Bilanz:1400 Wohnungen zu wenig

Baustelle "Meiller-Gärten", 2019

Gebaut wird in vielen Stadtteilen - von privaten Investoren ebenso wie von öffentlichen Trägern.

(Foto: Claus Schunk)
  • 7121 Wohnungen sind 2019 in München fertig geworden, das sind deutlich weniger als in den Jahren zuvor.
  • Dennoch berichtet die Stadtbaurätin von einem "dritten Rekordjahr", denn 2019 hat es keine Sondereffekte gegeben wie in den Jahren zuvor.
  • Zudem bremsen die Baukosten derzeit die Umsetzung zahlreicher Projekte.

Von Anna Hoben

8500 Wohnungen sollen jedes Jahr in München fertiggestellt werden. Das jedenfalls ist das Ziel, das der Stadtrat der Verwaltung vorgegeben hat. Im vergangenen Jahr hat die Stadt diese Marke allerdings deutlich verpasst. 7121 Wohnungen sind 2019 fertig geworden. 2018 waren es 8094, noch ein Jahr zuvor 8272. Und so verwundert es zunächst, wenn Stadtbaurätin Elisabeth Merk vom "dritten Rekordjahr in Folge" spricht. Zumal auch die Zahl der Genehmigungen zurückgegangen ist. 10 929 Wohnungen hat die Stadt 2019 genehmigt. Zum Vergleich: In den Jahren davor waren es 12 581 (2018) und 13 475 (2017).

Merk hat freilich Erklärungen dafür, warum 2019 auf den ersten Blick nicht so phänomenal ausgefallen ist wie die beiden Vorjahre. 2017 hätten die Baugenehmigungen für Freiham die Zahlen nach oben schnellen lassen; 2018 dann jene für das Areal der ehemaligen Bayernkaserne. Doch rechnet man diese Mammutprojekte heraus, dann war 2019 tatsächlich ein weiteres Rekordjahr. Bei den Fertigstellungen ist, anders als bei der Schaffung von Baurecht und bei Baugenehmigungen, der Einfluss der Behörden ohnehin begrenzt. Wie schnell es hier vorangeht, hat viel mit dem Markt an sich zu tun - zurzeit bremsen wohl auch die steigenden Baukosten. Man merke das bei eigenen Projekten, sagt Merk. Manchmal müsse man dreimal ausschreiben, weil Firmen wegen der Preise sagten: Das geht nicht. Sie rechnet damit, dass die Zahlen in den nächsten Jahren wieder nach oben gehen - auch weil zurzeit sehr viele Wohnungen genehmigt sind, deren Bau noch nicht begonnen hat.

Vergleiche man längere Zeiträume von fünf Jahren (konkret: 2010 bis 2014 und 2015 bis 2019), ergänzt Wohnungsbaumanager Martin Klamt, zeigten sich in allen Bereichen Steigerungen: bei der Schaffung von Baurecht um 56 Prozent, bei den Genehmigungen um 48 Prozent und bei den Fertigstellungen um 16 Prozent. Das am stärksten wachsende Segment sei übrigens der genossenschaftliche Wohnungsbau, "auch wenn das insgesamt nicht die ganz große Masse ist". Deutlich mehr Wohnungen als sonst haben 2019 die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG fertiggestellt. 1540 waren es - mehr als jede fünfte aller Wohnungen, die insgesamt fertig geworden sind. In den beiden Jahren zuvor waren es nur je um die 1000. Ein Beispiel sind die Wohnungen an der Carl-Wery-Straße in Neuperlach, ein Projekt, das in der Nachbarschaft zunächst umstritten gewesen war. Mit dem Ergebnis seien jedoch auch die Anwohner zufrieden; die neuen Mieter sowieso.

Erfreut zeigen sich die Stadtplaner auch über die Zahl der geförderten Wohnungen: 2173 seien 2019 bewilligt worden. Man könne da immer fragen, was dazu gehöre und was nicht, sagt Merk. "Aber so gut waren wir nach unserer Lesart noch nie." In ihren Anfangsjahren habe die Zahl bei unter 1000 gelegen. Viel Luft nach oben gibt es beim Belegrechtsprogramm: Gerade mal zwei Vermieter konnten 2019 davon überzeugt werden, ihre Wohnung der Stadt zur Verfügung zu stellen.

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