft auch den Markt für Reihenmittelhäuser aus dem Bestand, bei dem der IVD im Vergleich zum Herbst 2019 ein Plus von 2,7 Prozent auf durchschnittlich 2300 Euro pro Objekt verzeichnet und für Doppelhaushälften ein plus um 1,5 Prozent auf 2690 Euro.

Die Entwicklung des Mietmarkts deckt sich mit der des Markts für Kaufimmobilien. Dazu hatte der IVD Mitte Mai einen Bericht vorgelegt, mit dem Tenor, dass das Interesse nach wie vor so groß sei, dass die Preise nicht wesentlich unter Druck geraten werden. "Die Nachfrage ist wieder da, und es ist eine gute Nachfrage", bekräftigte am Dienstag Martin Schäfer, der Vorsitzende des IVD Süd. "Allenfalls bei den Spitzenpreisen ist sie etwas geringer, vermutlich weil ausländische Investoren nicht nach München reisen konnten."

Aber Schäfer, der das Münchner Immobilienunternehmen Rudolf Schäfer leitet, hat beobachtet, dass es zuletzt "vermehrt zu Zahlungsausständen gekommen ist, im gewerblichen wie auch im Wohnungsbereich". Vermutlich kämen Firmen und Privatpersonen, die Einnahmeausfälle eine Weile kompensieren konnten, nun an ihre Grenzen. "Das wird vielleicht noch die eine oder andere Wohnung auf den Markt bringen, weil die Leute gezwungen sind, sich zu verkleinern", vermutet Schäfer.

Der Bericht schlüsselt auch die Mietpreise für einzelne Stadtteile auf. Am günstigsten sind demnach Riem und Hasenbergl mit jeweils 13,20 Euro pro Quadratmeter. Unter den innerstädtischen Quartieren sind Sendling (15,50 Euro) und Untergiesing (15,50) noch relativ bezahlbar. Zur zweitteuersten Kategorie zwischen 18 und 20 Euro gehören etwa Au-Haidhausen (18,20) und die Maxvorstadt (19,10). Jenseits der 20 Euro liegen Herzogpark (20,30) und Altstadt-Lehel (21,20). Aber der Marktforscher Stephan Kippes geht davon aus, dass demnächst auch stadtweit ein Durchschnitt von 20 Euro erreicht werden dürfte - wenn auch noch nicht in diesem Jahr.

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SZ vom 17.06.2020/fema
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